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Eine Epidemie, die keine ist

von Andrej Schwabe und Florian Schwabe, 20.06.2002

David Bischoff hat bisher Filmbücher zu "Gremlins" und "The Crow" verfasst ebenso wie eine Trilogie mit dem reißerischen Titel "UFO - Verschwöung", einen SeaQuest-Roman namens "Der Koloß" und dieses TNG-Büchlein.

Handlung:
Die Enterprise empfängt den Notruf einer entlegenen Wissenschaftsstation auf dem Planeten Phädra (nach der griechischen Mythenfigur benannt). Ein Landungsteam findet die Station völlig zerstört auf - nur eine Geologin und ihr Sohn haben überlebt. Als auch die Enterprise immer schwerwiegendere technische Probleme erleidet, wird Picard klar, was die Ursache war.

Kritik:
Bischoff konfrontiert den Leser bereits am Anfang mit den Konsequenzen der Handlung, die sich in den nächsten Kapiteln in einem Flashback vollzieht. Doch damit beginnen auch gleich die Widersprüche. Offenbar spielt TNG jetzt im 25. Jahrhundert, Riker und sein Vater scheinen sich in seiner Jugend super verstanden zu haben (was "Rikers Vater" widerspricht), Data soll ein physisches Abbild seines Erschaffers Noonian Soong sein (was "Die ungleichen Brüder" widerspricht) und Geordi meint scherzhaft, als er keinen Visor mehr hat, dass er jetzt einen Blindenhund benötigt. Da wirft sich nicht nur die Frage nach der Tiefe von Geordis Geschichtskenntnissen auf, sondern vor allem, ob Herr Bischoff TNG aufmerksam verfolgt hat oder mit dem Buch nur ein bisschen Geld verdienen wollte.

Und Ähnliches lässt sich auch für die Charaktere formulieren. Obwohl das Buch etwa zur Zeit der sechsten TNG-Staffel erschienen ist und in der fünften TNG-Staffel spielt, kommt Picard noch ziemlich eigenbrötlerisch und arrogant rüber. Zudem pflegt Data überraschend laxen Umgang mit ihm eigentlich fremden Redewendungen. Und über die anderen Charaktere lässt sich nicht viel sagen, weil wieder mal Picard und Data die einzigen wirklich aktiven sind.
Bischoff hat zudem das Problem, dass er zuviel erklärt, was der Geschichte viel Spannung nimmt, die sie vorher mühsam aufgebaut hat. Und die Sache um die Zerstörung der Station ist wirklich anfangs sehr interessant und spannend erzählt.
Ach ja, und dann ist dann noch der Nebenstrang um Data und der jungen, autistischen Penelope, die dringend männlichen Kontakt braucht, weshalb sie Troi mit Data zusammenpackt, damit sie ein wenig lernt. In dieser klischeehaften Soße verarbeitet Bischoff Teile aus "Datas Freundin" und einige Lehrbuchpassagen zu Autismus, die mich ungefähr so vom Hocker gerissen haben wie mein früheres Bio-Buch. Glücklicherweise kann der geduldige Leser noch mit einer kleinen Kehrtwende zu ein bisschen mehr Dynamik und Unterhaltung rechnen.

Der hauptsächliche Teil der Geschichte ist ebenfalls nicht neu, sondern ein schlecht geklauertes und zusammen geschustertes Potpourri der TNG-Folgen "Ein Planet wehrt sich", "Die Macht der Nanniten und "Das Recht auf Leben". Unverständlich, weil völlig unbegründet, ist mir auch der eiserne Wille des Admirals, die Enterprise zu vernichten - aber das müsst ihr selbst lesen, ich will hier nichts verraten.

Fazit: Nichts Großes oder Neues, eher wie eine mittelmäßige Episode aus den frühen TNG-Staffeln. Absolut kein Muss.

(gandalf)

Infos:
STAR TREK - The Next Generation, Band 29
Titel: Die Epidemie (Grounded)
Autor: David Bischoff
Erscheinungsjahr: Deutschland: 1995, USA: 1993
Deutsche Übersetzung von Horst Pukallus
Preis: 12,90 DM (entspricht 6,60 €)
Wilhelm Heyne Verlag, München

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