DSi

TNG 7.8 Kontakte


Attached

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 47304,2
Beim gemeinsamen Frühstück sprechen Picard und Dr. Crusher über den aktuellen Auftrag der Enterprise: Die Kes vom Planeten Kes-Prit III haben einen Antrag auf assoziierte Mitgliedschaft in der Föderation gestellt, den die Enterprise nun bewerten soll. Das Besondere daran ist, dass dies der erste Planet wäre, der nicht vollständig beitreten würde; andererseits bewohnen die Kes 3/4 davon, und die kontaktscheuen Prit lehnen eine Mitgliedschaft von sich aus ab.
Als die beiden fertig gefrühstückt haben, gehen sie zum Transporterraum, um sich mit Botschafter Morik zu treffen. Der Transport läuft ohne Probleme, doch die beiden kommen nicht am geplanten Ziel an...

Stattdessen erwachen Picard und Crusher in einer Gefängniszelle. Bald darauf kommen einige pritianische Sicherheitsleute an, unter ihnen eine Frau namens Lorin, Chefin des Sicherheitsdienstes. Sie erklärt, dass die beiden Föderationsoffiziere gefangen genommen wurden, da die Prit eine Verschwörung der Föderation mit den Kes vermuten. Um die Wahrheit herauszubekommen, hat man den beiden einen Gedankentransceiver in den zerebralen Kortex eingepflanzt. Bald werden die Geräte auf die Psi-Wellen-Muster geeicht sein, und dann wird man die Wahrheit herausbekommen, verspricht Lorin, die Picard überhaupt nicht zuhört, als er beteuert, es gäbe keine Verschwörung.
Während die beiden noch nach einem Fluchtweg suchen, kommt ein Sicherheitsmann in die Zelle und bringt scheinbar etwas zu essen. Beglückt stellen Jean-Luc und Beverly fest, dass es sich stattdessen um ihren Tricorder handelt, in dem ein Fluchtweg sowie der Code für die Tür gespeichert wurden. Also machen sie sich schleunigst auf den Weg.

Auf der Enterprise hat man inwzischen herausgefunden, dass der Transporterstrahl des Captains und der Doktorin mittels Traktorstrahl auf das Territorium der Prit abgelenkt wurde. Botschafter Morik kommt an Bord und berichtet, dass er bereits ein Rettungsteam zusammenstellt. Riker möchte zunächst lieber eine diplomatische Lösung versuchen, doch Morik ist sicher, dass die Prit dies nicht annehmen werden. Nachdem die Enterprise erfolglos Kontakt mit den Prit herzustellen versucht, meldet sich Lorin vom Sicherheitsrat der Prit und erklärt, dass das Gespräch nicht genehmigt war und es keine weiteren Gespräche geben wird. Sollte die Enterprise das trotzdem probieren, wird man zu den Waffen greifen. Zwar erklärt Worf, dass die Waffen der Prit keine Gefahr für das Schiff darstellen, aber Riker lässt es nicht darauf ankommen. Stattdessen gestattet er Morik, auf der Enterprise eine Operationsbasis einzurichten, um die Befreiung zu koordinieren, denn Morik befürchtet, dass es in den Reihen der Kes eine undichte Stelle gibt.
In seinem Quartier - auf der Brücke möchte er nicht darüber reden - klärt er Riker auf, dass die Kes einen Agenten bei den Prit haben, der die beiden Offiziere bereits befreit hat. Nun sollen sie sich in ein Dorf nahe der Grenze begeben, wo sie von weiteren Agenten in Empfang genommen und über die Grenze geleitet werden sollen.

Auf dem Planeten indes durchqueren Picard und Crusher mittlerweile eine Höhle, in der es immer wieder zu natürlichen Gasexplosionen kommt. Während sie dabei sind, meint Beverly plötzlich: "Ich auch." Völlig verwundert fragt Picard, wovon sie redet, und sie erwidert, dass Picard gesagt habe, dass er Durst hat. Picard ist sich sicher, dass er nichts gesagt hat - allerdings hat er daran gedacht, dass er Durst hat...
Als es eine Felswand in der Höhle zu erklimmen gilt, um ins Freie zu gelangen, empfängt auch Picard einen Gedanken von Beverly, und den beiden wird klar, dass die Geräte, die man ihnen eingepflanzt hat, offensichtlich einen telepathischen Kontakt zwischen ihnen herstellen.
Als sie endlich an der Oberfläche angelangt sind, ist der mentale Kontakt inzwischen fest etabliert, beide können die Gedanken des anderen lesen: So erfährt Picard, dass Beverly gerade an eine große Portion Eintopf denkt, da sie ziemlichen Hunger hat. Um die Stärke der Bindung zu vermindern, versuchen sie, etwas Abstand zwischen sich zu bringen, doch sofort wird ihnen schwindelig - offensichtlich sind sie voneinander abhängig.
Dann ist der Weg, den sie nehmen sollen, unklar. Picard wirft einen Blick auf den Tricorder und entscheidet sich für eine Richtung, doch Beverly bemerkt, dass er sich einfach aufs Geratewohl für eine Richtung entschieden hat; Picard meint, als Captain sei es von Zeit zu Zeit nötig, Vertrauen zu erwecken, auch wenn man sich selbst nicht sicher ist.
Dann sehen sie einen Prit-Wächter auf einem nahen Berg; außer Sicht zu bleiben, würde einen großen Umweg zu dem Dorf bedeuten. Deshalb schlägt Picard vor, direkt zur Grenze zu gehen und dort selbst nach einem Weg zu suchen, sie zu überqueren.

Morik hat mittlerweile eine große Menge technischer Geräte in seinem Quartier auf der Enterprise installiert. Er bittet Riker zu sich und lässt ihn vor dem Gespräch nach Abhöreinrichtungen und ähnlichem absuchen.
Da Picard und Crusher noch immer nicht in dem Dorf eingetroffen sind, vermutet Morik, dass sie überhaupt nicht vorhatten, dorthin zu gehen. Stattdessen glaubt er, dass die Föderation hinter dem Rücken der Kes eine Allianz mit den Prit eingehen will. Daher seien der Fehltransport und die Gefangennahme eingefädelt worden, um die Kes zu täuschen. Auch Rikers Erwiderung, dass die Kes es waren, die sich um Mitgliedschaft in der Föderation bewarben und somit die Enterprise erst hergeschickt wurde, bringt Morik nicht von seinen Vermutungen ab. Er meint, es wäre jetzt Zeit, dass er das Schiff verlässt. Riker ist völlig einverstanden und bemerkt noch, Morik solle seine Gerätschaften nicht vergessen.

Jean-Luc und Beverly haben in der Zwischenzeit ein Lagerfeuer gemacht, um dort zu nächtigen. Als sie auf das Thema "Frühstück" zu sprechen kommen, bemerkt Beverly, dass Jean-Luc der Gedanke an das gemeinsame Frühstück unangenehm ist. Picard meint, so hätte er es nicht gemeint. Allerdings habe sich Beverly in der letzten Zeit immer mehr Mühe gegeben, einen kulinarischen Hochgenuss entstehen zu lassen. Dabei sei ihm ein einfaches Frühstück mit Kaffee und Croissants viel lieber. Beverly gibt zu, dass ihr das genauso geht; sie hatte bloß versucht, dem Captain mit dem Frühstück eine Freude zu bereiten.
Dann kommen die beiden auf Beverlys verstorbenen Mann Jack zu sprechen, und sie spürt, dass Picard bei der Erwähnung dieses Namens unangenehme Gefühle empfindet. Picard gibt das zu: Er war damals in Beverly verliebt gewesen, doch sie war ja mit seinem besten Freund verheiratet. Deshalb hatte er sich immer schuldig gefühlt, umso mehr, als Jack dann umkam. Da hatte er beschlossen, Beverly nie von seinen Gefühlen ihr gegenüber zu erzählen, doch mittlerweile sind die beiden zu guten Freunden geworden. Abgesehen davon ist es Zeit, sich schlafen zu legen.

Auf der Brücke der Enterprise ist der erzürnte Morik nach wie vor überzeugt, dass man die Kes hintergehen will. Um den Gegenbeweis anzutreten, lässt Riker noch einmal die Prit kontaktieren. Von Lorin erhält er erneut eine Abfuhr, als sie ihn warnt, die Prit nicht mehr zu kontaktieren. Doch Morik hält das nur für eine Show und glaubt Riker kein Wort.
Also lässt jener Lorin direkt in die Beobachtungslounge beamen und geht mit Morik selbst dorthin. Lorin ist über diese Entführung äußerst erbost und bekommt erst recht einen Wutanfall, als Riker mit dem Botschafter der Kes den Raum betritt. Es kommt zu heftigen Wortgefechten und wüsten Anschuldigungen, bis es Riker gelingt, ein wenig Ordnung in das verbale Chaos zu bringen und als Mittelsmann zu fungieren, da Lorin und Morik nicht bereit sind, direkt miteinander zu sprechen.

Als der Morgen dämmert und Picard und Beverly sich wieder auf den Weg gemacht haben, werden sie von einer Patrouille der Prit gesehen und angegriffen. Schleunigst eilen sie zur Grenze, wo Beverly mit dem Tricorder einen Durchgang durch das Energiegitter öffnen kann. Als die Sicherheitsleute auftauchen, schubst sie Picard hindurch, wird aber dann gefangengenommen.

Riker ist inzwischen selbst erzürnt und erklärt den beiden Kes-Pritianern, dass er nur seine Offiziere zurückhaben will. Zudem würde der Aufnahmeantrag der Kes mit Sicherheit abgelehnt werden. Darüber regt sich nun wieder Morik auf, doch Riker erklärt, dass er dem Föderationsrat ganz klar abraten wird, die Kes in die Föderation aufzunehmen, da sie außenpolitisch ungeschickt und von politischem Verfolgungswahn besessen seien. Das beruhigt zumindest Lorin: Als sie erfährt, dass man die Doktorin der Enterprise gefangengenommen hat, weist sie ihre Leute an, sie an Bord beamen zu lassen. Auch Morik lenkt ein, und so sind Picard und Crusher bald darauf erschöpft und hungrig, aber wohlbehalten, wieder an Bord.
Riker geleitet sie zu ihren Quartieren und lässt sich vom Captain versichern, dass auch jener momentan von der Aufnahme der Kes abraten wird, so dass eine Klage der Kes beim Föderationsrat sicher keinen Einfluss auf das Ergebnis haben wird. Unterwegs zum Quartier reden Picard und Crusher die ganze Zeit scheinbar sinnloses Zeug, was Riker ziemlich verwirrt: Er weiß noch nichts von den Gedankentransceivern, die den beiden das Lesen ihrer Gedanken ermöglichen.

Am Abend, als die Geräte wieder entfernt sind, erinnern sich Picard und Crusher noch einmal an das Erlebte. Beide finden es teilweise schade, dass die Geräte nicht mehr da sind, da sie sich daran gewöhnt hatten, die Gedanken des anderen zu lesen. Beverly erwähnt, dass sie am letzten Abend noch lange wachgelegen und dabei seinen Träumen "zugehört" hatte; allerdings ist sie nicht sicher, ob Jean-Luc überhaupt geschlafen hatte. Es ist ihm ein wenig peinlich, doch nun wissen beide, was sie voneinander halten und wie hoch sie sich gegenseitig einschätzen. Da sie ihre Gefühle nun kennen, sollten sie sie langsam und ohne Hast erkunden. Beverly stimmt zu, und nach einem zärtlichen Gute-Nacht-Kuss verlässt sie Jean-Lucs Quartier.




Bewertung

Gleich zu Beginn der Bewertung stellt sich die Frage, ob man diese Episode eher als romantisch bezeichnen sollte, oder ob es sich um eine Diplomatie-Story handelt.
Am Besten fährt man wohl, wenn man einräumt, dass sie von beidem etwa gleich große Anteile hat. In der primären Handlung geht es um den Aufnahmeantrag der Kes und um die Entführung Picards und Crushers. Dies sind alles Probleme, die in der einen oder anderen Form schon einmal da waren, obgleich nicht in dieser Mischung.

Mindestens genauso interessant ist aber eben jene Nebenhandlung, in der es um die telepathische Verbindung des Captains und der Doktorin geht. Hier erfährt man einiges, was man vielleicht lange vermutete, was aber nie mit Sicherheit geklärt wurde, so in erster Linie die Frage, ob die beiden insgeheim eine Liebesbeziehung haben, die sich vorwiegend platonisch gestaltet, oder ob sie mittlerweie "nur noch Kollegen" sind. Es zeigt sich, dass Picard seit langem ein starkes persönliches Interesse an Beverly hat, dass er sogar in sie verliebt war und sie wohl immer noch liebt. Seine Begründung, dass er ihr das nie gesagt hat, klingt logisch: Beverlys Mann Jack war sein bester Freund, und auch wenn Jack schon lange tot ist, hält er es für illegitim, sich mit dessen Frau einzulassen.
Aus ihrer Sicht ist es ähnlich verständlich: Seit der ersten Episode ist klar, dass Beverly Jean-Luc mag und ihn nicht einfach nur für attraktiv hält, sondern eine tiefergehende Beziehung zu ihm hat. Allerdings gibt er sich stets verschlossen und distanziert, was sicherlich ein Grund sein dürfte, dass die beiden noch nicht zueinander gefunden haben.
In jedem Fall kann man wohl sagen, dass die Enthüllung ihres gegenseitigen Interesses sich sehr interessant gestaltet und damit einer Romanze Tür und Tor öffnet - in Ansätzen wird dies auch in "Gestern, Heute, Morgen" weitergeführt, aber bis einschließlich des neunten Kinofilms nicht weiter verfolgt.

Über die A-Handlung lässt sich wenig sagen; auffallend sind die herrlich paranoiden Kes unter Botschafter Morik: Zunächst lässt jener sein neu zugewiesenes Quartier auf Abhöreinrichtungen und Sicherheitslücken untersuchen, anschließend besteht er sogar darauf, Riker und Worf beim Eintreten zu untersuchen. Zudem hat er das gesamte Quartier in kürzester Zeit mit allen möglichen Geräten vollgestellt. Die Kes erwecken wirklich den Eindruck, hinter jeder Tür einen Feind zu wittern.
Ein unangenehmer Nebeneffekt davon ist, dass man sich fragt, wie die Föderation überhaupt nur auf die Idee kam, den Aufnahmeantrag ernsthaft (und vom Flaggschiff) prüfen zu lassen: Schon zu Beginn der Krise wird klar, dass die Kes noch bei Weitem nicht so weit sind und ihre internen Probleme mit den Prit so stark sind, dass sie sich keinesfalls als Föderationsbürger eignen würden.

Ansonsten fällt auf, dass Riker endlich mal wieder zumindest ein wenig zu tun hat: Da Picard entführt ist, muss Riker das Problem lösen und den Captain wohlbehalten zurückholen, und das unter widrigen Bedingungen: Die Prit verweigern jeden Kontakt, und die Kes sind schon bald so eingschnappt, dass sie die Enterprise für das Problem verantwortlich machen. Rikers Lösung ist, wie in früheren Zeiten, unkonventionell und effektiv.
Dabei fällt auf, dass Jonathan Frakes (Riker) in dieser Episode Regie führte. Neben der Einbindung Rikers, der seit längerem kaum noch etwas zu tun hat, beweist er auch sonst ein glückliches Händchen: Alle Szenen mit Picard und Crusher wirken frisch und ungezwungen, und insgesamt ist die Episode ein leicht zu genießendes, nicht sehr tiefgründiges Trek-Vergnügen, das man getrost als "gut" bewerten kann.

Spannung: 4 SFX: 5 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Eine ähnliche Picard-Crusher-Situation gab es in "Die Waffenhändler".

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Ausdruck vom: 29. 03. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng7_8.htm