DSi

ENT 1.17 Verschmelzung


Fusion

von Sebastian Däs

Episodenbeschreibung

Die Enterprise ist auf dem Weg zur Erforschung eines Nebels und trifft dabei auf ein vulkanisches Schiff, dessen Captain sich sehr emotional freut, die Enterprise-Crew zu treffen. Da den Vulkaniern einige Reparaturen bevorstehen bitten sie Archer um Hilfe, der Captain sagt auch gerne zu. Beim gemeinsamen Essen verwundern die freundlichen Vulkanier weiterhin, als sie gerne Fleisch probieren wollen. Sie werden von der skeptischen T’Pol schließlich als „V'tosh ka'tur“ (Vulkanier ohne Logik) erkannt, die sich selbst und ihre Emotionen erforschen. Der Hohe Rat auf Vulkan und T’Pol betrachten sie als Außenstehende, die gefährlich werden könnten. Doch der vulkanische Captain meint, sie hätten eine Balance zwischen Logik und Emotionen gefunden – T’Pol bezweifelt dies stark.

In der Zwischenzeit lernt die Crew mehrere der emotionsfreudigen Vulkanier kennen, Trip arbeitet mit dem außerirdischen Chefingenieur Kov zusammen und muss diverse Vorurteile gegenüber Menschen richtig stellen. T’Pol dagegen will so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben, trifft in der Messe jedoch zufällig auf Tolaris, einen der V'tosh ka'tur. Mit intelligenten Argumenten macht er seine Sicht der Dinge klar: Die Vulkanier können Emotionen zeigen, ohne in die wilde Aggressivität ihrer Vorfahren zurückzufallen. Er entdeckt auch an T’Pol einige veränderte Details, die durch ihren langen Aufenthalt unter Menschen geprägt ist.

Die Schiffe kommen beim Nebel an und die Vulkanier bieten ihre Hilfe bei dessen Erforschung an. Archer stimmt zu und T’Pol muss mit Tolaris in der Astrometrie des vulkanischen Schiffes arbeiten. Ihr Gespräch setzt sich fort und Tolaris rät T’Pol, dass sie ihre täglichen Meditationen diese Nacht aussetzen soll. Sie als Wissenschaftlerin solle erforschen was passiert – die Träume werden sehr interessant sein. Unterdessen erhält Archer eine Nachricht von Admiral Forrest: Der Chefingenieur der V'tosh ka'tur, Kov, ist der Sohn eines hochrangigen Mitglieds im vulkanischen Hohen Rat. Da jedoch beide zerstritten sind und der Vater sterben wird, soll Archer den Chefingenieur zur Kontaktaufnahme bewegen. Dieser Versuch misslingt jedoch gewaltig, denn Kov meint, er hätte sich von seinem Vater schon vor langer Zeit verabschiedet. Archer wendet sich an Trip und denkt, dass er als Kovs Freund vielleicht mehr bewegen könnte.

T’Pol befolgt den Rat von Tolaris und setzt ihre Meditation aus. Tatsächlich hat sie diese Nacht auch wirklich verwirrende Träume – unter anderem sehr sinnliche Erfahrungen mit Tolaris. Skeptisch lässt sie sich am nächsten Tag von Doktor Phlox untersuchen und hakt das „Experiment“ als misslungen ab. Sie will sich nicht noch weiteren Gefahren aussetzen. Doch als sie später erneut mit Tolaris auf dem vulkanischen Schiff zusammenarbeitet lässt dieser nicht locker: Er will sie zu weiteren „Experimenten“ drängen und ihr bei ihren neu erwachten Emotionen beistehen. Am Abend in T’Pols Quartier sitzen beide zusammen und Tolaris will eine Gedankenverschmelzung mit ihr vollziehen. Dies ist eine alte vulkanische Tradition, die es erlaubt Gedanken und Erinnerungen auszutauschen. Als er die Prozedur beginnt, findet sich T’Pol in ihrem verwirrenden Traum wieder. Ihre Emotionen werden stärker, doch bald fühlt sie sich unwohl und will die Verbindung trennen. Tolaris weigert sich jedoch und zwingt sie wütend weiter zur Verschmelzung. Schließlich muss sie seine Hand gewaltsam von ihrem Gesicht entfernen. Beide sind verstört doch T’Pol schafft es den Vulkanier aus ihrem Zimmer zu zwingen und kontaktiert die Krankenstation.

Am nächsten Tag beordert Captain Archer Tolaris in seinen Bereitschaftsraum und redet mit ihm zuerst freundlich über den Fortgang der Reparaturen. Als er erwähnt, dass T’Pol auf der Krankenstation ist, will Tolaris zu ihr. Doch der Captain weiß genau was letzte Nacht vor sich ging und verbietet Tolaris die Krankenstation zu betreten. Der Vulkanier wird wütend und schleudert Archer durch den Raum. Das bestätigt Archer in der Vermutung, Tolaris habe sich nicht unter Kontrolle, der Captain wollte ihn absichtlich in dieser Situation provozieren. Er kann Tolaris mit gezücktem Phaser dazu zwingen die Enterprise zu verlassen.
In der Zwischenzeit hat Trip mit Kov gesprochen und ihm als Denkanstoß eine Anekdote aus seiner Vergangenheit erzählt. Als sich der Vulkanier von seinem neuen Freund verabschiedet, teilt er ihm mit, dass er mit seinem Vater gesprochen hat. Ihm geht es jetzt auch wieder besser. Trip ist froh darüber und Kov verlässt das Schiff.

Archer besucht T’Pol in ihrem Quartier. Sie meditiert gerade, bittet den Captain jedoch herein. Er will wissen ob es ihr besser geht und sie bejaht – denn die anderen Vulkanier sind fort. Sie fragt ihn, wie er mit seinen Träumen zurecht kommt. Archer meint sie seien meistens angenehm und T’Pol gibt zu, dass sie ihn beneidet.


Bewertung
„Verschmelzung“ mag eine nett gemeinte Episode sein, hat aber ein massives Problem: Sie ist stinklangweilig und vorhersehbar. Es ist ja schon einmal positiv, dass man sich ohne Action an ruhigeren Storys versucht, doch das ist hier leider komplett misslungen. Dazu ist noch eine Nebenstory vorhanden die nur als peinlich bezeichnet werden kann. Die völlig unnötige aber quotenträchtige „Sexszene“ hält am Ende auch nicht was sie verspricht und wird in Trek-typischer Prüderie gezeigt.

Dabei beginnt man eigentlich interessant: Anfangs ist man noch deutlich mit der Frage beschäftigt, ob diese Vulkanier wirklich eine Balance zwischen Logik und Emotionen gefunden haben. Das ist der eigentliche Punkt, der die Episode noch etwas rettet, doch am Ende wird diese Hoffnung natürlich zerstört. Die ganze Handlung mit Tolaris und T’Pol kam schon zigmal in Trek vor und auch dieses Mal verhält man sich kein bisschen anders, jeder Zuschauer weiß von der ersten Sekunde an, worauf das Ganze hinausläuft. Wenn man ehrlich ist hat sich am Ende noch nicht mal etwas geändert, T’Pols Charakter hat eine kleine Erfahrung gemacht doch mit ihrer anfänglichen Einstellung hatte sie auch schon vollkommen Recht: Vulkanier und Emotionen vertragen sich einfach nicht. Damit werden die ganzen 43 Minuten überflüssig und die Episode hebelt sich selbst aus. Langatmig zieht sich die Story über diese Zeit hin und völlig unnötige Handlungen wie die Gedankenverschmelzung tragen nichts dazu bei. Man könnte vielleicht noch die schauspielerische Leistung bei der mentalen Vergewaltigung hervorheben, doch wirklich revolutionär wirkt sie auch nicht. Es scheint ja so, als ob die Verschmelzung selbst (noch) nicht allen Vulkaniern bekannt ist.

Die Nebenhandlung um Kov und Trip ist fast noch schlimmer: Es häufen sich viele Zufälle, die dazu führen, dass Kov einen einflussreichen Vater hat, mit dem er zerstritten ist. Gut, dass er und Trip befreundet sind, denn der Chefingenieur darf einen ellenlangen Vortrag über seine Vergangenheit halten. Am Ende ist dann doch wieder alles paletti, Kov vergisst seinen jahrelangen Streit weil Trip ihm die Augen geöffnet hat und plötzlich geht es dem schwerkranken Vater auch schon wieder besser.... Glaubwürdigkeit ade. Insgesamt gesehen ist hier die Handlung also schon deutlich mangelhaft, besonders weil sie sich selbst auch als so extrem ernst verkaufen will. Hoshi und Travis sind mal wieder die Verlierer der Woche, sie haben so gut wie keine Sprechzeile.

Dabei runden weitere Fragwürdigkeiten die Sache ab: Benutzen die Vulkanier die Enterprise als Versuchsobjekt oder warum lassen sie sich in ihren Experimenten stören? Wieso will Tolaris T’Pol plötzlich so dringend in der Krankenstation sehen, dass er gleich vor Wut ausflippt? Vorher kam er mit diversen Situationen sehr gut zurecht. Es wird außerdem nicht geklärt wie die anderen V'tosh ka'tur zu Tolaris Verhalten stehen.
Am Ende ist nur die Schlussszene zwischen Archer und T’Pol gelungen, doch Ähnliches gab es auch schon zwischen der Vulkanierin und Trip in "Das Eis bricht".

Ob es wirklich spannend wird, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Aber entweder man weiß als erfahrener Zuschauer sowieso wie die Sache ausgeht oder man will dem langweiligen Geschwätz von Tolaris nicht länger zuhören. T’Pols Träume sind auch eher uninteressant weil es nichts Besonderes zu sehen gibt. Demnach bleiben noch drei Punkte für die Spannung.

Wie fast immer bewahren die Spezialeffekte Gott sei Dank (oder leider) das Ganze noch vor der endgültigen Versenkung: Sowohl die Darstellung des Nebels, des vulkanischen Schiffes als auch die Träume von T’Pol sind gut gemacht. Trotzdem „nur“ vier Punkte weil sie eher sparsam eingesetzt werden und dann auch noch für die Story quasi überflüssig sind.

Am Ende also eine der Enttäuschungen der ersten Season, von der man viel mehr hätte erwarten können. Das Thema „Geistige Gewalt“ ist mittlerweile schon ziemlich verbraucht und auch sonst bringt die Geschichte die Charaktere auf persönlicher Ebene so gut wie nicht weiter. Aufgrund einzelner kleiner "Highlights" rettet sich die Folge schließlich noch auf insgesamt drei Punkte.
Spannung: 3 SFX: 4 Handlung: 2 Gesamt: 3
Zusammenhänge
  • Das Konzept der "telepathischen Gewalteinwirkung" ist keineswegs neu. Man sah es z.B. auch schon bei "Geistige Gewalt" oder "Gewalttätige Gedanken"
  • Chronologisch gesehen führen hier T'Pol und Tolaris zum ersten Mal bei Star Trek eine vulkanische Gedankenverschmelzung durch. Diese ist dem "logischen" vulkanischen Volk offenbar unbekannt wird jedoch schon in 100 Jahren gängige Praxis sein.
  • Trip erfährt von Kov, dass der Paarungstrieb bei den Vulkaniern alle sieben Jahre eintritt. Wir sehen dieses "Pon Farr" z.b. in der TOS-Episode "Weltraumfieber" oder bei Voyager in "Pon Farr"
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Ausdruck vom: 19. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ent1_17.htm