DSi

ENT 3.14 Kriegslist


Stratagem

von Volker Ehlebracht

Episodenbeschreibung

Archer und der ohnmächtige Xindi Degra befinden sich in einem Shuttle auf der Flucht und werden angegriffen. Archer fordert den gerade zu sich kommenden Degra auf, die Schilde hochzufahren, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Xindi scheint selbstverständlich. Degra identifiziert die Angreifer als Insektoide und will Kontakt zu ihnen aufnehmen, um ihnen den Abbruch des Angriffes zu befehlen. Archer klärt ihn jedoch auf, dass die Insektoiden schon lange keine Befehle mehr von Degra befolgen. Stattdessen lässt er Plasma ab, welches den Antrieb der Insektoiden-Schiffe überhitzt und außer Gefecht setzt.

Degra will nun wissen wer Archer ist, der ihm erklärt, dass Degra und Archer 3 Jahre lang Zellengenossen in einem Insektoiden-Gefängnis waren. Nachdem die Xindi-Waffe erfolgreich gegen die Erde eingesetzt werden konnte, begannen die Insektoiden die übrigen Xindi-Spezies zu bekämpfen und töteten viele aus Degras Volk. Degra verfügt über keinerlei Erinnerung daran, so dass Archer ihn detailliert über die Geschehnisse aufklärt. Unter anderem verfügen beide über eine Tätowierung am Unterarm, die sie als Gefangene markiert. Den Gedächtnisverlust erklärt Archer mit den Blutwürmern, die die Insektoiden bei Verhören einsetzen. Einer dieser Würmer befindet sich offenbar noch in Degras Körper und wird von Archer entfernt. Degra schlägt vor zur Enterprise zu fliegen, jedoch berichtet Archer niedergeschlagen, dass die Enterprise nach seiner Gefangennahme von den Insektoiden mitsamt ihrer Besatzung gesprengt wurde.

Degra hat ebenfalls keine Erinnerungen über den Verbleib seiner Familie, jedoch weiß Archer, dass Degra während der Inhaftierung erfuhr, dass seine Frau und Kinder in Sicherheit sind. Archer bietet an sie gemeinsam zu suchen. Degra erklärt, dass Sie in einer Kolonie nahe einem Roten Riesen lebten. Eine Reise dorthin hält er jedoch für zu gefährlich, da die Kolonien sicher von Patroullienschiffen kontrolliert werden. Plötzlich ausströmendes Kühlmittel unterbricht das Gespräch und die beiden müssen gemeinsam diese Gefahrensituation meistern, zumal nur eine Sauerstoffmaske zur Verfügung steht.

Nachdem Degra eingeschlafen ist, versetzt Archer ihm eine Injektion und verlässt das Shuttle - in einen Frachtraum der Enterprise, in dem das Shuttle die gemeinsame Flucht von Archer und Degra offenbar simuliert.

Während Degra für ca. 2 Stunden betäubt ist, stellt Archer mit T'Pol und Tucker fest, dass es in der Gegend sieben Rote Riesen gibt. Tucker stellt in Frage, ob es sich bei dem Roten Riesen auch um den Konstruktionsort der Waffe handelt, da Degra lediglich erklärt hat, dass sich seine Familie dort aufhält. Archer ist jedoch sicher, dass Degra als Führungsoffizier seine Familie nahe seinem Arbeitsplatz wohnen lässt. Mit etwas mehr Zeit zusammen mit Degra auf dem simulierten Shuttle will Archer Degras Vertrauen gewinnen und die Koordinaten des Roten Riesen erfahren.

Drei Tage zuvor. Die Enterprise fliegt zurück in das Waffentestgebiet, um die Trümmer zu analysieren und so weitere Aufschlüsse über die Waffe zu erlangen. Kurz nach ihrem Eintreffen taucht ein Xindi-Schiff auf, an Bord Degra mit zwei Mitarbeitern, die ebenfalls das Ergebnis des Waffentests analysieren wollen. Die Enterprise setzt das Xindi-Schiff außer Gefecht und Archer kann es mit T'Pol, Tucker und Hoshi besuchen und untersuchen. Der Schiffscomputer wurde von der Xindi-Besatzung jedoch zuvor nahezu völlig gelöscht. Lediglich eine persönliche Nachricht an Degra ist noch teilweise erhalten, in der Bezug auf einen Planeten namens Azati Prime genommen wird, den Degra offenbar kürzlich besucht hat. Tucker studiert derweil das Antriebssystem des Xindi-Schiffes.

Zurück auf der Enterprise verhört Archer Degra und will den Standort der Waffe erfahren. Degra schweigt jedoch und erklärt Archer, dass er durch die Gefangennahme der drei Xindi gar nichts erreicht hat.

Phlox hat derweil herausgefunden, dass es aufgrund einer neurophysiologischen Eigenart der Xindi möglich ist, deren jüngere Erinnerungen zu löschen. Schnell reift aus dieser Information der Plan, die gemeinsame Flucht von Archer und Degra in einem Shuttle zu simulieren, damit Archer Degras Vertrauen gewinnen kann und Informationen über den Standort der Waffe erhält. Hoshi kann aus dem Brief an Degra einige persönliche Informationen Degras beisteuern, anhand derer Archer glaubhaft machen kann, dass sich zwischen Degra und Archer während der gemeinsamen Gefangenschaft ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Wieder auf dem simulierten Shuttle "durchfliegen" Archer und Degra Raumanomalien und sitzen offenbar in einem solchen Feld fest. Der Treibstoff reicht nicht, um es zu umfliegen, so dass als einziger Ausweg ein Hilferuf an die Xindi bleibt. Degra will dabei auf eine geheime Frequenz zurückgreifen, die nur hochrangigen Xindi-Funktionären bekannt ist. Während Hoshi eine Antwort auf Xindi vorbereiten will, wird ein weiteres Xindi-Schiff geortet, das in ca. sechs Stunden eintreffen wird. T'Pol befiehlt daraufhin sich trotz der dort herrschenden Strahlung wieder in dem Trümmerfeld des Waffentests zu verstecken. Archer verwickelt Degra derweil bei einer Flasche Bier in ein vertrauliches Gespräch und erfährt immerhin, dass der Planet auf dem Degra mit seiner Familie wohnte, ein Militärstandort ist.

Degra erzählt, wie wichtig ihm Familie ist und dass sein Hauptantrieb die Waffe zu entwickeln, der Schutz seiner Kinder war. Als er vom ersten Test des Prototypen erzählt, offenbart Degra auch Skrupel, da ihm bewusst ist, dass unter den 7 Millionen Opfern auch unzählige Kinder waren. Hoshi simuliert nun per Funk einen Kontakt mit einem Xindi-Schiff, das Degra in der Gewalt der Insektoiden wähnt. Auf Degras Frage nach seiner Familie wird ihm bestätigt, dass diese noch lebt. Der Funkkontakt bricht ab. Archer bietet Degra erneut an dessen Familie zu suchen. Es fällt Degra schwer, Archer die Koordinaten einer geheimen militärischen Anlage zu überlassen, der Gedanke an seine Familie lässt ihn jedoch einwilligen, die Koordinaten selber in die Steuerkonsole des Shuttles einzugeben. Anschließend verschlüsselt er die Konsole. Hoshi und T'Pol haben die Koordinaten des Planeten jedoch registriert.

Plötzlich gerät die Steuerung des simulierten Shuttles außer Kontrolle, sie wird durch die Strahlung des Trümmerfeldes überlagert. Während die Enterprise-Crew versucht die Steuerung wieder in den Griff zu bekommen, erkennt Degra beim Blick aus dem "Fenster" des Shuttles, dass etwas nicht stimmt. Misstrauisch fragt er Archer, ob er ihm im Laufe der langen gemeinsamen Haft die Namen seiner Kinder verraten hat. Hoshi souffliert Archer die Namen, als Archer jedoch nicht das ältere Kind benennen kann, greift Degra ihn mit einem Messer an. Archer pariert den Angriff, dann kommen Sicherheitskräfte in das Shuttle um Archer zu schützen.

Wieder in der Arrestzelle schimpft Degra, dass die Menschen nicht nur rücksichtslos sondern auch Meister der Täuschung seien. Degra behauptet, dass ihm Zweifel bereits gekommen seien, als ein Com-Signal von Azati Prime aus bestätigt wurde. Die Insektoiden unterhielten dort eine Deuterium-Mine, an einem solchen Ort würde sich keinesfalls seine Familie aufhalten. Archer weist auf die eingegebenen Koordinaten hin, jedoch behauptet Degra, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits das Spiel durchschaut und einen falschen Planeten bezeichnet hatte. Archer droht Degras Gedächtnis erneut zu löschen und erneut zu versuchen die Koordinaten in Erfahrung zu bringen, jedoch weiß Degra, dass man bereits auf der Suche nach ihm sein muss und die Zeit für Archer knapp wird.

Mit den Offizieren diskutiert Archer, ob Degra die realen Koordinaten oder bewusst falsche eingegeben hat. Man kann sich eine 3-wöchige Reise nach Azati Prime nicht leisten, wenn die Waffe nicht dort ist. Tucker erwähnt die Möglichkeit wie die Xindi durch Subraum-Wirbel zu reisen und Archer ordert alle darüber verfügbaren Informationen.

Die Enterprise geht auf taktischen Alarm. Kurz darauf erfährt das Schiff eine Reihe von heftigen Erschütterungen. Das Schiff gerät mehr und mehr außer Kontrolle. Man holt Degra sowie einen seiner Kollegen aus der Arrestzelle und fordert sie zur Hilfe auf, da man die Technologie um Subraum-Wirbel zu durchqueren nicht mehr unter Kontrolle hat. Degra und sein Mitarbeiter verweigern jedoch jegliche Hilfe. Plötzlich hören die Erschütterungen auf und Tucker stellt fest, dass Travis die Polarität des Warp-Antriebs umgekehrt hat und man dadurch wieder in den normalen Raum geschleudert wurde. Archer nimmt Degra mit auf die Brücke, wo auf dem Hauptschirm ein Roter Riese zu sehen ist, Azati Prime. Archer schickt sich umgehend an taktische Ziele auf Azati Prime auszumachen und mögliche Standorte für die Waffe einzugrenzen. Fassungslos schreit Degra, dass das Abwehrsystem und die Xindi-Flotte die Enterprise in kürzester Zeit vernichten werden und sie keine Chance auf Erfolg haben. Archer versteht dies als Bestätigung, dass sich die Waffe auf Azati Prime befindet und das erneute Täuschungsmanöver kann abgebrochen werden.

Die Gedächtnisse der Xindi werden erneut gelöscht und man verfrachtet sie wieder an Bord ihres Schiffes. Das Schiff wird so manipuliert, dass die Xindi glauben werden, eine Plasma-Leitung sei gerissen, wodurch sie in Ohnmacht fielen. Eine Erklärung über den gelöschten Computer verbleibt jedoch als Rätsel für die Xindi.

Die Enterprise nimmt nun Kurs auf Azati Prime...




Bewertung

Im Hinblick auf den Fortgang der Suche nach der Xindi-Waffe eine zentrale Episode, da der Standort der Waffe durch die Kriegslist in Erfahrung gebracht werden kann.

Zudem wird der Charakter von Degra entwickelt, der bereits aus der Episode 3.7 "Die Ladung" bekannt ist und im weiteren Fortgang des Xindi-Waffen-Spannungsbogens der dritten Staffel von wesentlicher Bedeutung sein wird. Er offenbart eine hohe Intelligenz aber auch Ideale und Werte, die man durchaus als menschlich bezeichnen könnte. Als er am Ende seinen Fehler jedoch erkennt, überwiegen wieder Integrität und Gehorsam gegenüber seiner Rasse sowie Hass auf die Menschen.

Die Handlung in dem kleinen Fluchtschiff von Archer und Degra erkennt der Zuschauer relativ schnell als simuliert, da die Story wohl kaum ohne Enterprise - Archer beschreibt deren Zerstörung durch die Xindi - mitsamt Besatzung bis zum Ende der Staffel fortgeführt werden könnte. Bestenfalls liegt noch eine Erklärung im Rahmen von Daniels Zeitreiserei nahe, jedoch wurde eine entsprechende Idee erst in 3.11 "Carpenter Street" verwirklicht.

So liegt die eigentliche Spannung auf dem Charakter-Spiel zwischen Archer und Degra und der Frage, ob Archer seinen Kontrahenten soweit austricksen kann, dass er am Ende die Koordinaten des Planeten mit der Xindi-Waffe erfährt. Sämtliche anderen Charaktere der Enterprise-Crew sind in dieser Episode nur Statisten, da die Episode über weite Strecken in dem simulierten Shuttle spielt. Randy Oglesby stellt die verschiedenen Facetten von Degras Charakter sehr glaubwürdig dar, so dass die Beweggründe der Xindi die Menschheit zu zerstören ein Stück weit nachvollziehbar werden und nicht mehr reduziert sind auf Dummheit und Hass. Scott Bakula gibt überzeugend den desillusionierten Desperado, der alles verloren hat und keine wirklichen Ziele mehr hat. Sein Interesse an Degra und seiner Spezies äußert sich nur in lakonischen Bemerkungen und Zynismus. In seinem Leben gibt es praktisch nur noch Degra als Bezugsperson, an der Archer ein mäßiges Interesse zeigt.

Die hanebüchene Tatsache, dass die Xindi über die zugrunde liegende neurophysiologische Besonderheit verfügen, kann man hinnehmen, immerhin verfolgt man ja eine SciFi-Serie. Ein schöner Zufall ist auch, dass Phlox dieses passend zu dem Zeitpunkt der Gefangennahme von 3 Xindis feststellt.

Für Spannung 5 Punkte im Hinblick auf die Frage ob Archer an die Koordinaten von Azati Prime kommt und für die Schlusssequenz, wo der Zuschauer nicht mehr weiß, ob die Enterprise nun wirklich einen Subraum-Wirbel durchreist oder es sich um einen weiteren Bluff handelt (Letzteres liegt jedoch nahe).

Die Handlung ist abenteuerlich aber durchaus durchdacht, daher auch 5 Punkte.

SFX kommt etwas zu kurz, das Trümmerfeld sieht aus wie handgemalt und das Interieur des Shuttles ist nicht weltbewegend. 3 Punkte.

Insgesamt jedoch 5 Punkte für eine gute Folge, die die 3. Staffel wesentlich weiter bringt.

Spannung: 5 SFX: 3 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge
Degra trifft man bereits in Episode 3.7 "Die Ladung" als den Konstrukteur der Waffe.
In Episode 3.20 "Die Vergessenen" wird Bezug auf die Geschehnisse dieser Episode genommen.
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Ausdruck vom: 23. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent3_14.htm