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Star Trek in Köln

von Andrej Schwabe, 01.10.2003

Ralph Sander und seine Frau Ralph Sander ist gebürtiger Kölner und zwar seit 1963. Seine erste Veröffentlichung findet sich im Heyne Science Fiction-Jahrbuch 1987, sein erstes Buch erschien 1990 und seit 1995 ist er hauptberuflich Autor, Übersetzer, Lektor und Redakteur. Bekannt wurde er vor allem durch sein Buch „Das Star Trek-Universum“, das deutsche Standardwerk in Sachen Star Trek (erschienen sind bereits vier Bände). Er ist Autor vieler Kurzgeschichten, Romane und Artikel nicht nur für das Heyne SF-Jahrbuch, sondern auch für SF-Zeitschriften wie Starlog oder Space View.
Der Blitz-Verlag, in dem Sanders erster Krimi „Semper und der tote Vulkanier“ erschienen ist, wurde 1996 von Jörg Kaegelmann gegründet und setzt sich die Förderung deutscher Autoren zum Ziel. Über hundert Buchtitel und zum Teil mehrere Auflagen auch bereits 30 Jahre alter Kult-Serien sprechen für seinen Erfolg.

Handlung:
Semper und der tote Vulkanier Semper ist Kommissar der Kriminalpolizei Köln und als solcher sehr unerfahren mit Star Trek. Dass dies nicht zur Hürde bei seinem nächsten Mordfall wird, verhindert seine neue Kollegin Kamps. Auf der Suche nach dem Mörder eines Star Trek-Fans (als Vulkanier verkleidet) auf einer Convention erleben sie die unendlichen Weiten einer besonderen Spezies: der Science Fiction-Fans.

Kritik:
Das erste Drittel des Romans schleppt sich handlungstechnisch dahin und gewinnt erst an Fahrt, als die beiden Beamten sich in das Star Trek-Fandom vorwagen. Auch wird erst in der Hälfte überhaupt erst deutlich, in welchen Dimensionen sich der Mordfall eigentlich bewegt. Auch bis zum Ende gelingt es Sander, die Spannung durch immer neue Facetten und Wendungen des Falls zu steigern.
Der Mordfall selbst entwickelt sich sehr unregelmäßig und oft ist es leider der reine Zufall, der Kamps und Semper weiter bringt, bis dann am Ende doch noch ein wenig Denkarbeit von den beiden geleistet wird. Dieses Ende allerdings lässt den Leser in der Luft hängen, erwartet er doch angesichts der bisherigen kriminellen Dimensionen (Mord, Kinderpornographie, Betrug, Steuerhinterziehung...) doch ein „größeres“ Ende. Aber gut, es reicht ja bis dahin an krimineller Energie auch schon.
Die Beziehung zwischen Kamps und Semper ist schon interessant angelegt und verliert bis zum Ende nichts von ihrer Spannung. Denn die Charaktere selbst sind gut als Gegensatz geplant: Robert Semper versteht nichts von Computern (was leider oft dümmlich wirkt), hat eine Scheidung hinter sich und ist auch sonst abgebrüht von allerlei Verbrechen. Martina Kamps hingegen ist eine schöne, witzige, beinharte Frau, kann besser mit Computern und kennt sich ein wenig im Fandom aus. Beide sind jedoch Personen, denen man problemlos an der nächsten Straßenecke begegnen könnte, und eben deshalb Sympathieträger.

„Semper und der tote Vulkanier“ ist ein Krimi. Und da Krimis spannend und aufregend sein sollen, beschäftigen sich richtig gute mit besonderen, vor allem aber absonderen kriminellen Persönlichkeiten.
Diesmal sind die Rollen interessanterweise vertauscht – nicht der Täter ist der eigentlich „Gestörte“, sondern das „vulkanische“ Opfer. Und nach der Lektüre des Romans, bekommt man den Eindruck, auch ein Großteil des Star Trek-Fandoms sei nicht ganz richtig im Kopf. Wenn die sich nämlich nicht gerade wie verrückt um Trading Cards reißen oder sich Filme und Serien aus dem Netz saugen, so sind sie kriminell und handeln mit Kinderpornos. Ralph Sander schildert das Fandom mit sehr gutem Detailwissen, aber dass wir dümmlich, psychisch krank, kriminell und verklemmt sind, deckt sich nicht mit meinem Erfahrungsschatz. Mag der geneigte Fan diese Handlungspersonen noch als Randgruppe identifizieren, so gilt dies doch nicht für einen Außenstehenden. Gefährlich ist deshalb auch der Klappentext, der Ralph Sander als einen Autor anpreist, der „weiß, worüber er schreibt“. Warum Sander sich nicht gerade deswegen um eine eindeutige Abgrenzung bemüht hat, ist mir schleierhaft.

Ralph Sander benutzt Star Trek in seinem Buch als nette Dekoration, vor der er die Krimi-Handlung ablaufen lässt. Diese ist nicht besonders neuartig, aber auch nicht zu gewöhnlich und stereotyp, um langweilig zu sein. Klischee behaftet sind dafür umso mehr die Personen, mit denen er die zwei Protagonisten konfrontiert und die die Qualität des Romans auf die einer „Kommissar Rex“-Episode herab senken. Schade eigentlich, Sander ist nämlich nicht schlecht als Romanautor.

Fazit: Wer mal abkommen möchte vom Star Trek-Einerlei, das bei Heyne monatlich erscheint, und ein bisschen Kontroverses lesen mag, der sollte zu diesem (durchschnittlichen) Roman greifen.

ACHTUNG: Dieses Buch ist eine Exklusivproduktion der BLITZ-Verlag GmbH und nicht im Handel erhältlich. Infos findet der Interessierte unter www.blitz-verlag.de oder per Post bei BLITZ-Verlag GmbH; PF 1168; 51556 Windeck.

Infos:
Titel: Semper und der tote Vulkanier
Autor: Ralph Sander
Erscheinungsjahr: 2003
Preis: 9,90 €
Blitz-Verlag GmbH, Windeck
Features
 
 
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