Abschlußkommentar
von Thorsten Kroke
(thorsten@startrek-index.de)
Bigger, better, FedCon?
Neidlos müssen die anderen
Conventions in Deutschland zugeben, daß die FedCon nach nunmehr
zehn Jahren Erfahrung die größte Star Trek Convention mit den
mit Abstand attraktivsten Gaststars ist. Bei der diesjährigen
FedCon X - der Jubiläumscon - waren ein Drittel der VOY-Hauptcrew,
ein Captain, ein Haudegen aus TOS sowie ein neuer Star aus ENT
dabei, neben zahlreichen anderen interessanten Gästen kann man
sich als Fan nur fragen, wie man das noch toppen könnte.
Aber schön langsam: Für mich war
es die erste FedCon und beim Hereinschreiten in die fast heiligen
Hallen des Maritims war ich schlichtweg überwältigt, an jeder
Ecke zahlreiche Stände, die sich über mein Hobby Star Trek
auslassen, in dem riesigen Händlerraum bekommt man neben Bath'lets,
Star Trek Socken und romulanische Kommunikatoren einfach alles,
was man sich als Merchandise Artikel vorstellen kann. Interessant
sind auch die ganzen Artshows und Kostüm- und
Requisitenausstellungen, die einem das ganze einmal real näher
bringen. Hauptbestandteil der Con sind neben den Panels natürlich
die Fans - 6000 Besucher fanden dieses Jahr ihren Weg ins Maritim,
welches die Hallen schon ziemlich füllte. Für den Besucher ist
es toll, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, zu feiern, zu
diskutieren oder einfach "dabei" zu sein, in der für
viele Fans großen Familie.
Allerdings muß man bemerken, daß
das Gefälle der Fans sehr groß ist: Von dem normalen Star Trek-Gucker,
der in seinem Freundeskreis schon mit einem Lächeln abgetan wird,
wenn er oder sie sich outet, bis hin zu den fanatischen Fans, die
leider auch den Schauspielern in den Panels ihre Ideologie aufdrücken
wollen, sind alle vertreten. Zum Glück ist letztere Extremfall
eine Minderheit, dennoch fiel sowas leider negativ auf.
Die FedCon gibt sich für den Fan
äußerst professionell: Reibungslos werden eventuelle
Warteschlangen abgearbeitet, jeder bekommt sein Autogramm seines
Lieblingsstars, bei den Panels sorgt die Security für einen schönen
und schnellen Ablauf, auch die Technik verdient hier ihr Lob, wo
nicht eine einzige Panne passiert ist, damit der Fan für sein
Geld das Maximale geboten bekommt. Ein mehr als schaffbares
Angebot an Unterhaltung bieten sich dem Besucher an dem
Wochenende, sodaß er frei entscheiden kann, ob er sich ein Panel,
eine neue ENT-Folge, einen klingonischen Schaukampf unter Fans
oder einfach ein Dreh des Glücksrades von einem Seven-Pendant
antut. Dies ist leider auch eine der beiden Schattenseiten: Die
FedCon ist einigen Besuchern schon zu voll - leider müssen 6000
Leute untergebracht werden und die Masse an den Gaststars ist
beinahe erdrückend. Dennoch schafft es die FedCon-Orga, dies
professionell zu erreichen, allerdings zum Preis des anderen
Nachteils: Die FedCon ist anonymer geworden, sie ist einfach
nicht familiär und überschaubarer wie eine Galileo7 Convention,
die Orga "steht über den Dingen". Daß Professionalität
ihren Preis hat, versteht sich von selbst, daher kommen die mehr
als gepfefferten Preise für den Besucher auch zustande. Dieser
zahlt aber meist willig die Preise, da man eben nicht "auf
den Cent schaut". Für einen Kurzurlaub hätte das Geld aber
auch gereicht...
Hoch anrechnen muß man der FedCon
die Wahl ihrer Gaststars: Neben sehr netten und informativen
Panels wie von Dominic Keating oder Nicole de Boer, finden sehr
witzige Panels - wie von McNeill oder Wang - und auch sehr
emotionelle Panels wie das eines Avery Brooks statt. Neben
letzterem bleibt aus meiner Sicht der Höhepunkt der Panels aber
bei Robert Beltran, der mit seiner erfrischend realistischen
Sicht gepaart mit einem gesunden Schuß Zynismus seine Meinung
vertritt - das spaltete aber die Gemüter der Fans. Ich persönlich
gehöre zu der Gruppe, der Beltrans Meinung zustimmt: Star Trek ist
simpel gesehen Unterhaltung und Geldmacherei, allerdings
akzeptierten einige Fans diese Meinung nicht, hielten sie doch
fanatisch an der Star Trek Ideologie fest. Mich schockiert
einfach nur, daß in dieser Ideologie Toleranz an oberster Stelle
steht und diese Toleranz Beltran einfach nicht zugestanden wird.
Alles in allem für den Besucher
eine tolle und erlebnisreiche Con, die an Professionalität das
Maß der Dinge ist. Allerdings kann ich Con-Neulingen die Con nur
bedingt empfehlen, da die familiäre Atmosspähre eher auf einer
Galileo7 Convention oder vielleicht auf der HanseTrek zu finden
ist, wo man eher mit den Stars auchmal privat auf der Conparty
reden kann, während auf der FedCon Koenig und Intiraymi ständig
von Fans umringt waren. "Echte" Trekker egal welches
Interesses werden auf der FedCon aber ihren Spaß haben.
Nun zu dem weniger erfreulichen
Teil - die Con aus der Sicht eines Vertreters der Presse:
Nach einigen Verwirrungen und
Sucherei war es uns doch möglich die Pressekonferenz zu finden,
wo vorher bei einigen noch unsere Sachen durchsucht wurden, was
mir etwas schleierhaft war. Die Pressekonferenz an sich war recht
informativ, aber leider waren nicht alle Stars dabei. Völlig
unprofessionell fand sie in einem schlecht beleuchtetem Raum
statt, wo das Fotografieren schon sehr schwierig bis hin zu unmöglich
war.
Eher durch Zufall machten wir
danach die Bekanntschaft der zwei Pressebetreuer, die
hoffnungslos überfordert waren. Während der einen Person meines
Erachtens die Kompetenz fehlte, wurde die andere trotz intensiver
Bemühungen einfach nicht ernst genommen, sodaß ein
versprochener Interviewtermin mit Dominic Keating platzte. Nicht
ganz unschuldig waren die "Kollegen" einer anderen
Publikation, die wohl alle Interviews für sich beanspruchten und
trotz Nachfragens und Ankündigens unseres Pressebetreuers Herrn
Keating wegschickten. Die Zweiklassenbehandlung der FedCon-Orga für
die Presse ist mir völlig unverständlich, wenn Publikation A
alle Interviews und die restlichen Pressevertreter bei dieser
Anzahl an Gaststars nicht ein einziges Interview bekommen. Nicht
nur wir wurden so enttäuscht, darunter waren u.a. auch ein
Kollege von einem nicht unbekannten Radiosender und ein Kollege
einer britischen SciFi-Zeitung, der wegen Keating extra aus
London angereist kam.
Warum kann die FedCon in diesem
Punkt nicht so pressefreundlich wie die Galileo7 sein? Dort hatte
die Presse vor der Con ausreichend Gelegenheit, Interviews zu führen.
Bei den vielen Gaststars relativiert sich auf der FedCon das Verhältnis
mit mehreren Presseleuten wieder.
Trotzdem konnte die Presse ja gut
von den Panels berichten, da man auf der Empore eine gute Sicht
auf die Bühne hatte, wiederum unverständlich ist mir wohl,
warum man digitale Kameras zur Erstellung von Fotos nicht
mitbringen durfte, da dies uns der Möglichkeit beraubte, vernünftige
Fotos zu machen.
Alles in allem war es aber dennoch
ein Erlebnis, von Europas größter Convention zu berichten, und
wie ich oben schon in meinem Fazit sagte; es ist die größte und
professionellste Con und wirklich jeder Fan wird auf der FedCon
perfekt unterhalten. Als Fan sollte man schon einmal die FedCon
erlebt haben, eventuell aber nicht als erste Con, eben davon abhängig,
wie wichtig einem zum einen Professionalität und familiärer
Aspekt auf der anderen Seite ist.