Deutscher StarTrek-Index  
INTERVIEWS: Richard Arnold
 von Yann-Patrick Schlame (yann@startrek-index.de)  

Als Berater von Gene Roddenberry wirkte Richard Arnold an der Entwicklung von TNG maßgeblich mit. Aber auch nach diesem Lebensabschnitt sollte er weiterhin in Sachen Star Trek aktiv bleiben. Wenn es um Star Trek geht, ist er fast immer der richtige, wenn man nach neuen Informationen sucht. Die DSi Redakteure Yann-Patrick Schlame und Malte Kirchner hatten kurz vor Beginn der Convention am Freitag Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.

DSi: Wie kamen Sie zu Star Trek?

Arnold: Wie ich ein Fan wurde? Als es 1966 das erste mal ausgestrahlt wurde, war ich 12 Jahre alt - genau das richtige Alter, um die Comic-Bücher bei Seite zu legen und stattdessen Science Fiction-Filme zu schauen und Science Fiction-Bücher zu lesen. Da ich Science Fiction bereits mochte, war es nur natürlich; mir gefiel die Sendung, mir gefiel die Story, mir gefiel die Botschaft. 1969, als die Serie endete, besuchte ich im Alter von 15 Jahren meine erste Convention, und das veränderte mein Leben. Ich fing an, alle möglichen Conventions zu besuchen, denn damals gab es noch keine reinen Star Trek-Conventions.

DSi: Also sind sie Fan der ersten Stunde?

Arnold: Oh ja, seit der allerersten Stunde. Nachdem ich drei Jahre lang allgemeine Science Fiction- und Fantasy-Conventions besucht hatte, ging ich 1972 auf die erste reine Star Trek-Convention, die in New York stattfand, traf dort Gene Roddenberry - und das veränderte mein Leben einmal mehr. Ich fing an, alle Star Trek-Conventions zu besuchen. 1974 zog ich nach Los Angeles, und kurz darauf beschloß Paramount, eine neue Serie zu machen - ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

DSi: Und dann wurden Sie Berater?

Arnold: Für 10 Jahre wurde ich Fan-Berater, ein Bekannter im Büro. 1986, also 10 Jahre später, überredete Gene das Studio, mich einzustellen, und so wurde ich für etwas mehr als die nächsten fünf Jahre offizieller Star Trek-Berater. Als Gene starb, wurde das Büro geschlossen, und ich wurde für weitere neun Jahre unabhängiger Berater. Gegenwärtig arbeite ich für Creation Entertainment, die eine Menge Star Trek-, Xena-, Hercules- und Buffy-Conventions organisieren, als Star Trek-Berater, obwohl ich auch mit Paramount Home Video zusammen arbeite, und für den offiziellen Star Trek-Fanclub schreibe. Man kann sagen, Star Trek ist ein grundlegender Teil meines Lebens.

DSi: Wie denken Sie über die Entwicklung, insbesondere in Bezug auf DS9, denn die Serie entwickelte sich in eine völlig andere Richtung...

Arnold: Ich würde es nicht "eine andere Richtung" nennen. Ich würde sagen, es schwenkte um, es entgleiste, wie man sagt. Die Serie lief mit Absicht in eine andere Richtung, man bemühte sich, es dunkler zu machen. Man führte die durchgängige Kriegshandlung ein, und zugleich ging man weg vom Aspekt der Moralorientiertung hin zu einer stärkeren Charakterbetonung, was bei Star Trek zuvor noch nie der Fall gewesen war. Daher wurde es auch zu einer Seifenoper, denn man mußte Woche für Woche jede Folge sehen, um auf dem Laufenden zu bleiben, womit man die Freiheit einbüßte, die Star Trek zuvor immer gehabt hatte. Also ja, es war sehr viel anders; an Stelle der externen Perspektive wurden die Dinge aus der Ich-Perspektive gezeigt, es gab eine Reihe von großen Veränderungen, ganz sicher war die Stimmung anders, und es gab interne Konflikte, wie sie vorher noch nie zu sehen gewesen waren. Dennoch war es eine eigene, abgeschlossene Star Trek-Welt mit einem festen Publikum. Dann kam Voyager und brachte den Zug gewissermaßen wieder zurück aufs Gleis, obgleich man das Problem hatte, verloren zu sein und den Weg zurück nach Hause finden zu müssen - aber zumindest versuchte man wieder, Woche für Woche verschiedene, unabhängige Geschichten zu erzählen, so daß der Zuschauer nicht jede Episode sehen muß, um auf dem Laufenden zu bleiben. Dadurch war Voyager irgendwie näher an dem, was Gene gewollt hätte. Beide Sendungen, Deep Space Nine und Voyager, haben von Zeit zu Zeit echte, Roddenberry-typische Geschichten erzählt, aber sicher nicht so oft wie die Next Generation. Die dritte und vierte Staffel der Next Generation sowie die zweite Staffel der Original-Serie waren wohl das beste Star Trek - zumindest meiner Meinung nach.

DSi: Was denken Sie über die neue Serie?

Arnold: Es gibt keine neue Serie! Es gibt weder einen neuen Film, noch gibt es eine neue Serie, okay? Es gibt kein Script, und man hat erst mit einem der Darsteller einen Vertrag gemacht...

DSi: ... aber ist es die richtige Zeit, um eine neue Serie zu starten?

Arnold: Ob es die richtige Zeit ist? Nein! Nein. Man muß Voyager beenden, was voraussichtlich gegen Ende des Jahres der Fall sein wird, und dann sollte man, denke ich, eine vielleicht einjährige Pause einlegen. Wenn der Film denn gelaufen ist, kann man ohne Hast eine neue Serie entwickeln. Stattdessen versucht man genau jetzt... tatsächlich wollte man die neue Serie schon parallel zum letzten Jahr von Voyager laufen lassen, doch dafür ist es ja nun zu spät. Nun plant man, die Ausstrahlung direkt an Voyager anknüpfen zu lassen, was meiner Meinung nach wiederum bedeutet, daß man es übereilt, da nicht mehr so viel Zeit dafür zur Verfügung steht - die Serie sollte sich dann schon längst in der Entwicklung befinden. Es ist an Rick [Berman] und Brannon [Braga], das Studio dazu zu bewegen, die Serie abzusegnen, aber bis jetzt ist ihnen das noch nicht gelungen. Bevor etwas abgesegnet ist, können sie aber nicht wirklich loslegen, also gibt es gegenwärtig noch keine neue Serie, obwohl sicher Interesse besteht - das Studio ist wirklich interessiert, verhält sich aber zugleich zurückhaltend.

DSi: Es ist interessiert, weil eine Menge Geld lockt...

Arnold: Oh ja! Sie haben gerade die Next Generation, Deep Space Nine und Voyager für Ausstrahlung per Kabel - nicht Syndication, keine Network-Ausstrahlung, sondern für Kabel - angeboten, und zwar für 364 Millionen Dollar - eine ganze Menge Geld! Also, ja, sie wollen es definitiv wegen des Geldes.

DSi: Aber gestern haben die Networks NBC und FOX ihr Interesse an der neuen Serie bekundet...

Arnold: An der neuen Star Trek-Serie?

DSi: Ja.

Arnold: Aber noch einmal, es gibt keine neue Serie [lacht]! Das Problem ist das folgende: wenn Paramount einem NBC, einem CBS, einem ABC oder einem FOX erlauben würde, die neue Sendung in ihrem Programm auszustrahlen, hätte man sich mit deren Bossen herumzuschlagen, die dann sagen könnten: "Nun, wir wollen dies in der Sendung, und wir wollen das...". Das würde die Schreiber und die Produzenten beeinträchtigen, die im Moment kaum vom Studio gelenkt werden. Ein Network, auf dem die Serie ausgestrahlt wird, hätte einen enormen Einfluß auf die Sendung und würde sie vermutlich ruinieren; es war für Gene fast unmöglich, das Star Trek zu machen, das er wollte, und ich bin sicher, Rick würde heute das gleiche Problem haben - nichts hat sich geändert...

DSi: Wie ist es mit dem Timing des nächsten Star Trek-Filmes? Es hieß, es wäre eine gute Idee, erst einmal zu warten, bis die ersten drei Star Wars-Episoden gelaufen sind, bevor/falls ein neuer Star Trek-Film ins Kino kommt/kommen sollte.

Arnold: Nun, zuerst einmal nehmen Sie an, daß die Studios Dinge Planen - das tun sie nicht. Wenn sie die Gelegenheit sehen, Geld zu machen, dann ergreifen sie sie, sie müssen auf gar nichts warten. Es gibt ein Star Trek-Publikum, und es gibt ein Star Wars-Publikum, das hat man bereits bewiesen. Es gab schon Star Trek-Filme, die zwischen Star Wars-Filmen liefen, und das hat sich kein Bißchen auf die Kassen ausgewirkt. Die Star Wars-Filme... die Star Wars-Fangemeinde steigt auf einen Spitzenwert, wenn es einen Film gibt, sackt dann aber wieder ab, bis der nächste kommt; es ist ja nicht so, daß sich die Leute zwischendurch nichts anderes mehr anschauen würden. Star Trek IV machte eine Riesenmenge Geld, mehr als jeder andere Film mit Ausnahme des ersten, und das war kurz nach dem letzten... nach Return of the Jedi, welcher 19... 80? [grübelt] lief - es ist also durchaus möglich, daß beide zur selben Zeit anlaufen; nicht ganz gleichzeitig vielleicht. Hoffentlich wird Star Trek [X] vor Star Wars [II] laufen. Aber ich denke nicht, daß die Studios sich so viele Gedanken um andere Filme machen; ich glaube, daß Star Trek ein "eingebautes" Publikum hat, daß den Film in jedem Fall anschauen wird, egal, was da kömmen möge.

DSi: Wissen Sie irgendetwas über die Besetzung/die Crew des neuen Films, wenn bzw. falls er kommt?

Arnold: Sowohl Brent [Spiner] als auch Patrick [Stewart] haben, glaube ich, gesagt, daß sie nur im nächsten Film mitspielen werden, wenn die gesamte Next Generation-Besatzung mitspielt. Sie wollen nicht, daß der Film eine Mixtur aus den Serien wird, und das respektiere ich wirklich, denn es zeigt ihre Loyalität gegenüber denen, die sie als ihre Familie ansehen. Es wird also keine Mischung verschiedener Star Treks werden, sondern ein reiner Next Generation-Film, und vermutlich der letzte, denn ich denke, daß sie alle bereit sind, aufzuhören.

DSi: Patrick und Brent haben, glaube ich, schon gesagt, es würde ihr letzter Star Trek-Film werden.

Arnold: Nun, sie sagten, es würde *ihr* letzter sein, aber ich denke, daß die anderen ebenfalls soweit sind, aufzuhören. Ich glaube nicht, daß sie Lust haben, zu... wie Marina [Sirtis] heute Morgen sagte: sie hatten niemals wirklich einen Abschied. Als die Serie zu Ende war, ging es gleich mit dem ersten Film weiter; nach zwei Jahren kam der nächste Film, nach weiteren zwei Jahren dann der dritte, und nun ist der vierte kurz vor dem Start. Dadurch hatten sie keine Zeit, "Auf Wiedersehen" zu sagen, es kommt gewissermaßen immer wieder zurück und hindert sie daran, zu weit weg zu gehen. Sie wollen es wirklich zu einem Abschluß bringen und sich nun ihren Karrieren sowie ihrem Leben zuwenden. Ich will nicht sagen, daß ich es für eine gute Idee halte, wenn alle tot enden, aber es wäre schön, wenn sie es diesmal zu einem Abschluß bringen könnten - und sie haben mit Sicherheit einen wunderbaren Autor für den Film -

DSi: John Logan?

Arnold: John Logan. Er ist Star Trek-Fan.

DSi: Er schrieb...

Arnold: Gladiator. Er ist sehr angesehen - und das Studio hätte ihn sich mit Sicherheit nicht leisten können, wenn er kein Fan wäre...

DSi: Und nach dem zehnten Film, was denken Sie, was als nächstes kommen wird? Ein Voyager-Film, ein DS9-Film, oder etwas ganz anderes?

Arnold: Ich kann mir keinen Deep Space Nine-Film vorstellen, ich kann mir nicht vorstellen, wie sie das machen sollten - die Kulissen sind alle zerstört, und es wäre sehr teuer, sie von Grund auf neu errichten zu lassen. Nachdem der letzte Film so teuer war, glaube ich kaum, daß sie von Grund auf alles neu errichten werden. Zudem sind die Charaktere alle in verschiedene Richtungen gegangen. Man muß eine sehr gute Story finden, um sie wieder zusammenzubringen - nicht, daß die Autoren dazu nicht in der Lage wären, aber es wäre jedenfalls eine wesentlich größere Herausforderung, als die Enterprise-Crew wieder zusammenzubringen, was vergleichsweise einfach ist. Voyager will ihr zu Hause, da gibt es keine Story. Das ist wie mit der Sitcom Gilligans Island: sobald sie gerettet waren, gab es keine Story mehr. Und dennoch hat man später eine Reihe von Filmen gedreht, wo sie wieder auf die Insel zurückkehrten, weil es ihnen nicht gefiel, gerettet zu sein...

DSi: Wie Lost World bei Jurassic Park...

Arnold: Richtig. Es ist also möglich, die Voyager-Crew wieder zusammen auf dieses Schiff zu bringen und sie auf eine Forschungsmission zu schicken, was aber voraussetzen würde, daß irgendjemand eine Story hervorbringt. Seven of Nine gehört nicht zur Sternenflotte; Chakotay und die anderen Maquis-Crewmitglieder würde man wohl kaum gleich wieder in ein Sternenflottenschiff stecken - ich meine, sie müßten schon irgendeinen Prozeß mitmachen, da sie Kriminelle waren, die letzten der Föderation. Sie werden wohl kaum als Helden zurückkommen, sondern eher wie ganz normale Leute, denn sie waren nicht da draußen, um die Galaxie zu retten, wie es die Enterprise war. Neelix hätte auf einem Sternenflottenschiff nichts zu tun, das Programm des Doktors würde vermutlich auseinandergepflückt und untersucht werden. All diese Charaktere wieder für einen Film zusammenzubringen, wäre schwer zu erklären, gegenüber der Enterprise-Crew. Also, ja, das ist eine ganz schöne Herausforderung.

DSi: Spock wurde für einen Film wiedergeboren...

Arnold: Nun, das war nötig. Das war nötig, er hätte gar nicht erst getötet werden sollen.

DSi: Warum war es nötig - wegen des Fandoms, oder wegen des Geistes von Star Trek?

Arnold: Nun, okay, wenn man eine Familie von Charakteren hat, ganz besonders, wenn sie alle Facetten einer Persönlichkeit sind, mit Spock als Logik, McCoy als Leidenschaft und Kirk als Held, und man eines der Elemente wegnimmt, dann fehlt etwas. Der Grund, aus dem Spock getötet wurde, war, um Leonard [Nimoy] glücklich zu machen, aber nicht, weil es so eine gute Story gewesen wäre - es war nur ein Weg, den Schauspieler glücklich zu machen. Und es war, was Harve [Bennet] sagte: "Wie wäre es, wenn wir Dich diesmal töten?" Das war es, was Leonard an dem Film faszinierte. Das war für ihn eine großartige Erfahrung, besonders nach dem ersten Film, bei dem es nicht so war, daß er sich dann darauf freute, einen weiteren Film zu machen, was ihm zudem die Möglichkeit eröffnete, Regie zu führen: "Okay, ich komme wieder zurück, aber ich will Regie führen." Das hatte er sich schon immer gewünscht, sogar schon während der Original-Serie, nur hatte er nie die Gelegenheit bekommen. Gene hatte ihn dabei unterstützt, doch das Studio ließ es wegen des Networks nicht zu. Man mußte ihn wirklich zurückbringen, um die Familie wieder zu vervollständigen. Wenn man etwas zurückgibt, muß man etwas anderes dafür nehmen, also nahmen sie die Enterprise weg - aber es zeigte sich, daß die mittlerweile ebenfalls zu sehr zu einem Charakter geworden war, also mußten sie sie wieder zurückbringen. Star Trek, das sind alles Facetten, man kann noch nicht einmal das Schiff wegnehmen, denn es ist alles eine große Familie, das Schiff eingeschlossen. Es funktionierte am besten, wenn es vollständig war.

DSi: Haben sie irgendwelche Informationen bezüglich des Regisseurs des neuen Films?

Arnold: Bis jetzt gibt es noch keinen Regisseur.

DSi: Wissen Sie, wer interessiert wäre? Jonathan...

Arnold: Oh, ich bin sicher, es gibt eine Menge... Jonathan [Frakes] hätte bestimmt großen Spaß daran, er hat ja schon zwei Stück gedreht. Aber es ist zu früh dafür, es gibt noch kein Drehbuch, es gibt ja noch nicht einmal eine Story. Bevor das Studio etwas absegnet, wird sich John sicher nicht dransetzen und loslegen, denn er könnte nebenbei nichts anderes mehr machen. Es macht keinen Sinn, sich jetzt schon nach einem Regisseur umzusehen. Wenn man ein Drehbuch hat, holt man einen Regisseur. Und zudem, wenn man seine Besetzung hat... bis jetzt haben sie es gewissermaßen erst mit einem der Darsteller ausgehandelt, mit dem Rest müssen sie es noch aushandeln.

DSi: Vielen herzlichen Dank!

Arnold: Gern geschehen.

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