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Fades Wurmloch

von Malte Kirchner, 03.07.2003

Handlung:
Die Menschheit hat es geschafft. Der Frieden auf der Erde ist sichergestellt und fortan widmet sie sich der Erkundung des Weltraums und der Frage nach ihrer Entstehung. Unterbrochen werden diese Bemühungen plötzlich von einer gewaltigen Raumanomalie, die großes Unheil über die Erde bringt. Eine kleine Wissenschaftlergruppe in Sibirien ringt fieberhaft um eine Erklärung.

Kritik:
Wurmloch Weltfrieden, Glückseligkeit, totale Zerstörung und am Ende auch noch die Antwort auf die Frage der Existenz - all diese Themen versucht der Wissenschaftler Gerhard Lessner auf 190 Seiten zu behandeln. Dass ihm das nicht überzeugend gelingt, verwundert angesichts der Fülle der Themen nicht. Zu hoch gesteckt waren offenbar die Ziele dieser stark wissenschaftlich geprägten Erzählung.

Der Prolog über die letzten beiden Jahrhunderte führt den Leser zunächst auf die falsche Fährte. Dass die Menschheit "vernünftig" wird, ist - wie sich später herausstellt - für die Handlung gar nicht von Belang. Da der Prolog obendrein zu dick aufgetragen ist, macht es der Autor dem Leser nicht gerade einfach, in die Handlung einzusteigen.

Das ändert sich auch beim Szenenwechsel in die sibirische Beobachtungsstation nicht. Die Potenziale der durchaus gelungenen Charaktere versiegen in deren Abgesperrtheit. Jeder Anflug von Emotion bleibt in der Gedankenwelt. Erst als eine der Figuren stirbt, passiert für einen Augenblick etwas - und das in einer Weise, die nach der ganzen Emotionslosigkeit der vorhergehenden Handlung kaum nachvollziehbar und überzogen ist. Das Problem ist nicht, dass die Charaktere nichts füreinander empfinden, sondern dass sie nicht agieren. Damit geht der Handlung jegliche Dramatik verloren.

Genauso gefühlskalt bleiben die zahllosen Sitzungen, die der Autor fast protokollarisch wiedergibt. Sitzungssäale sind eben nicht als Schauplatz für zwischenmenschliche Beziehungen geeignet. Die Kulisse ist starr und frei von jeder Stimmung. Am Ende vermag auch der oft zu Überschwenglichkeiten neigende Erzähler nicht zu ändern, dass die Figuren der Handlung völlig farblos sind.

So bleibt am Ende nur der wissenschaftliche Aspekt: Das Modell des Wurmloches. Gerade den Star Trek-Fans sollte dieses Phänomen nicht unbekannt sein. Allenfalls die zerstörerische Dimension beleuchtet das Phänomen einmal von einer ganz anderen Seite als die häufig vorzufindenden Verherrlichungen in der SF-Literatur. Darüberhinaus belässt es der Autor aber beim oberflächlichen Exkurs in den Anmerkungen des Buches.

Gute Vorsätze alleine reichen nicht für einen guten Roman. Diese Erkenntnis gewinnt, wer sich das Erstlingswerk durchgelesen hat. Zu unklar wirkt die Zielrichtung: Sollte es ein menschliches Drama mit wissenschaftlichem Hintergrund werden? Oder ein wissenschaftliches Thema, dass beispielhaft an einer Situation veranschaulicht wird? In beiden Fällen: Zu oft und zu weit wird vom Wesentlichen abgeschweift. Weltfrieden und Sinnfrage sind Themenbereiche, die schon ein eigenes Werk erfordern und nicht nebenbei abzuhandeln sind. Auf der Strecke bleiben dabei leider die Charaktere.

Infos:
Titel: Wurmloch
Autor: Gerhard Lessner
Erscheinungsjahr: 2003 (Deutschland)
Preis: 22,90 €
CampusCons, Unterhaching
Features
 
 
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