Das Warten hat ein Ende
von Andrej Schwabe, 25.06.2009
Inhalt:
Wir befinden uns im 23. Jahrhundert. Ein riesiges, schwer bewaffnetes Schiff erscheint plötzlich und greift den Planeten Vulkan mit fatalen Folgen an. Die Enterprise unter dem Kommando von Captain Pike wird zusammen mit allerhand Sternenflotten-Kadetten geschickt, um zu versuchen, die Gefahr abzuwehren.
Kritik:
Der Roman zum Film ist solide erzählt - es kommt wie im Film keine Langeweile auf. Die Charaktere sind so lebendig ausgestaltet, wie es angesichts des knappen Raumes eben geht. Dafür treten die vielen Actionszenen, die ungeheure Anzahl an (wunderbaren) Spezialeffekten und die teilweise übertriebene Darstellung der Schauspieler (man denke nur an Scotty) im Roman nicht so teils negativ in den Vordergrund wie im Film.
Foster gelingt es, einige Logikfehler zu beheben, die einen im Film etwas ratlos zurücklassen. Unglücklicherweise finden sich kaum längeren Passagen, die man nicht auch im Film bestaunen könnte, was eigentlich immer eine Spezialität der Kinofilmromane gewesen ist. Die etwas umfangreichere Vorgeschichte zum Film wird dem geneigtem Leser hingegen im Comic "Countdown" erzählt.
Viel ist bereits geschrieben worden über den elften Star Trek-Kinofilm, der einen entscheidenden Anteil an der Zukunft von Star Trek haben wird, wobei die Meinungen über ihn weit auseinander gehen.
Die Storyidee für "Star Trek" ist für Fans nicht wirklich neu, immerhin drehten sich bereits zwei Kinofilme und unzählige TV-Episoden um das Thema Zeitreisen. Für den anvisierten Neustart der Star Trek-Kinoserie ist es allerdings ein passender Aufhänger. Insbesondere angesichts der Forderungen sowohl aus dem Fanlager als auch vom produzierenden Studio scheint "Star Trek" ein gelungener Kompromiss darzustellen, der - vor allem in der Filmfassung - in der Lage ist, neue Zuschauer für Star Trek zu begeistern und der Serie einen lebendigen frischen Anstrich zu geben.
Davon profitieren auch die Charaktere: Zwar sind die Drehbuchautoren und Schauspieler sichtbar bemüht, die Charaktere so original wie möglich zu präsentieren (was beim permanenten Zitieren aus anderen Trek-Filmen allerdings schon wieder nervt). Durch die Zeitreise des romulanischen Nero, der Vulkan und schließlich ebenfalls die Erde bedroht, wird die allseits bekannte Geschichte von Kirk und seiner Crew allerdings drastisch geändert.
Glücklicherweise scheint das Schicksal dafür zu sorgen, dass trotz aller Änderungen in der Zeitlinie Kirk die Enterprise und seine Crew bekommt (ein netter und sehr LOST-typischer Gedanke, der besonders im Roman zur Geltung kommt).
Dennoch fügen die Drehbuchautoren den Charakteren neue Züge hinzu, wobei Uhuras und Spocks Beziehung sicherlich der drastischste sein dürfte. Er kann als Ausdruck für die klare Abgrenzung zur Originalserie interpretiert werden, genauso wie Spocks Hinwendung zu seiner menschlichen Seite. Diese neue Richtung wird einigermaßen harmonisch zum Original vorgegeben und auch wenn viele ältere Fans gerade diese Diskrepanzen bedauern werden - nur wenige möchten eine bloße Kopie sehen, wie der Misserfolg beispielsweise von Star Trek: Voyager deutlich gemacht hat. In diesem Zusammenhang ist auch das Interview mit Buchautor Foster und Regisseur Abrams am Ende des Romans aufschlussreich.
Wenn man für "Star Trek" eine Botschaft formulieren müsste, so wäre es sicherlich die, dass man seinen eigenen Weg gehen sollte - bestenfalls zusammen mit einem talentiertem Team. Man mag aus heutiger Sicht mit solch einfachen Botschaften zufrieden sein, aber als echter Trek-Fan kann man durchaus bemängeln, dass "Star Trek" die typische moralische Trek-Botschaft fehlt, die Star Trek gegenüber anderer Kino-Science Fiction abgesetzt hat. Man kann in dieser Hinsicht nur auf den (sicherlich) nächsten Kinofilm hoffen.
Zusammengefasst: Guter Kinofilm und guter Roman - mit viel Potenzial für Fortsetzungen. Leider bringt der Roman dem Leser kaum Neues gegenüber dem Film.
Infos:
Titel: Star Trek (Star Trek)
Autor: Alan Dean Foster
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2009, USA: 2009
Deutsche Übersetzung von Susanne Döpke
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.