Deutscher StarTrek-Index  

Abschlußkommentar
von Malte Kirchner (malte@startrek-index.de)

Entschlossenen Schrittes bewegten sich die Klingonen Richtung Hauptsaal. Bonn, dieser Ort ist von früher insbesondere als politischer Ort der realen Welt bekannt. Doch auch im Star Trek-Universum geschehen dort Wunder: Klingonen, Jem'Hadar, Sternenflottenoffiziere, Romulaner und nahezu alle Spezies, die das Weltall beinhaltet, sitzen friedlich nebeneinander, vereint durch das Mitverfolgen des Geschehens, das sich auf der Bühne abspielt.

Seit zehn Jahren wiederholt sich das Spektakel nun schon, wenn auch anfangs an verschiedenen Orten. Doch Bonn konnte sich durchsetzen. Das auf gleicher Strecke zwischen Bonn und Bad Godesberg gelegene Maritim-Hotel mutet fast wie ein Teil einer außerirdischen Welt an. Ein futuristischer Palast, inmitten einer kargen Wüste.

Die FedCon wartet Jahr für Jahr mit einem Staraufgebot aus Star Trek und der Science Fiction auf, das hierzulande und in den Nachbarländern seinesgleichen sucht. Soviele Stars in nur drei Tagen, an einem Ort - wahrlich eine Großveranstaltung. Wenn auch einiges in Deutschland bergab geht, die FedCon wächst: Sowohl ihre Besucherzahlen als auch in jedem Jahr die Liste der Gaststars.

Doch was ist es, was die Leute so an dieser Veranstaltung fasziniert? Für den außenstehenden Betrachter sieht es nach religiöser Verehrung aus. Die Fans pilgern. Die meisten kostümiert - fast schon ein wenig feierlich. Und um das Feiern geht es. Das betonte Moderator Marc B. Lee immer wieder.

Doch was wird gefeiert? Feiern die Fans Star Trek? Feiern sie sich selber? Die Ideale der Serie?

Wer das Gespräch mit den Fans sucht, findet schnell heraus, dass es eigentlich ganz unterschiedliche Motive sind, die die Leute nach Bonn reisen lassen. Grundsätzlich lassen sich die Besucher jedoch in zwei Kategorien unterscheiden:

Da wäre zunächst der Kern. Jene Fans, die bereits unzählige Conventions besucht haben. Fans, die wirklich fanatisch sind. Die ein ausgeprägtes Detailwissen haben - für die die Stars Götter sind. Und sie selber alle eine Familie.

Und dann wären da noch die, die wegen eines bestimmten Stars anreisen. Die die Con als Ausflug sehen. Diejenigen, die eine Con kurzfristig besuchen und nicht bereits ein Jahr vorher buchen.

Allen gemein ist die Faszination Star Trek und die Begeisterung für die Stars. Es scheint fast so, als wollten viele der Besucher die Stars auch mit ihrem Besuch prüfen. Menschlichkeit wird gesucht - der Bezug zur Figur, die sie in der Serie verkörpern. Solange es nicht in eine ewige Kette der gleichen Wünsche ausartet, macht es den anderen deshalb auch gar nichts aus, wenn einer der Stars einem einzelnen auf der Bühne ein Autogramm gibt, weil dieser ein schweres menschliches Schicksal zu bewältigen hat - der Bruder seines Freundes hat Geburtstag. Statt Traurigkeit oder Abgunst, weil sie selber kein Autogramm bekommen, quittieren die Besucher die freundliche Geste der Stars, das Autogramm trotz abstruser Geschichten zu geben, mit Applaus. Das sind fan-nahe Stars. Das ist Star Trek! Mag man glauben...

Doch die Wahrheit ist: Wenn eines bei der FedCon wirklich gewachsen ist, dann ist das der Kommerz. Nur wenige der Gaststars wie Robert Beltran sind so ehrlich und sprechen das aus. Die Besucher wollen es auch gar nicht hören. Sie wollen lieber in ihrer kleinen Traumwelt leben, in der sie alle eine Familie sind und die Zukunft glorifizieren. Das Wort "wird" wird auf einer Convention grundsätzlich lieber gehört als "ist".

So machen die Gaststars auf der FedCon auch nichts anderes, als das, was sie sonst machen: Schauspielen. Sei es Nicole de Boer, die findet, dass in der Zukunft alles gut wird oder Avery Brooks, der meint, er müsse öfter nach Deutschland reisen. "Die Deutschen verstehen es, einen zu begrüßen", sagt Robert Beltran. Sie verstehen es auch, einen zu finanzieren, ohne Frage.

Als Berichterstatter muss man die FedCon aus zwei verschiedenen Perspektiven sehen. Ähnlich wie Robert Beltran es in Bezug auf Voyager schilderte, gibt es da die des Fans, dem eine Show geliefert wird und die desjenigen, der seinen Job macht - in unserem Fall als Berichterstatter.

Den zahlenden Gästen der FedCon X wurde nicht zuviel versprochen. Sie bekamen etwas für ihr Geld - und davon nicht zu wenig. Stars, ein reibungsloser Ablauf, Stimmung und vieles mehr.

Den Journalisten bot sich da allerdings ein anderes Bild. Interviews gab es für einige von ihnen gar keine. Angeblich hatten die Stars keine Zeit oder keine Lust. Genauso war es verboten, die Stars anzusprechen, damit sie nicht gestört werden. Das ist durchaus einzusehen, ohne Frage! Wenn aber ein Star zweimal sagt, er würde durchaus gerne ein Interview geben - übrigens illegalerweise nachgefragt -, aber seitens der Pressebetreeuung das kategorisch verneint wird, scheint etwas in der Kommunikation nicht zu stimmen.

Für den Leser der Berichterstattung sind die Details der erschwerten Berichterstattung vor Ort relativ uninteressant. Sie als Leser interessiert zurecht das Ergebnis, nicht der Weg dorthin. Nichtsdestotrotz sind auch die Leser am Ende die Leidtragenden, da sie auf das eine oder andere interessante Interview verzichten müssen.

Die Gründe für die erschwerte Berichterstattung sind jedoch naheliegend: Es geht ums Geld. Entweder hat das selber vermarktete Con-Video Priorität, ein guter Partner oder aber ein großer Fernsehsender. Da ist es auch uninteressant, wenn im Interview zum x-ten Mal dieselbe Frage gestellt wird.

Das persönliche Fazit, als Berichterstatter: Wer in den Medien arbeitet, muss sich einiges gefallen lassen - das gehört zum Hobby und/oder zum Beruf. Wenn sich jedoch die Ergiebigkeit einer langen Anreise auf ein Minimum reduziert, stellt sich dem Berichterstatter ernsthaft die Frage, ob der Besuch lohnend war. Lohnend sicherlich in Bezug auf die gewonnenen Eindrücke des Umfelds, nicht lohnend jedoch in Bezug auf die Besonderheiten der jeweiligen Veranstaltung: Auf den Punkt gebracht - die Stars.

Große Medien sind keine festen Freunde. Sie tummeln sich immer da, wo etwas los ist. Wer die Basis mit Füßen tritt, schlägt sich langfristig selber das Fundament unter den Füßen weg. Jede Möglichkeit der Werbung - und sei sie noch so klein - sollte als Chance begriffen werden.Größe hat nicht immer nur Vorteile. Wie der Volksmund sagt: Übermut tut selten gut.

Nach zehn Jahren kann die FedCon zurecht stolz auf ihre Geschichte sein - das kann und sollte ihr keiner streitig machen. Die folgenden FedCons sollten nun genutzt werden, um nach der Phase des Wachsens die Optimierung einzuleiten.

 

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