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TNG 2.7 Die jungen Greise


Unnatural Selection

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 42494,8
Auf dem Weg zur India-Station empfängt man einen schwachen Audio-Notruf der USS Lantree, einem Föderationsversorgungsschiff der Klasse 6, das auf dem Weg in den Gamma VII-Sektor ist. Als man bei der Lantree eintrifft, können die Sensoren keine Lebenszeichen erfassen, auch Deanna spürt kein Leben. Um unnötige Risiken zu vermeiden beschließt man, eine Fernsteuerungsverbindung herzustellen. Nachdem Picard seinen Sicherheitscode eingegeben hat, kann man die Kameras und Sensoren auf der Brücke der Lantree verwenden. Es zeigt sich, dass die gesamte Besatzung an Altersschwäche gestorben ist - dabei war beispielsweise Captain L. I. Telaka gerade mal in Rikers Alter...

Dem letzten Logbucheintrag Telakas entnimmt man, dass die 26-köpfige Besatzung der Lantree bis zum Ende nicht herausfinden konnte, was der Grund für ihre tödlich schnelle Alterung war. Zwar war der Erste Offizier an thelusianischer Grippe erkrankt, doch laut Pulaski ist diese exotische Krankheit nur ein ungefährlicher Schnupfenvirus.
Nachdem man den Quarantänesender der Lantree aktiviert hat, setzt man Kurs auf ihr letztes Ziel: Die genetische Forschungsstation Darwin auf dem Planeten Gagarin IV, um die dort arbeitenden Wissenschaftler vor der möglichen Gefahr zu warnen.

Dies erweist sich als überflüssig: Dr. Kinsgley, Leiterin der Station, meldet der Enterprise bei ihrem Eintreffen sogleich einen medizinischen Notfall auf der Station: Sämtliche Wissenschaftler leiden an Arthritis und einem extrem beschleunigten Alterungsprozess. Sie selbst sieht aus wie eine 60-jährige, hat aber erst vor wenigen Tagen ihren 35. Geburtstag gefeiert.
Pulaski erkundigt sich, ob ein Zusammenhang zwischen der Forschung auf der Station und der Erkrankung bestehen könnte, doch Kingsley schließt das aus. Ihre größte Sorge gilt allerdings nicht den Wissenschaftlern, sondern den Kindern: Ziel der Forschung ist es, Menschen zu erschaffen, die weit stärker, intelligenter und gesünder als normale Menschen sind. Die auf der Station geborenen Kinder sind erfreulicherweise alle gesund, da sie ein sehr starkes Immunsystem haben. Doch sie möchte, dass die Kinder auf die Enterprise gebeamt werden, um keiner unnötigen Gefahr ausgesetzt zu sein.
In einer Besprechung holt Picard Meinungen darüber ein, ob man direkten Kontakt mit den Kindern riskieren kann. Worf spricht sich dagegen aus, da seiner Meinung nach das Risiko einer Ansteckung zu groß ist. Pulaski hingegen würde gern mindestens ein Kind an Bord beamen, um festzustellen, ob es wirklich gesund ist. Sie schlägt vor, es in einen scheintoten Zustand zu versetzen und direkt nach dem Beamen in eine Styrolit-Hülle einzuschließen, so dass keine Gefahr besteht. Doch Deanna rät zur Vorsicht, da Dr. Kingsley nicht die volle Wahrheit gesagt hat.
Auf Drängen Pulaskis stimmt Picard ihrem Vorschlag zu, und man beamt ein Kind auf die Krankenstation, wo es sofort in eine Styrolit-Hülle eingeschlossen wird. Obwohl es scheintot ist, spürt Deanna sofort einen sehr starken Willen bei dem Kind, das für sein Alter von nur sechs Jahren erstaunlich weit entwickelt ist. Auch erkennt sie, dass der Junge über telepathische Fähigkeiten verfügt.
Pulaski möchte die Styrolit-Hülle entfernen, um das Kind genauer untersuchen zu können, doch mit zunehmend lauten Worten gerät sie mit Picard aneinander: Der Captain ist nicht bereit, dieses Risiko einzugehen und fordert von Pulaski zunächst einen unumstößlichen Beweis, dass dem Schiff und der Besatzung keine Gefahr droht. Beim Hinausgehen wendet er sich noch an Pulaski:
"Und, Doktor... ich will hier wirklich nicht den Captain rauskehren, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich ab und zu mal einen Satz beenden lassen würden."

Pulaski ist ob dieser Streitigkeit mit dem Captain verunsichert und fragt Deanna, ob sie etwas falsch macht, da keines ihrer Argumente den Captain zu interessieren scheint. Deanna erwidert, dass es weniger eine Frage der Argumente sei. Vielmehr bestehe das Problem darin, dass Pulaski ähnlich Picard eine sehr gefestigte Persönlichkeit sei - sie und Picard seien sich im Grunde sehr ähnlich...

Also macht sich Pulaski auf die Suche nach einem völlig isolierten Raum, so dass kein Risiko besteht, wenn man das Kind aus der Styrolit-Hülle befreit. Laut Geordi gibt es so einen Raum allerdings nirgends auf dem Schiff - mit Ausnahme der Shuttles. Also bittet Pulaski den Captain um Erlaubnis, zusammen mit dem Kind in einem Shuttle loszufliegen, so dass im Fall der Fälle nur sie selbst sich mit der Krankheit anstecken könnte. Zähneknirschend gibt Picard ihrem Wunsch nach, und Pulaski startet sogleich, wobei sie Data als Piloten mitnimmt.

Nachdem das Shuttle längsseits zur Enterprise gegangen ist, entfernt sie die Styrolit-Hülle, und es scheint keine Probleme zu geben. Data scannt sie mit einem Tricorder und meldet pflichtbewusst:
"Ihre Systeme arbeiten innerhalb der gestatteten Toleranzen, Doktor."
"Meine Hersteller würden sich freuen, das zu hören - danke für Ihre Hilfe, aber Ihr Umgang mit Patienten lässt zu wünschen übrig..."
Sogleich wendet sie sich dem kerngesunden Jungen zu, der auf telepatischem Wege mit ihr kommuniziert. Doch plötzlich durchzuckt sie ein heftiger arthritischer Schmerz, und sie muss erkennen, dass die Kinder ganz offensichtlich die Überträger der Krankheit sind, auch wenn die Kinder selbst nicht davon infiziert wurden.

Auf der Enterprise kann man nichts für den Doktor tun; da die Biofilter ganz offensichtlich völlig unwirksam sind - das Kind wurde ja bereits zweimal gebeamt - kann man Pulaski nicht wieder an Bord beamen. Also beschließt sie, mit Data zusammen auf den Planeten zu fliegen, um dort möglicherweise der Ursache der Krankheit auf den Grund zu gehen.
Dr. Kingsley begrüßt die beiden unerwarteten Gäste und zeigt ihnen die weiteren Kinder; voller Stolz erklärt sie, dass diese Kinder nicht etwa genetisch verändert wurden, sondern das Resultat einer langen Entwicklung darstellen. Zusätzlich zu den bereits bekannten Eigenschaften verfügen sie auch allesamt über die Fähigkeit zur Telekinese, also dem Bewegen von Gegenständen allein durch die Kraft ihrer Gedanken. Außerdem ist das Immunsystem der Kinder so stark, dass die Krankheit ihnen nichts anhaben kann.
Und genau darin liegt die Ursache der Krankheit, wie Data und die beiden Doktoren schließlich erkennen:
Das Immunsystem der Kinder entwickelt bereits Antikörper, noch bevor Viren in ihre Körper eindringen. Als die Lantree bei der Station war, befand sich unter dem Außenteam auch der Erste Offizier, welcher bekanntlich mit thelusianischer Grippe infiziert war. Die Kinder haben offenbar Antikörper entwickelt, welche die DNA normaler Menschen verändern - insbesondere beeinflussen sie die Gene, die mit dem Alterungsprozess zu tun haben.
Da Pulaski in dem engen Shuttle den Antikörpern viel intensiver ausgesetzt war als die Wissenschaftler es auf der Station sind, ist die Krankheit bei ihr auch viel schlimmer, und sie altert rapide. Über eine Commverbindung teilt sie der Enterprise die Erkenntnisse mit und tätigt zugleich einen Logbucheintrag:
"Hier spricht der medizinische Offizier, dies ist ein Eintrag für das Computerlogbuch der Enterprise. Wir wissen, dass Veränderungen in der Evolution durch die Umwelt ausgelöst werden. Aufgrund jahrelanger Forschungen erkennen wir nun, dass auch ohne Einfluss der Umwelt die Evolution verändert werden kann. Der Versuch einer solchen Beeinflussung hat eine neue Art Mensch hervorgebracht, der für die anderen Menschen tödlich ist. Die Kinder werden ihr gesamtes Leben in der Isolierstation verbringen müssen. Die Quarantäne, die über die Station Darwin verhängt wurde, muss für alle Zeiten bestehen bleiben!"

Nachdem Data - in seiner Eigenschaft als Android ist er naturgemäß gegen die Erreger immun - auf die Enterprise zurückgekehrt ist, hat Picard eine Idee: Wenn man Transporteraufzeichnungen Pulaskis nutzen würde, um ihre frühere genetische Beschaffenheit zu ermitteln, wäre es dann möglich, sie mittels eines Molekulartransportes wieder in ihren früheren, gesunden Zustand zurückzuversetzen? Data meint, es wäre theoretisch möglich, und O'Brien erklärt, er könnte den Transporter sicherlich modifizieren. Es ergibt sich nur ein Problem: Pulaski verabscheut Transporter, und seit sie auf der Enterprise ist, hat sie noch keinen benutzt.

Also kontaktiert Picard Captain Taggart von der Repulse, dem Schiff, auf dem Pulaski vor ihrem Dienst auf der Enterprise diente. Taggart kann leider nicht helfen - auch auf der Repulse hat Pulaski so gut wie nie den Transporter benutzt, und die Aufzeichnungen wurden leider bereits gelöscht. Scherzhaft fügt er hinzu, Pulaski hätte wohl ihr eigenes Shuttle bekommen, wenn sie länger geblieben wäre. Picard fragt sich, warum Taggart den Doktor gehen ließ, denn offenbar hat er eine sehr hohe Meinung von ihr. Taggart erklärt, er konnte gar nichts gegen Pulaskis Weggang tun - sobald sie gehört hatte, dass auf der Enterprise der Posten des leitenden medizinischen Offiziers frei geworden war, hatte sie ihre Versetzung beantragt. Zumal sie offenbar ein Fan von Picard ist, denn sie kennt sein Dossier auswendig...

Die Rettung ist schließlich eine Gewebeprobe Pulaskis: Unabhängig von den Transporteraufzeichnungen benötigt man schließlich nur irgendetwas, was Pulaskis Gene enthält, um ihr helfen zu können. Eine solche Probe ist glücklicherweise vorhanden, und so ist man bald bereit, es zu versuchen. Doch O'Brien erklärt, aufgrund der komplizierten Umstände gebe es nur einen einzigen Versuch; sollte der fehlschlagen, könnte man Pulaski nicht mehr zurückbeamen. Also übernimmt Picard persönlich die Kontrollen, und gibt Energie. Zunächst scheint es fehlzuschlagen, aber schließlich steht Pulaski gesund, munter und im richtigen Alter auf der Transporterplattform.

Den Wissenschaftlern der Darwin-Station kann man auf die gleiche Weise helfen, und sie wollen nun ihre Forschungen darauf konzentrieren, den Kindern ein normales Leben zu ermöglichen: Denn wie sich gezeigt hat, müssen die Kinder ab sofort in Quarantäne leben, da sie für alle anderen ein zu großes Risiko darstellen.
So bleibt noch eine traurige Pflicht zu erfüllen: Die Lantree muss zerstört werden, damit niemand sich dort jemals infizieren kann. Auf dem Weg tätigt Pulaski einen Logbucheintrag:

"Wissenschaftler sagen immer, kein Experiment kann ein Fehlschlag sein, denn auch ein Fehlschlag erweitert das Wissen der Menschen. Jeder Fortschritt in der Wissenschaft hat seinen Preis. Für einen kurzen Blick auf die Geheimnisse der menschlichen Evolution haben Männer und Frauen der USS Lantry mit ihrem Leben bezahlt. In den Annalen der Wissenschaft werden sie für immer weiterexistieren."




Bewertung

Mit "Die jungen Greise" nimmt man sich zweier mehr oder weniger wichtiger Themen an. Zum einen geht es darum, die noch nicht etablierte Doktor Pulaski näher kennenzulernen und zu zeigen, mit welchem Eifer sie bei der Sache ist, bzw. auch wie ihr Verhältnis zu Picard einzuordnen ist.
Zum anderen geht es, wenngleich eigentlich nur in ein paar Nebensätzen, um die Frage nach Genetik, Evolution und einem Beschleunigen letzterer.

Widmen wir uns zunächst dem ersten Handlungsstrang: Bereits in der Eröffnungsszene erkundigt sich der Captain bei Deanna, was sie vom Doktor hält. Er selbst ist sich offenbar noch nicht sicher, wie er sie einschätzen soll und befürchtet auch, dass Pulaskis Eifer und Begeisterung vielleicht einmal eine Gefahr für das Schiff darstellen könnten. Deanna schätzt die Situation anders ein, da sie bisher mehr mit dem Doktor zu tun hatte, und bringt Pulaski Vertrauen entgegen. Selbiges tut später auch ihr früherer Captain, der sie in hohen Tönen lobt. Und nicht zu vergessen Dr. Kingsleys Erwähnung, Pulaskis Buch über lineare Virusvermehrung sei nach wie vor ein Standardwerk. Es wird also alles unternommen, dem Zuschauer zu erklären, wie vernarrt Pulaski in ihre Arbeit ist, dass sie wohl gar als Koriphäe auf ihrem Gebiet zu bezeichnen ist.
Die Fähigkeiten Dr. Crushers wurden in der ersten Staffel auch mehrfach betont, doch es zeigt sich, dass der medizinische Sachverstand Pulaskis offenbar höher eingeschätzt wird. Vermutlich wollte man auf diese Weise ein für allemal klarstellen, dass Pulaski ihren Platz auf der Enterprise verdient hat - fragt sich nur, wieso. Es scheint, dass die Autoren erst einmal herausfinden wollten, wie sie mit dem neuen Charakter Pulaski umgehen sollten, dass man ihre Eigenarten und Fähigkeiten bestimmen wollte. Und da sie neu in die bestehende Crew integriert wurde, ging man diesbezüglich etwas schneller vor, als ratsam gewesen wäre. Eine etwas weniger rasante Einführung Pulaskis wäre ihr sicher besser bekommen. Doch bereits in ihrer Debüt-Episode "Das Kind" geht sie brüsk auf Data los und zögert nicht, jedem der es hören will (und auch allen anderen) ihre Meinung kund zu tun. So auch hier, wo sie einen Disput nach dem anderen mit Picard führt, stets überzeugt, sie wäre völlig im Recht und der Captain neige dazu, ihre Argumente wegen persönlicher Vorurteile oder Abneigungen abzuschmettern.
Im weiteren Verlauf der Episode findet dann aber ein Umdenken statt, denn man erfährt, dass Pulaski wohl schon einiges von Picard gehört hat, zumindest kennt sie sein Dossier auswendig. Man kann die berechtigte Vermutung anstellen, dass sie sich diesen Captain wohl anders vorgestellt hatte als er ist und deshalb zunächst Probleme hat, mit ihm umzugehen. Nachdem Picard davon erfährt, bessert sich das zunächst mitunter feindselig anmutende Verhältnis der beiden jedoch, und so wird Pulaski im Verlauf der Staffel zum Glück nicht mehr ganz so vehement ihre Ansichten vertreten wie in dieser Episode.
Um diese Betrachtung abzuschließen lässt sich festhalten, dass Pulaskis Vorgehen etwas arg rabiat erscheinen mag, dass sie allerdings auch eine gewisse Entwicklung durchmacht, zeigt sich doch, dass sie tatsächlich falsch gelegen hat und mit dem Befreien des Kindes aus der Styrolit-Hülle möglicherweise für den Tod jeder Person (ausgenommen Datas) auf der ganzen Enterprise verantwortlich gewesen wäre.

Bezogen auf Picard ist die Episode ebenfalls nicht sehr gut gelungen; zunächst ist eine gute Identifizierbarkeit mit ihm gegeben. Da er als Captain die Sicherheit des Schiffes und der Besatzung im Blick behalten muss, will er unnötige Risiken vermeiden, und so weist er Pulaski mehrfach in ihre Schranken. Nachdem sich der Doktor allerdings infiziert hat, ist Picard kaum noch zu halten: Beinahe verzweifelt ergreift er jeden Strohhalm, der Pulaskis Rettung bedeuten könnte. Dass er sich so um Pulaski sorgt, ist ihm sicherlich hoch anzurechnen - doch die Art und Weise ist unverständlich. Das Risiko, dem Pulaski sich aussetzte, war völlig klar, und zudem hat er in den meisten Streitfragen nachträglich Recht behalten. In dieser Hinsicht hat er also keine Schuld auf sich geladen, die er wieder gut machen müsste. Bleibt als einzige Erklärung, dass er nicht etwa wegen fachlicher, sondern wegen persönlicher Belange plötzlich so sehr darum bemüht ist, Pulaski zu retten. Wie es scheint macht er sich Vorwürfe, weil er mehrfach mit Pulaski aneinander geraten ist, und weil er sie falsch eingeschätzt hat.
Wie dem auch sei, sein plötzlicher Sinneswandel kommt zu überraschend, und sein beinahe flehentliches Verhalten passt überhaupt nicht zu ihm, so dass nur die Annahme bleibt, die Autoren der Episode waren nicht wirklich mit der Persönlichkeit des Captains vertraut und wollten auf diese Weise eine Charakterentwicklung betreiben, die leider überhaupt nicht passt.

Ob dieser personellen Anliegen gerät die eigentliche Story etwas in den Hintergrund. Doch einen Blick sollte man auf jeden Fall einmal darauf werfen. Was passiert, wenn man versucht, die Evolution zu beschleunigen? Wenn man versucht, Menschen zu erschaffen, die gegen jede bekannte Krankheit immun sind, die kräftiger und intelligenter als normale Menschen sind und deren kognitive Fähigkeiten (Telepathie, Telekinese) in ungeahnte Regionen vordringen?
Gerade im Hinblick auf die anhaltende Diskussion über genetisch veränderte Lebensmittel ist dieses Thema aktueller denn je; durch das geschilderte Szenario greift Star Trek den Warnungen vieler Wissenschaftler vor, indem es ein Horrorszenario entwickelt: Aufgrund der Unterschiede der veränderten Menschen gegenüber den unveränderten wird es den beiden Gruppen unmöglich, miteinander zu leben, die eine wird zur tödlichen Bedrohung für die andere. So befürchtet man, dass genetisch veränderte Lebensmittel auf ähnliche Weise zur Gefahr werden können, indem sie, möglicherweise erst nach Jahren und auf vielen Umwegen, Resistenzen bei Pflanzen, aber auch Allergien bei Menschen auslösen könnten.
Die Moral von der Geschicht ist, dass man nicht mit Dingen herumspielen sollte, von denen man nichts versteht. Im Falle dieser Episode sind die Leidtragenden die Kinder, deren vorgesehenes gesundes Leben wohl ein Leben in Quarantäne und Isolation werden wird, falls man keinen Ausweg findet. Im Falle unserer realen Welt will ich mir ein solches Urteil nicht erlauben und verweise den geneigten Leser darauf, sich seine eigenen Gedanken zu der Thematik zu machen - denn letztlich ist es genau das, was Star Trek immer wieder ausmacht: Die Möglichkeit, sich auch nach einer Episode noch einen Moment damit zu beschäftigen.

Bleibt zum Abschluss nur, noch ein paar Details zu betrachten: Da Pulaski und Picard klar im Vordergrund der Episode stehen, haben die restlichen Charaktere wenig zu tun; Worf, Riker und Wesley erhalten jeweils ein bis zwei Sätze, Deanna kommt kaum über zwei Gespräche hinaus, auch Geordi wird nur mit etwas Technobabble eingebunden. Interessant ist allerdings, dass O'Brien, der inzwischen als überaus regelmäßiger Gast etabliert ist, in dieser Episode erstmals wichtige Aufgaben und - damit einhergehend - ausgedehntere Dialoge erhält, was seinen Status als regulären Gast festigt.
Erfreulicherweise hält sich die Anzahl der Logikfehler in Grenzen. Doch es stellt sich folgende Frage: Data mag zwar Android sein, weshalb er mit Sicherheit gegen die Krankheitserreger immun ist. Jedoch erfährt man, dass die Erreger außerhalb der Körper der Kinder existieren (diese Tatsache verursacht ja die ganze Misere). Wäre es daher nicht ratsam anzunehmen, dass Data zum Überträger der Erreger wird, als er auf die Enterprise zurückkehrt? Wenigstens erwähnt O'Brien, dass die Biofilter keine Erreger erkennen konnten - obgleich sie dazu vorher auch noch nicht in der Lage gewesen waren, so dass einen dieses Ergebnis auch nicht wirklich verwundern sollte...

Kurz zuvor soll Data eine genetische Analyse erstellen, um die Wechselwirkung zwischen den Antikörpern und dem menschlichen Immunsystem festzustellen. Laut Dr. Kingsley könnte diese Analyse Monate dauern.
- Erstens: Die Tricorder können normalerweise erstaunlich viel leisten. Aus welchem Grund soll eine genetische Analyse, die vermutlich schon mit heutigen Mitteln realisierbar wäre, so erstaunlich lange dauern, wo doch die Technik im 24. Jahrhundert so weit entwickelt ist?
- Zweitens: Data ist schnell, keine Frage. Aber eine mehrmonatige Analyse in nur wenigen Stunden absolvieren? Das erscheint doch arg an den Haaren herbeigezogen.

Des Weiteren fragt sich, wieso ausgerechnet Picard auf die Idee kommt, dass man an Stelle der Transporteraufzeichnungen nur eine beliebige Gewebeprobe von Pulaski braucht. Data oder einige der anderen Ärzte auf dem Schiff sind viel besser mit der Materie vertraut und dürften eher als ein in medizinischen Belangen recht unbewanderter Captain (siehe "Die Waffenhändler") auf diese relativ simple Lösung kommen.

Erfreulich fällt hingegen auf, dass Pulaski nach "Sherlock Data Holmes" nun langsam ein besseres Verhältnis zum Publikumsliebling entwickelt und sich sogar bei ihm entschuldigt, nachdem sie ihn einmal angemeckert hat.

Falls es von Interesse ist: Picards Sicherheitscode für das Übernehmen der Lantree lautet "Omicron Omicron Alpha Gelber Tagesstern 2 7".

Die Effekte lassen sich als recht schlicht bezeichnen. Weder die Explosion der Lantree, noch die Außenaufnahmen der Darwin-Station sind besonders herausragend, so dass diesbezüglich nur eine schwache Wertung von 2 Punkten zustande kommt.
In Sachen Spannung lässt sich diskutieren, inwiefern die Episode spannend ist, wo das Resultat (wie auch verschiedene Elemente der Story) recht vorhersehbar ist. Eine Wertung von drei Punkten dürfte aber angemessen sein.
Die Handlung, die nun doch schon etwas umfassender besprochen wurde, bringt es auf eine Wertung von 3 Punkten. Der wirklich interessante Aspekt der Gefahren und auch Chancen der Genetik wird leider nicht so stark beleuchtet, wie man es sich wünschen würde. Der stattdessen im Vordergrund stehende Konflikt Picard-Pulaski ist nicht ausreichend glaubwürdig, so dass die ansonsten nicht schlechte Episode hier keine allzu gute Wertung erzielen kann.

Spannung: 3 SFX: 2 Handlung: 3 Gesamt: 3
Zusammenhänge

Keine

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Ausdruck vom: 28. 03. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng2_7.htm