Neue Menschen
von Andrej Schwabe, November 2000
Dies
ist der zweite und bisher letzte Star Trek-Roman des Autorenduos Sondra
Marshak & Myrna Culbreath, das bereits das mittelmäßige „Prometheus-Projekt“
verfasst hat.
Handlung:
Die Enterprise soll einen Botschafter durch ein Raumgebiet transportieren,
in dem schon etliche Raumschiffe verschollen sind. Der Botschafter selbst
gehört einer Einheit aus Neuen Menschen, die sich in einem Kollektiv
vereinigt haben, um die, wie sie meinen, nächste Evolutionsstufe zu
erklimmen. Währenddessen fängt die Crew den Funkspruch eines Freien
Agents auf, der offensichtlich in Not steckt.
Kritik:
Ja, ihr habt
richtig gelesen: Neue Menschen in Kollektiven! - das sind so ziemlich die
ersten borgähnlichen Aliens, die ich bei Star Trek ausfindig machen
konnte.
Das Autorenduo kümmert
sich aber nicht nur um exotische Aliens, sondern auch (zumindest anfangs
noch) um den Konflikt zwischen Individuum und Kollektiv, dem Konflikt
zwischen der Liebe und dem Charakter einerseits und der Macht und
Gesichtslosigkeit andererseits. Dummerweise zerlatschen sie durch ewige
Wiederholungen die Ansätze gänzlich und verhindern eine Entwicklung
effektiv. Und auch das ständige Hochhalten der Liebe als Allheilmittel
ist am Ende einfach nur peinlich (Stichwort Hippies).
Zur Handlung bleibt auch
nicht besonders viel Positives zu berichten: Alles wirkt übermäßig
konstruiert (jeder scheint hier jeden grundlos zu kennen), übertrieben
(vor allem die Kämpfe) oder unglaubwürdig, so hat Kirk zum Beispiel eine
Ausdauer wie ein Elephant und der Föderationsrat dessen Gehirn: Er
schickt die Enterprise einfach so auf Wunsch eines Botschafters und denkt
nicht mal über mögliche Fallen nach. Der Schreibstil ist anfangs noch
erfrischend anders, irgendwie comichaft, langweilt aber später nur noch
durch ausgedehnte Kämpfe. Was für das Konzept des Kollektiv gilt, trifft
hier auch auf Lebensenergie/psionische Felder etc. zu, von denen man alle
drei Sätze mal liest. Solch einen großflächigen Einsatz erfahren die
Begriffe bei Star Trek erst wieder in Voyager. Ebenfalls extensiv benutzt
werden Figuren aus der griechischen Sagenwelt, was irgendwie nicht so
recht in die Geschichte hineinpasst.
In Sachen
Unglaubwürdigkeit stehen die Charaktere der Handlung keineswegs nach.
Unlogisch, unmotiviert und übertrieben wandeln sie durch die Story und
beugen sich den Forderungen der Story. Natürlich sind die Serienfiguren
allesamt ganz ordentlich getroffen, aber wenn Spock einfach so von der
Logik zum Pon Farr und dann wieder zur Logik switcht, bleibt der Charakter
Spock halt auf der Strecke. Die Freie Agentin (ein Beruf, für den man
offenbar einen gottgleichen Körper benötigt) Sola wird als recht toughe
Frau eingeführt, verliert aber im Zuge der Handlung immer mehr an
Charakter und ist später eigentlich nur noch deren Erfüllungsgehilfin.
Schade...
Also unterm Strich nur ein Roman, der zwar
im ersten Drittel ganz gut beginnt, aber schrittweise an Qualität
verliert: Nicht empfehlenswert.
(gandalf)
Infos:
STAR TREK - Classic, Band 11
Titel
:
Tödliches Dreieck (Triangle)
Autor
:
Sondra Marshak & Myrna Culbreath
Erscheinungsjahr:
Deutschland: 1987, USA: 1983
Deutsche
Übersetzung von Andreas
Brandhorst
Wilhelm
Heyne Verlag, München