Lange haben Star
Trek-Fans gewartet, nun sollte es endlich soweit sein: Star Trek: Insurrection
kam in die Kinos. Oder wie wir so schön in deutscher Sprache sagen: Star Trek - Der
Aufstand. Auch ich habe mir den Film angesehen, allerdings erst am 5. Januar.
Warum erst so spät?
Manche werden jetzt stutzen und sich fragen, warum denn jemand, der sich soviel mit
Star Trek beschäftigt, solange das Anschauen des Films hinauszögern kann, wenn dieser
schon längst gestartet ist. Die Antwort ist einfach: Zu Anfang eines Films ist der
Ansturm immer groß. Leider, und das ist meine Erfahrung bei den letzten Kinofilmen, gibt
es auch immer wieder Störungen bei gutbesuchten Vorführungen, die das Filmerlebnis
einfach einschränken. Man bekommt einige Dialoge nicht richtig mit, weil dazwischen
geredet oder laut gelacht wird und es herrscht schon durch die hohe Anzahl der Personen
eine gewiße Geräuschkulisse. Das vermied ich, indem ich bewußt die
Nachmittagsvorführung an einem normalen Werktag (Dienstag) besuchte - mit Erfolg:
Insgesamt sahen nur 10-12 andere Kinogänger den Film zu diesem Zeitpunkt.
Erste Eindrücke vom Film
Doch nach langer Vorrede zum Film selber: Der Film machte auf den
ersten Blick sofort einen interessanten Eindruck, da sich schon der Beginn anders
gegenüber den Vorgängern präsentierte. Während man zu Kirk's Zeiten meistens nur den
leeren Raum und die Namen der Darsteller in typischer Star Trek-Schrift zeigte, nutzt man
in diesem Film den Beginn gleich als Einführung in die Umgebung, in der der Hauptteil des
Films spielt. Wie gesagt ein vielversprechender Beginn, gerade weil der von First
Contact vom Sinn her nicht sehr viel hergab und der von Generations im
Prinzip auch nur ein Zeitfüller war.
Als dann alle Namen eingeblendet waren, konnte es richtig
losgehen mit der getarnten Forschungsstation und Data's Durchdrehen. Das alles zählt
wohlgemerkt immer noch zur Vorgeschichte dieses im Vergleich zu den anderen Filmen
kürzeren Films. Die Vorgeschichte scheint generell das Hauptproblem der Drehbuchautoren
gewesen zu sein, denn es galt nicht nur einen plausiblen Vorwand zu finden, um die
Enterprise herzubeordern, sondern auch Worf auf die Enterprise zu schaffen und diese
wiederum in eine in sich abgeschlossene Situation. Keine leichte Aufgabe, die im übrigen
auch viel Zeit des Films in Anspruch nahm.
War die Enterprise kaum angekommen, ging es auch gleich los
mit dem ersten Gefecht. Die Special Effects, das muß man an dieser Stelle sagen, sind
erstklassig. Die Sorge, daß ILM die Effects wg. Star Wars nicht macht und deshalb andere
sie machen, war völlig unbegründet. So bestimmen die Special Effects, dank der im
Vergleich zum Modellbau günstigen Computertechnik, auch einen Großteil des Films, ganz
im Gegensatz zu den vorhergegangenen Filmen.
Doch wieder zurück zur Handlung: Schnell war das Szenario
für den Zuschauer aufgedeckt. Er wußte eigentlich schon früher als Picard und die
anderen Enterprise-Crewmitglieder, daß etwas durch die Son'a und Dougherty verborgen
wird. Die Auflösung wiederum überließ man dann doch Picard, ein geschickter Schachzug
um die Spannung stetig aufrechtzuerhalten.
War dann der Plan der Son'a endlich aufgedeckt, nahm die
Geschichte ihren unweigerlichen Lauf. Die Son'a wollen die Enterprise mit Riker stoppen,
Picard versucht die Ba'ku zu evakuieren, der Aufstand gelingt und schließlich wird Ruafo
und sein Injektor zerstört. Jede der hier aufgezählten Handlungselemente enthielt
mindestens ein Gefecht.
War dann alles wieder einmal gerettet, war es Zeit für den
Abschied und man war wieder einmal vorsichtig, daß man bloß nicht unabgeschlossene
Handlungsfäden im Raum stehen läßt, damit die Enterprise nicht eines Tages mal
zurückkehren müßte.
Zuguterletzt sollte man noch erwähnen, daß man in den
Zwischenelementen der Haupthandlung sowohl Romanzen (Riker-Troi;
Picard-Anij) als auch
Humor eingebaut hat. Elemente, die in den vorangegangenen Filmen, wenn, nur dünn
angesiedelt waren.
Die Bewertung
Die ersten Eindrücke sind zur Meinungsbildung immer entscheidend, doch erst die
bewußte Auseinandersetzung im Nachhinein schafft wirklich Klarheit, wie man einen Film zu
bewerten hat.
Nach First Contact konnte es eigentlich nur besser
werden. Zwar war letzterer nicht schlecht, doch glich er eher einem Actionfilm statt einem
Star Trek-Film. Wenig Handlung, viele Gefechte, kaum Charakterentwicklungen. First
Contact ließ eigentlich nur das Borgtrauma des Captains erwachen, danach war Schluß
mit charakterbetonter Handlung und ein wildes Gemetzel begann um die Vergangenheit wieder
zurechtzurücken.
Insurrection ließ hoffen, denn die Tatsache, daß
man ein im Vergleich kleines Problem als Thema wählte, könnte bedeuten, daß mehr Wert
auf Handlung und Charaktere gelegt wird. Das trat auch ein. Die Handlung war auf alle
Fälle größer angelegt als die von First Contact und auch hinsichtlich der
Charaktere ging man die eine oder andere kleinere Entwicklung ein. Doch entscheidende
Entwicklungen blieben aus. Data, den man in Generations endlich seine Emotionen
verliehen hatte, lernte lediglich das Spielen. Sicherlich eine Entwicklung, Spaß zu
erkennen und zu erleben. Doch die wirkliche Auseinandersetzung blieb aus.
Die größte Entwicklung machten eigentlich Riker und Troi
durch. Sie ließ man nach Jahren nun endlich doch noch zusammenkommen, diesmal sogar mit
Erfolg. Picard zog aus der gesamten Handlung eigentlich keine großen Schlüsse. Die
Lebensweisheit von Anij, den Moment zu genießen, war zwar eine nette Anspielung auf
Picards Äußerung in Generations ("ich habe mehr Tage hinter mir, als vor
mir"), doch eine wirkliche Weiterentwicklung blieb aus. Nur Geordi profitierte von
diesem Film, da er jetzt endlich richtig ohne Visor und Implantate sehen kann. Eine
logische Weiterentwicklung, die man stetig seit First Contact bis jetzt
weiterbetrieb.
Die Handlung war insgesamt recht gut. Verknüpfungen
schufen weiche Übergange, so daß unlogische Handlungelement-Verkettungen ausblieben.
Insbesondere bei der Vorgeschichte wählte man zahlreiche detaillierte Verknüpfungen
(z.B. der Empfang auf der Enterprise, bei dem zufällig auch Worf zu Gast ist).
Später im Film wurde die Handlung zu meinem Bedauern
jedoch immer mehr simpel und eintönig. Das Finale, zuletzt, war im Prinzip berechenbar
und aufgrund des vorauszuberechnenden Ergebnis partiell langatmig.
Ein weiteres Defizit des Films sollten die ständigen
Gefechte darstellen. Zuviele Dialoge (gerade am Anfang) wurden einfach durch
Phaserschüsse und Photonentorpedos zerstört. Zuletzt erschien es einfach nicht mehr
glaubwürdig, daß Dougherty nach zahlreichen Gefechten immer noch Ruafo glaubt, wenn
dieser sagt, daß es keine geben würde.
Was man eindeutig sagen kann, ist, daß die Handlung von
Picard bestimmt wird. Viele mutmaßten, daß auch Data einen ähnlich hohen Status habe,
gerade nach First Contact, doch dieser Film widerlegt das.
Um aber nun einen Schlußstrich unter die Bewertung zu
setzen: Generations war bislang mein Lieblingsfilm unter den TNG-Filmen und er
wird es auch weiterhin bleiben. Insurrection ist sicherlich eine merkliche
Verbesserung nach First Contact, doch um Generations das Wasser reichen
zu können, müßte er wesentlich mehr Handlung und Weiterentwicklungen enthalten. Generations
war ein Bruch. Ein Bruch zwischen TOS- und TNG-Filmen, aber auch ein Bruch zwischen TNG
als Serie und TNG als Film. Es wurden Weiterentwicklungen durchgeführt (u.a. Data's
Emotionschip), die man in der Serie nicht hätte machen können. Es ist im Prinzip schade,
daß das jetzt sowenig Verwendung findet.
Insurrection ist ein spannendes und toll
inszeniertes Abenteuer, aber der Film ist zugegeben wirklich nicht bahnbrechend.
Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch, aber enttäuscht bin ich gleichzeitig
auch nicht. Der Film ist sehenswert und ich werde ihn mir sicherlich als Video zulegen.
Das eigentliche Hindernis des Films ist, daß Star Trek
nach mehr als 30 Jahren so ziemlich jedes Thema ausgeschöpft hat und neue Produktionen im
Prinzip nur noch Variationen der bereits vorhandenen Produkte sind.
War eine Zeitreise in Star Trek 4 noch spannend, so war das
in First Contact schon ein alter Hut. Die entscheidenden Ideen fehlen und werden
durch pure Action ersetzt.
Was soll man zuletzt sagen? Ich war zufrieden mit Insurrection
und es war sicherlich ein Erlebnis. Wer die Gelegenheit hat den Film zu sehen, sollte sie
wirklich nutzen. Wer jedoch hofft, daß dieser Film alles dagewesene in den Schatten
stellt, wird enttäuscht werden.