'Generations'-Cuts:
Die Erfindung des Rades
von Malte Kirchner (malte@startrek-index.de)
Wenn
Trekweb.com und Section31.com, zwei der großen internationalen Star
Trek-Sites, wobei Trekweb sogar auf einem dedizierten Server plaziert ist,
unter der Last von Downloads zusammenzubrechen drohen und es sich bei
diesen Downloads gar nur um qualitativ schlechte und untereinander
eigentlich zusammenhangslose Schnippsel eines Films von 1995 handelt, so
ist das schon ein denkwürdiges Ereignis im sonst in der letzten Zeit so
begeisterungsträge gewordenen Fandom. Das Onlinestellen der geschnittenen
Szenen aus 'Generations' stellt in zweierlei Hinsicht eine Sensation dar:
Zum einen wird durch die Begeisterungswelle der Fans eindrucksvoll
bewiesen, wie sehr doch solche Extras auf den Star Trek-DVDs bislang
vermisst wurden. Zum anderen sind es nicht länger nur Textinformationen,
die sich aus den Paramount Studios heraus ihren Weg ins Internet bahnen.
Die Sensation war
perfekt...
.. als
Section31.com plötzlich mit der großen Überraschung aufwartete, dass
man ein Video zugespielt bekommen habe, das Szenen enthält, die im
siebten Star Trek-Film 'Generations' letztlich doch nicht verwendet
wurden.
Die Qualität der
Aufzeichnungen ist milde gesagt sehr bescheiden. Das Bild ist eine einzige
Katastrophe, die Aufzeichnung ist stellenweise verzerrt und durch Rauschen
unterbrochen. Durch die Einblendungen oben und unten wird auch sehr
schnell klar, dass es sich hierbei nicht um Material handelt, was an die
Öffentlichkeit gelangen sollte.
Die Brisanz des Inhalts ist
sehr unterschiedlich. Am brisantesten ist wohl das alternative Ende, was
man ursprünglich einsetzte, in dem Kirk erschossen wird. Die Resonanz auf
dieses Ende war in der Testvorführung nicht sehr gut - man hielt das Ende
für zu schlicht und damit nicht würdig genug für Kirk -, weshalb sich
das Produktionsteam ein weiteres Mal in die Wüste aufmachte, wo die Szene
auf Veridian III mit dem neuen Ende, in dem Kirk mit der Brücke in den
Abgrund fällt, nachdem Soran besiegt wurde, gedreht wurde.
Untergegangene
Dialoge
Andere geschnittene Szenen sind dagegen unverfänglicher, da sie sich
problemlos in den endgültigen Handlungsverlauf einordnen und vermutlich
nur herausgeschnitten wurden, weil der Film sonst einfach zu lang geworden
wäre.
So gibt es nach dem
Verschwinden Kirks eine Szene (siehe Bild links), in der Scotty und Chekov
gezeigt werden, wie sie schockiert auf das vermeintlich schnelle Ende
Kirks reagieren. In der Endfassung blieb lediglich die Szene, in der sich
Harriman, Scotty und Chekov auf Deck 15 treffen und aus der zerstörten
Deflektor-Sektion ins All blicken. Zusammen mit dem Herausschneiden der
Fallschirmszenen am Anfang des Films reduzierte man den TOS-Anteil des
Films damit auf ein Minimum, obwohl anfangs weitaus mehr geplant war.
Wenngleich jedoch unklar bleibt, ob diese Szenen wesentlich zur Aussage
des Films beigetragen hätten.
Worf ging nur einmal
unter!
Interessant
sind bei den herausgeschnittenen Szenen vor allen Dingen auch jene, wo
eigentlich unwichtige Details plötzlich ganz anders realisiert wurden.
Ein gutes Beispiel dafür
ist die Szene auf der Holodeck-Enterprise, in der Worf von der Pritsche
ins Wasser fällt. In der Endfassung des Films klettert Worf bereits an
der Schiffswand hoch, während Data Dr. Crusher ins Wasser stürzt. In der
Endfassung reisst Crusher Worf dabei ein weiteres Mal mit.
Ganz anders in der
ursprünglichen Fassung: Hier ist die Szene nicht nur um einiges länger,
da neben der Reaktion Geordis auch noch die von Riker und Picard sowie
einiger Holodeck-Mannschaftsmitglieder gezeigt werden - Worf stürzt hier
auch kein zweites Mal ins Wasser!
Er
streckt lediglich die Hand nach Crusher aus, die er jedoch nicht zu halten
vermag und setzt seinen Weg zurück an Bord fort.
Der Beweis
Doch egal wie wesentlich oder unwesentlich die einzelnen Szenen
letztlich sein mögen, ist das Interesse an ihnen doch ungebrochen. Die
Tatsache, dass diese Szenen existieren, zeigt auch, dass der entsprechende
Wohlwollen seitens Paramount wahrscheinlich genügt hätte, um diese
Extras zu realisieren.
Der europäische Markt hat
diese Situation längst erkannt: "Wir
[...] weisen unsere
Kollegen in L.A. jedesmal auf die mangelnde
"Extra-Ausstattung" der DVD's und die daraus
resultierende Verärgerung der Fans hin" antwortete Torsten
Nobst, Produktionsleiter bei Paramount Deutschland auf die Frage eines
Fans, ob denn auf den kommenden DVDs mit mehr Extras zu rechnen sei.
Am Ende sind derzeit
irgendwie alle Verlierer: Die Fans, weil sie letztlich lange und mühsame
Downloads auf sich nehmen müssen, um an die begehrten Cut Scenes
heranzukommen und weil das Material qualitativ alles andere als
berauschend ist. Sowie auf der anderen Seite Paramount, weil sie es
versäumten, für die DVDs einen solchen Anreiz zu schaffen, der
vermutlich die Verkaufszahlen noch weitaus höher hätte ausfallen lassen
können, als dies letztlich bei 'Generations' der Fall war. Während
MI:2-Fans von Paramount mit einer Zusatz-DVD geradezu verwöhnt wurden,
gucken Star Trek-Fans in die Röhre.
Dass allerdings schwer zu
beschaffendes Material plötzlich im Internet auftaucht und die Resonanz
darauf gewaltig ist, spricht auf alle Fälle für sich...