DSi

ENT 1.3 Freund oder Feind


Fight or Flight

von Sebastian Däs

Episodenbeschreibung

5. Mai 2151
Fähnrich Hoshi Sato betrachtet auf der Krankenstation eine außerirdische Schnecke, um die sie besorgt ist, weil sie in dieser Atmosphäre nicht überleben kann. Doktor Phlox kommt zu ihr und meint sie solle sich keine Vorwürfe machen, da sie ja schließlich auf einer Forschungsmission sei und jede Lebensform faszinierend ist. Er verspricht ihr, sein Bestes zu tun um die Schnecke am Leben zu halten. In dem Augenblick kommt Charles "Trip" Tucker in den Raum, der Phlox ein Pad gibt, dass die abgezweigte Warpenergie für die Krankenstation zeigt. Auch er erkundigt sich nach "Sluggo" und meint sarkastisch zu Hoshi, dass sie jetzt seit zwei Wochen im Weltall sind und außer der Schnecke noch mit keiner anderen Rasse Kontakt hatten.

In der Zwischenzeit kommt T'Pol in den Bereitschaftsraum von Captain Archer, in dem dieser gerade auf allen Vieren hört, ob etwas quietscht. Immer wenn er genau aufpasst hört das Quietschen angeblich auf. T'Pol wundert sich kühl über die Situation und teilt dem Captain mit, dass es in diesem Sektor wahrscheinlich keine bewohnten Planeten gibt. Nachdem sich Archer erkundigt hat, ob die Vulkanier irgendetwas aufgezeichnet haben muss er feststellen, dass sie nicht so wissbegierig sind wie die Menschen, und sie solch kleine uninteressante Dinge gar nicht beachten.

Während der Captain wieder das Qietschen hört und sich zurück auf den Boden begibt, kommt Hoshi in den Bereitschaftsraum und T'Pol lässt die beiden allein. Archer weiß, dass es "Sluggo" nicht gut geht doch der Fähnrich hat ein anderes Anliegen: Ihr Quartier befindet sich auf dem falschen Deck und die Sterne bewegen sich in der falschen Richtung und sie kann nicht schlafen. Sie hat schon jemand anderen ausfindig gemacht, der mit ihr tauschen würde. Etwas verwundert stimmt Archer zu und Hoshi verlässt noch immer besorgt den Raum.

Im Torpedoraum kalibrieren derweil Fähnrich Mayweather und Lieutenant Reed die Zielsensoren für die Torpedos. Es gibt noch immer Abweichungen und Reed meint, dass solche Schwankungen nicht zu tolerieren seien. Archer betritt schwungvoll den Raum und erkundigt sich nach den Fortschritten. Reed sagt, dass es besser wäre, wenn man die Torpedos an echten Zielen teste würde. Der Captain willigt ein und sagt der Brücke, man solle unter Warp gehen. Kurze Zeit später übt man auch schon an einem Asteroidenfeld, doch die langsamen Torpedos verfehlen noch immer das Ziel. Zuerst ist man auf der Brücke enttäuscht, aber der Captain will es auf einen erneuten Versuch ankommen lassen. Diesmal streift der Torpedo einen Asteroiden und kehrt um, mit direktem Kurs auf die Enterprise. Reed kann den Sprengkopf gerade noch in letzter Sekunde zünden. Der Waffenexperte glaubt, dass er die Sensoren rekalibrieren sollte und dies einen Tag an Anspruch nehmen würde. Also fliegt die Enterprise mit Warp weiter.

In der Offiziersmesse unterhalten sich Phlox und Tucker. Der Doktor ist vom Protein-Sequenzer der Enterprise fasziniert und genießt das Essen in vollen Zügen. Außerdem findet er die Menschen überaus interessant, beobachtet ihre Gewohnheiten und vergleicht sie mit Nausicaanern. Bei seinem Volk wäre das Reden beim Essen vollkommen ausgeschlossen, da man es als Zeitverschwendung ansieht.

Auf der Brücke entdecken die Sensoren ein kleines Schiff und nach kurzer Beratung mit Archer und Trip beschließt man ihm einen Besuch abzustatten. Als man dort ankommt, antwortet niemand auf die Rufe der Enterprise. Obwohl T'Pol strikt dagegen ist, will Archer ein Shuttle rüberschicken. Er übergibt der Vulkanierin die Brücke und sagt, dass Hoshi und Reed sich für die Außenmission bereit machen sollen.

Später trifft Trip in einem Korridor auf den Captain und will unbedingt, dass er mit auf die Außenmission darf. Archer sieht keinen Grund dafür, schließlich hat er mit einem Übersetzer und einem Sicherheitsoffizier jeden dabei, den er braucht. Anders sieht es bei Hoshi aus: Sie sucht den Captain in seinem Quartier auf, während dieser im Computerlogbuch über die Vulkanier herzieht und mit seinem Hund Porthos spielt. Der Fähnrich würde lieber auf der Enterprise bleiben. Archer findet heraus, dass Hoshi klaustrophobische Ängste in den Raumanzügen hat. Archer braucht einen Sprachenspezialisten aber unbedingt auf der Mission.

Nachdem man startbereit ist, brechen Sato, Reed und der Captain mit dem Shuttle zum fremden Schiff auf. Nachdem man durch eine Luke zum Schiff Zugang erhalten hat, erkundet das Außenteam die Umgebung. Im Schiff ist es stockdunkel und kalt und die Drei stoßen plötzlich auf eine Flüssigkeit an den Wänden, die sich als Blut herausstellt. In einem großen Raum findet Reed ein Gerät, dass wie eine hydraulische Pumpanlage aussieht und offensichtlich erst vor Kurzem installiert wurde. Hoshi blickt derweil an die Decke und bekommt einen Schreikrampf, als sie die toten Besatzungsmitglieder einer Alien-Rasse an der Decke hängen sieht. Nach einiger Aufregung kann der Captain den Fähnrich beruhigen.

Zurück auf der Enterprise diskutiert Archer nach der Dekontamination mit T'Pol. Offensichtlich wurden die 15 toten Besatzungsmitglieder von jemand anderem umgebracht und die Täter werden wahrscheinlich zurückkehren. Die Vulkanierin rät dem Captain, dass sie weiterfliegen sollten. Archer will dies nur sehr ungern tun, doch T'Pol kann ihn schließlich überzeugen, weil der Crew der Enterprise derselbe Tod ereilen könnte, wenn die Angreifer zurückkehren und sie immer noch hier sind.

Die Enterprise setzt ihren Kurs fort und Hoshi ist auf der Krankenstation bei Dr. Phlox. Sie unterhalten sich zum Einen über die Alien-Schnecke und zum Anderen über Hoshis Verhalten auf dem Schiff. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie wie eine Zwölfjährige geschrieen habe und hat Zweifel, ob sie überhaupt für die Mission der Enterprise geeignet ist. Phlox meint, dass sie sich auf keinen Fall dafür zu schämen braucht, dass sie den Anblick von Leichen nicht für etwas Normales hält. Hoshi schweift dann in das Thema mit der Schnecke ab: Sie denkt, sie wäre besser in einer Atmosphäre aufgehoben, in der sie überleben könnte. Phlox stimmt ironisch zu und meint ein Platz wo sie wieder lehren könnte wäre für die Schnecke noch geeigneter. Es wird klar, dass das Gespräch über die Schnecke eigentlich um Hoshi ging.

Im privaten Essensraum der Führungsoffiziere herrscht noch immer gedämpfte Stimmung zwischen Archer, T'Pol und Tucker. Der Chefingenieur versucht die Stimmung mit Small-Talk zu beleben, hat jedoch keinen Erfolg. Es kommt zum Streitgespräch zwischen T'Pol und Archer, wobei der Captain die vulkanische Verhaltensweise verachtet. Er kann nicht glauben, dass es richtig war, die toten Crewmitglieder einfach so zurückzulassen, und ordnet eine Kursumkehr an.

Bei der Offiziersbesprechung ist der Captain mehr denn je entschlossen. Reed wird dieses Mal an Bord bleiben und die Waffen vorbereiten während ihn Tucker, Hoshi und Phlox zum Schiff begleiten werden. Als man schließlich dort ankommt untersuchen der Captain und der Doktor die Leichen, während Hoshi und Trip auf der Brücke die Hauptenergie wieder herstellen und versuchen den Computer zu verstehen. Phlox untersucht derweil einen der Leichname und entdeckt, wofür die Pumpanlage und deren Schläuche, die mit den Leichen verbunden sind, benutzt werden: Man sammelt damit das Triglobluen aus den Körperflüssigkeiten der Toten.

Hoshi schüttet in der Zwischenzeit Tucker ihr Herz aus. Sie hat vor den Captain zu bitten, sie zur Erde zurückzubringen. Der Weltraum ist nicht das Richtige für sie. Sie schaffen es eine Übersetzungsmatrix für die neue Alien-Sprache zu erstellen und in diesem Moment ruft T'Pol den Captain. Ein Schiff ist im Anflug und es hat dieselbe Signatur wie die Biopumpen. Das Außenteam kehrt darauf so schnell wie möglich zur Enterprise zurück, wird aber beim Andockvorgang gestört, weil das fremde Schiff sofort das Feuer eröffnet. Schließlich gelingt es den Vieren doch noch das Andocken abzuschließen.

Durch den Angriff wurde der Warpantrieb beschädigt und die Enterprise kann nicht fliehen. Außerdem reagiert das fremde Schiff nicht auf die Rufe und Reed ist wenig zuversichtlich hinsichtlich der Torpedos. Als der Captain auf der Brücke ankommt hat das Schiff den Angriff abgebrochen und steuert stattdessen direkt auf die Enterprise zu. Der Captain gibt den Befehl zum Gegenangriff, doch die primitiven Torpedos der Enterprise prallen entweder an den Schilden einfach ab oder werden vorher abgeschossen. Plötzlich werden alle Besatzungsmitglieder auf der Enterprise gescannt und Phlox meint, dass ihre Körper wohl auf nützliche Inhalte untersucht wurden.

Genau in dem Augenblick kommt ein weiteres Schiff aus dem Warp, dass offenbar zur selben Rasse wie das Schiff mit den Leichen gehört. Es ruft die Enterprise, doch man kann sich kaum verständigen, da die Übersetzungsmatrix von Hoshi nicht komplett ist. Das Angreiferschiff hat inzwischen über der Enterprise Position bezogen und bohrt ein Loch in die Hülle. Die Kommunikationsversuche mit dem Captain des fremden Schiffes schlagen immer noch fehl und Hoshi weiß nicht was sie tun soll. Archer ermutigt sie, es ohne den Übersetzer zu versuchen und nach einigem Zweifeln spricht sie mit dem fremden Captain. Dieser versteht nun, dass nicht die Enterprise verantwortlich für die Toten ist, sondern das Schiff über ihnen. So greift der fremde Captain das Alien-Schiff über der Enterprise an, wodurch diese freikommen kann. Mit einem Torpedo, der diesmal ins Schwarze trifft, kann die Enterprise helfen das gegnerische Schiff zu zerstören. Archer bedankt sich bei Hoshi: Ohne ihre Hilfe hätten sie nicht überlebt.

Die Enterprise hilft anschließend den Axonar, wie sich die unbekannte Rasse nennt, ihre Toten zu bergen und man verbringt einige Zeit zusammen. Archer freut sich schon auf das nächste Zusammentreffen. Bevor die Enterprise den Kurs fortsetzt, fliegt man zu einem geeigneten Planeten wo Hoshi und Phlox die Alien-Schnecke Sluggo aussetzen. Hoshi Sato verabschieded sich und beide kehren zurück zum Schiff.



Bewertung
Die erste reguläre Enterprise-Folge stellt sich als typische Charakterfolge heraus, die außerdem noch das alltägliche Schiffsgeschehen zeigen will, sowie eine dünne Story beinhaltet. Dass bei einer solchen Vielfalt einzelne Teile zu kurz kommen ist nur logisch.

Nun kann man als allererstes sagen, dass Hoshi Sato im Vordergrund steht und man besonders ihre eher unsichere Haltung zur Raumfahrt thematisiert. Dabei baut man noch eine Alien-Schnecke ein, mit deren Situation sie sich identifizieren kann und so ihr Problem am Ende der Folge löst. Bei einer neuen Serie braucht man natürlich solche Charakterfolgen besonders am Anfang, aber sie gleich in der ersten regulären Episode zu bringen ist doch etwas verfrüht. Da der Pilotfilm "Aufbruch ins Unbekannte" stark storylastig war und man eigentlich nur Archer etwas näher belichtet hat, kommt in "Freund oder Feind" automatisch das alltägliche Schiffsgeschehen mehr zum Vorschein. Das geht von der Anpassung der Waffen in der Waffenkammer über die persönlichen Quartiere bis hin zum Essen von Phlox und Tucker. Dabei stellt man auch gewollt die noch nicht so hochentwickelte Technologie der neuen Serie dar, die sich ja sehr von den Vorgängern unterscheidet.

Gerade aus diesem Grund ist die Aufteilung der Episode sehr seltsam: Die ersten 20 Minuten passiert storytechnisch erstmal rein gar nichts. Sogar die Charaktere selbst beklagen sich, dass sie seit Wochen nichts Neues entdeckt haben. Es kann aber nicht im Sinne einer guten Fernsehfolge sein, dass man erst nach der Hälfte der Zeit zur Sache kommt und dann natürlich alles schnell gehen muss. So wirkt auch die Auflösung und das Ende der Story sehr konstruiert, gedrängt und gezwungen. Die Handlung leidet sichtlich darunter und so übermäßig orginell ist die Geschichte mit dem fremden Schiff auch nicht. Nur die Reaktion der Personen, besonders die des Captains kann das Ganze gerade noch etwas retten. Die Haltung von Archer gegenüber den Vulkaniern wird dann sehr klar und vielleicht auch etwas übertrieben dargestellt.

Davon abgesehen kann "Freund oder Feind" jedoch die sonstigen Aufgaben einer frühen Episode ziemlich gut erfüllen: Der Alltag wird gut dargestellt und die Charakterisierung der neuen Crew ist auch gut zu erkennen: Reed erscheint als der typische Waffenfanatiker, der er ja auch in gewisser Weise ist und Tucker ist im Gegensatz zu Hoshi geradezu begierig darauf neue Kulturen und Aliens kennenzulernen. Diese Faszination bringt ihm später in "In guter Hoffnung" einige Probleme. Hoshi Sato, die im Vorderrgrund steht, zeigt deutlich wie unsicher sie sich auf einem Raumschiff fühlt und in Phlox hat sie offenbar einen Seelsorger gefunden, der sich um sie kümmert. Generell hat der Doktor hier eher eine Funktion, die der von Neelix bei Voyager ähnlich ist.

Die Spezialeffekte sind dank moderner Technik auf hohem Niveau, wenn man auch mehr hätte erwarten können. Die Zielübungen der Enterprise auf das Asteroidenfeld und besonders das feindliche Schiff am Ende verhelfen noch zu einer befriedigenden Wertung.

Insgesamt hat die starke Behandlung der Person Hoshi Sato der ersten richtigen Folge von Enterprise nicht so gut getan, da sie eine zu große Aufspaltung bewirkt. Man will einfach zu viel auf einmal in die Folge pressen, eine typische A/B-Story lässt sich schon leicht erkennen, die wir hoffentlich nicht mehr so oft bei Enterprise sehen werden. Da aber der Einstieg in eine neue Serie trotzdem gut vermittelt wird, erhält "Freund oder Feind" noch ein Befriedigend.

Spannung: 4 SFX: 4 Handlung: 3 Gesamt: 4
Zusammenhänge
  • Phlox erwähnt seine Rasse im Gespräch mit Tucker. Sie bleibt vorläufig unbekannt und wird erst in "Terra Nova" als Denobulaner enthüllt
  • Er macht außerdem eine Anspielung auf die Nausicaaner, die in "Familienbande" persönlich vorkommen werden und schon aus dem 24. Jahrhundert bekannt sind (z.B. aus "Willkommen im Leben nach dem Tode" bei TNG)
  • Wir erfahren nochmal, dass Hoshi vor ihrer Mission auf der Enterprise als Lehrerin tätig war, zu sehen auch in "Aufbruch ins Unbekannte"
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Ausdruck vom: 20. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent1_3.htm