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TNG 5.26 Gefahr aus dem 19. Jahrhundert Teil I


Time's Arrow Part I

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 45959,1
Die Enterprise wird zur Erde gerufen, da archäologische Funde darauf hindeuten, dass sich vor 500 Jahren Außerirdische dort befanden. Noch erschreckender: Datas Kopf befindet sich in einer seit Jahrhunderten nicht mehr geöffneten Höhle. Offensichtlich wird Data irgendwann in der Zukunft in die Vergangenheit reisen und dort getötet werden. Geordi entdeckt fossile Rückstände, die auf eine unbekannte Spezies hinweisen; einen der gefundenen Stoffe kann man nur auf Devidia II im Marrab Sektor finden. Also bricht man dorthin auf.
Während der Reise bemerkt Data, dass alle sich ihm gegenüber verändert verhalten, obwohl ihm der Gedanke, um seinen Tod zu wissen, nicht unangenehm ist: Er hatte sich oft gefragt, ob er ewig leben würde. Nachdem er sich mit Guinan darüber unterhalten hat, bemerkt diese zu sich selbst: "Der Kreis schließt sich."
Auf Devidia II angekommen, kann man triolische Wellen in einer Höhle orten, wie sie auch auf der Erde entdeckt wurden. Während Riker mit einem Außenteam die Höhle untersucht, belässt Picard Data vorsichtshalber auf dem Schiff, obwohl Data bemerkt, dass sich das Schicksal nicht aufhalten lässt. Geordi erkennt eine temporale Verzerrung von 0,004 Sekunden, und Deanna spürt Leben in dem Raum, obwohl niemand zu sehen ist. Geordi erklärt, dass sich durchaus Personen dort aufhalten können, allerdings in einer anderen Dimension.
Um eine Verzerrung von nur 0,004 s mit einem Kraftfeld auszugleichen, benötigt man einen extrem genauen Compiler - so wie Datas positronische Matrix einen enthält. Data modifiziert seinen Kommunikator, damit die anderen ihn hören können, wenn er die Verzerrung ausgleicht und in die andere Dimension geht, allerdings wird er keine Signale von ihnen empfangen können. Als er soweit ist, berichtet er per Kommunikator, was er sieht: In der Höhle sitzen große, silbergraue Gestalten, die Energiefragmente aufnehmen, welche von einem sonderbaren Gerät abgegeben werden. Die Gestalten scheinen keine Notiz von ihm zu nehmen, doch dann geht etwas schief, und der Kontakt bricht ab...

Data erwacht auf einer Straße auf der Erde. Einer Zeitung entnimmt er, dass es die Stadt San Francisco ist, und das Datum ist der 13. August 1893. Zunächst befragt er Umstehende nach jemandem, der eine Schlange bei sich hat, doch als er keinen Erfolg hat, sucht er sich zunächst ein Zimmer. Es gelingt ihm, beim Pokern Geld zu gewinnen, von dem er sich ein Zimmer mieten und den Hotelpagen mit der Besorgung einiger Gegenstände beauftragen kann, wobei er sich als französischer Erfinder ausgibt.
Unweit des Hotels sieht man, wie zwei offensichtlich reiche Personen einen Strahl auf einen Bettler richten, der daraufhin leblos zusammensackt.

Geordi bastelt indes an einem Gerät, mit dem er die Verzerrung ausgleichen kann, aber er kann keinen Erfolg versprechen. Währenddessen unterhält sich Picard mit Guinan. Sie fragt ihn, ob er sich erinnert, wann die beiden sich das erste mal trafen. Picard bejaht, doch Guinan meint, dass er sich irrt - er muss unbedingt die Außenmission begleiten, oder er und Guinan werden sich niemals getroffen haben.

Data hat mittlerweile eine interessante Apparatur gebastelt und lässt den Pagen glauben, es handele sich um einen Motor. Dann entdeckt er ein Bild von Guinan in der Zeitung. Er sucht sie bei einem Empfang des Schriftstellers Samuel Clemens auf, aber sie erkennt ihn nicht. Als er sagt, dass er von einem Raumschiff kommt, nimmt Guinan ihn zur Seite, und Data wird klar, dass diese Guinan nicht aus der Zukunft kommt. Offensichtlich muss sie im 24. Jahrhundert mehrere hundert Jahre alt sein. Ihm war nicht klar, dass die Spezies, der Guinan angehört, so alt werden kann. Er berichtet ihr, woher die beiden sich kennen (werden), und dass er eine Kontaktaufnahme für eine gute Idee hielt, als er unterbrochen wird: Der Gastgeber des Empfangs hat die beiden belauscht...

Als Geordi soweit ist, beamt Picard in die Höhle und befiehlt Worf, auf die Enterprise zurückzukehren und dort das Kommando zu übernehmen. Dann lässt er Geordi die Verzerrung ausgleichen und betritt zusammen mit ihm, Riker, Troi und Dr. Crusher die parallele Dimension. Sie sehen die Wesen, die Data beschrieben hatte, und gleich darauf betreten durch ein Portal, das gleißendes Licht ausstrahlt, weitere Wesen die Höhle, ohne vom Außenteam Notiz zu nehmen; eines von ihnen trägt eine merkwürdige Schlange auf dem Arm. Sie füllen eine Art Verteilerstation mit biomagnetischen Leuchtfasern auf, und Troi spürt, dass diese Leuchtfasern die Lebensenergie von Menschen enthalten: Die Außerirdischen scheinen Leben zu verschlingen. Als die Neuankömmlinge die Höhle durch das Portal wieder verlassen, folgt ihnen das Außenteam...




Bewertung

Als Abschluss der fünften Staffel bietet "Gefahr aus dem 19. Jahrhundert" im Gegensatz zu den beiden ersten Cliffhangern bei TNG, "In den Händen der Borg" (dritte Staffel) und "Der Kampf um das klingonische Reich" (vierte Staffel), eine eher minimalistische Handlung: Es geht diesmal "nur" darum, dass Data in der Vergangenheit sterben wird, und es muss weder die Welt noch der Quadrant gerettet werden. Trotzdem ist diese Episode sehr spannend: Wie gewohnt gibt es gleich zu Beginn einige Verheißungen, so z.B. Guinans mysteriöser Ausspruch "Der Kreis schließt sich" und später ihre Bemerkung zu Picard über ihr erstes Treffen, dazu kommt die Erkenntnis, dass lange vor der Entdeckung des Warpantriebs und damit vor dem ersten Kontakt zwischen Menschen und Außerirdischen (welches Vulkanier waren, siehe Star Trek: Der erste Kontakt) bereits Außerirdische auf der Erde waren.
Es stellt sich natürlich die Frage, wer diese Aliens waren und welche Absicht sie hatten, ob sie gar immer noch unter den Menschen leben. Auf die Antwort muss man natürlich bis zum zweiten Teil warten.

Besonders gelungen ist in jedem Fall die Vorwegnahme des Ergebnisses: Es ist zwar nicht klar, ob das Außenteam überhaupt zurückkehren wird, obwohl Guinans Äußerungen vermuten lassen, dass Picard nichts passieren wird, aber es scheint, dass Data vernichtet werden wird, was ein herber Verlust für die Crew, die Föderation und letztlich natürlich auch die Zuschauer wäre. An dieser Stelle nur so viel: Data wird seinen Kopf behalten, wenn auch auf andere Weise, als man meinen sollte.

Die vielen Szenen mit Whoopi Goldberg als Guinan in dieser Episode sind wie üblich sehr angenehm, und auch Picard, Data und Geordi fallen positiv auf, während die restlichen Darsteller etwas unterbeschäftigt wirken.
Die Erde des 19. Jh. wirkt halbwegs realistisch, leider bekommt man immer nur kleine Straßenabschnitte und ansonsten Innenräume zu sehen, was zusammen mit den im Hintergrund platzierten Statisten, die allesamt etwas zu unnötig wirken, kein rechtes Gefühl für diese Epoche aufkommen lassen will, obwohl Kleidung und Ausstattung detailgetreu sind.

Die deutsche Synchronisation leistet sich einen Patzer, als Data nach der Ankunft im 19. Jahrhundert eine Zeitung aufhebt. Im Original sagt er an dieser Stelle nichts, in der deutschen Fassung liest er vor: "San Francisco, 13. August 1833". In der Zeitung ist aber das Jahr 1893 zu lesen, und auch Personen wie Jack London oder Samuel Clemens (s.u.) waren 1833 noch gar nicht geboren bzw. erst zwei Jahre alt.
Vielen Dank an unseren Leser Frank B. für den Hinweis.

Personalseitig gibt es noch einige interessante Sachen: Samuel Clemens, Gastgeber des Empfangs, wo sich Guinan und Data treffen, ist unter dem Namen Mark Twain berühmt geworden. Clemens/Twain-Darsteller Jerry Hardin war bereits in der ersten Staffel von TNG zu sehen, damals als Aldeaner in "Die Sorge der Aldeaner", und ist auch als Mulders Informant "Deep Throat" in der ersten Akte X-Staffel bekannt.
Datas Zimmerbursche ist Jack London (beides wird im zweiten Teil erwähnt).

Marc Alaimo hat hier seinen vierten Auftritt bei TNG, nachdem er in "Die geheimnisvolle Kraft" einen Anticaner, in "Die neutrale Zone" den romulanischen Kommandanten und in "Der Rachefeldzug" den Cardassianer Gul Macet spielte. Hier ist er als Poker-Spieler Frederick La Rouque zu sehen, der Data an den Tisch einlädt. Bei DS9 spielt Alaimo regelmäßig Gul Dukat.

Ken Thorley, der hier einen Seemann spielt, stellt in anderen TNG-Episoden den Schiffsfriseur Mott dar.

Handlungsseitig ist "Gefahr aus dem 19. Jahrhundert (1)" extrem gelungen, so dass die Bewertung insgesamt sehr gut ausfällt.

Spannung: 5 SFX: 4 Handlung: 6 Gesamt: 6
Zusammenhänge

Im Gegensatz zu TOS ist es ab TNG nicht mehr üblich, dass Captains auf Außenmissionen gehen, was von Guinan angesprochen wird. Dieser Aspekt wurde von Riker bereits in der ersten Episode, "Mission Farpoint", klargemacht: Unter normalen Umständen lässt er den Captain nicht auf eine Außenmission gehen, selbst, wenn ihn das den Rang kosten sollte. Hier gibt es eine der wenigen Ausnahmen.

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Ausdruck vom: 19. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng5_26.htm