DSi

VOY 5.7 Das Vinculum


Infinite Regress

von Malte Kirchner

Episodenbeschreibung

Seven hat auf einmal seltsame Albträume, in denen verschiedene Spezies auftauchen, die allesamt durcheinander reden. Begleitet werden diese Träume von plötzlichen Persönlichkeitswandlungen, die Seven dazu bewegen, als vermeintlicher Klingone auf dem Schiff Neelix' Kantine zu plündern. Währenddessen stößt die Voyager auf ein riesiges Trümmerfeld eines Borgschiffes, das man näher untersuchen will.

Seven verliert inzwischen immer mehr die Fassung. Mit dem Charakter eines kleinen Mädchens macht sie Unternehmungen mit Naomi Wildman und vergisst dabei gänzlich ihre anstehenden Aufgaben. Im Maschinenraum schlägt sie schließlich B'Elanna Torres nieder und muss von Tuvok betäubt werden. In der Krankenstation aufgewacht, diagnostiziert man eine neurologische Fehlfunktion. Sevens Alb- hat sich derweil in einen Tagtraum verwandelt. Sie sieht die verschiedenen Spezies des Borgschiffes durcheinanderlaufen. Man geht nun davon aus, dass alle Persönlichkeiten, die Seven in ihrer Zeit als Borg in Erinnerung behalten hat, sich jetzt daran machen, ihre Persönlichkeit zu übernehmen.

Im Borg-Trümmerfeld findet man derweil ein intaktes Vinculum, die Einheit, die alle Drohnen miteinander verbindet. Da es eine seltene Gelegenheit ist, das Herz eines jeden Borg-Schiffes untersuchen zu können, entschließt sich Janeway trotz Bedenken zur Anbordnahme des Gerätes.

Bei der Untersuchung der gespeicherten Daten findet man heraus, dass das Borgschiff eines der letzten Shuttles einer bereits assimilierten Spezies jagte, die jedoch ein Virus in sich trug. Dieses Virus führte dazu, dass nach der Assimilation bei den Borg-Drohnen die gleichen Symptome wie bei Seven auftraten und die kybernetischen Wesen am Ende ihr Schiff selbst zerstörten.

Sevens Zustand wird nicht besser. Die Versuche, das Vinculum zu deaktivieren, schlagen fehl. Schließlich verliert Seven ihre Persönlichkeitsmerkmale scheinbar völlig. Tuvok bietet sich nun an, sie mittels einer Gedankenverschmelzung zurückzuholen. Trotz aller Bedenken beginnt er mit der Prozedur. Währenddessen trifft man auf die für das Virus verantwortliche Spezies 6339. Sie hat das Vinculum absichtlich ausgesetzt, um weitere Borgschiffe und schließlich alle Borg infizieren zu können. Janeway verweigert die Herausgabe desselben jedoch, die Spezies droht mit Waffengewalt.

Am Ende wird die Voyager unter Feuer genommen, während Tuvok sich durch die verschiedenen Personen in Sevens Verstand arbeitet. Janeway befiehlt das Hinausbeamen des Vinculums ins All und Tuvok erreicht am Ende Seven und kann sie zurückholen. Man fliegt weiter.




Bewertung

Borg ist Trumpf. Das müssen sich die Autoren bei der Arbeit an dieser Episode gedacht haben. Leider sind Geschichten rund um die Borg und ihre Technologie für sich alleine noch keine guten Episode. Das beweist diese Folge.

Die Idee des Virus ist an und für sich keine neue. Bereits in TNG, in der Folge "Ich bin Hugh", hatte die Sternenflotte ein geometrisches Modell entwickelt, dass die Borg zerstören sollte. Picard weigerte sich jedoch es einzusetzen und genauso verhält sich hier Janeway, die das Vinculum, das zu einer Massenvernichtungswaffe geworden ist, nicht mehr einfach aushändigen will. Ihre Parteinahme erscheint dabei merkwürdig, denn eine Beeinflussung der Machtverhältnisse im Deltaquadranten fände durch eine Herausgabe zumindest vorerst nicht statt. Die Borg würden ohnehin irgendwann ein Gegenmittel finden. Dafür aber verändert Janeway durch die Nichtherausgabe des Vinculums an Spezies 6339 die natürliche Entwicklung. Verständlich sind eventuelle moralische Bedenken im Sinne der Obersten Direktive der Sternenflotte, die jedoch eher zur Neutralität, also der strikten Nichteinmischung, mahnt. Ferner ist das Vinculum an Bord der Voyager eine ernste Gefahr für Seven of Nine, und so macht sein Behalten keinen Sinn, im Gegenteil, man sollte es schnell wieder loswerden.

Sehr interessant an dieser Episode sind die verschiedenen Persönlichkeiten, die in Seven während ihrer Träume auftauchen, seien es Ferengi, Klingonen oder andere. Neben einer sehr guten Darstellung dieser verschiedenen Charaktere durch Jeri Ryan ist es auch bemerkenswert, dass die zahlreichen Persönlichkeiten konserviert und offenbar zu gleichen Teilen auf jede Drohne aufgeteilt wurden. Es wird erklärbar, dass das Streben nach Perfektion mit der fast übertriebenen Rationalität von Seven nur dazu dient, die Kontrolle über sich selbst zu behalten, um nicht möglicherweise Opfer einer der gespeicherten Persönlichkeiten zu werden. Das wirft allerdings unweigerlich die Frage nach den Größenordnungen auf: Wenn tatsächlich alle Borgdrohnen die Identitätsmuster sämtlicher assimilierten Spezies gespeichert haben, so dürften sich auch im 24. Jahrhundert daraus Probleme mit der Speicherkapazität bzw. der Datenverarbeitung ergeben.

Enttäuschend ist dagegen die Lösung des Problems und dabei vor allem der Versuch, die Situation in Seven bildlich darzustellen. Dass Tuvok sich per Geistesverschmelzung nur durch eine Menge von Individuen drängeln muss, um Sevens Persönlichkeitsstruktur wieder zur dominanten zu machen, ist eine sehr unglaubwürdige Behebung des vorherigen Verlusts. Hier wäre eine tiefere Auseinandersetzung von Seven mit ihrer Vergangenheit wohl zweckdienlicher gewesen. Die bildhafte Darstellung trägt jedenfalls nicht gerade zu inhaltlicher Tiefe bei. Die verschwommenen, hektischen Aufnahmen sind vielmehr langweilig - unnötige Zwischensequenzen.

So ist diese Episode alles in allem knapp befriedigend. Der an und für sich gute Spannungsbogen verliert durch die eher plumpe Lösung am Ende massiv an Qualität und ist somit nur ausreichend. Die Handlung an sich ist dagegen insbesondere durch die Einfügung der verschiedenen Persönlichkeiten nicht mehr nur ausreichend, sondern durchschnittlich, ebenso wie die SFX.

Spannung: 3 SFX: 4 Handlung: 4 Gesamt: 4
Zusammenhänge

Nicht berücksichtigt.

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Ausdruck vom: 29. 03. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/voy5_7.htm