Blutige Anschläge auf die Freiheit
von Andrej Schwabe, 09.07.2017
Inhalt:
Die Föderation und das Klingonische Imperium werden von
verheerenden Terroranschlägen erschüttert, die tausende unschuldige
Leben fordern. Zu den Attentaten bekennen sich die Renao, die im
Lembatta-Cluster, einem Haufen Roter Sterne, beheimatet sind. Dort
scheint sich unter den Fremden nicht sehr freundlich gesinnten
Renao ein großer Widerstand gegen die großen Sternenverbünde
entwickelt zu haben, der nun in verheerende Gewalt umgeschlagen
ist.
Die frisch gewählte Föderationspräsidentin zh'Tarash schickt die
kampfstarke USS Prometheus unter Captain Adams in den Cluster, um
die unbekannten Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Währenddessen macht sich auf klingonischer Seite der Kampfkreuzer
Bortas ebenfalls auf den Weg zu dem Cluster.
Kritik:
"Feuer gegen Feuer" ist als erster deutscher Beitrag ein Novum im
Star Trek-Literaturuniversum, für das mit Bernd Perplies und
Christian Humberg zwei bekannte Autoren verantwortlich zeichnen.
Beide haben unzählige Star Trek-Romane übersetzt und beweisen nun,
dass sie problemlos auch eigene spannende Geschichten schreiben
können.
Wie in jedem guten Star Trek-Roman ist ein wichtiger Bestandteil
der Geschichte ein Raumschiff (oder eine Sternenbasis):
Hier machen wir Bekanntschaft mit der mit vielen technischen
Raffinessen ausgestatteten USS Prometheus. Sie hatte ihre Premiere
in der Voyager-Episode "Flaschenpost",
in der der Holodoc in den Alpha-Quadranten transferiert wurde und
einen romulanischen Überfall auf das neu entwickelte Schiff
vereiteln konnte. Die Autoren erfüllen die bisher unbekannte
Schiffsbesatzung gekonnt mit Leben und schicken das dreiteilbare
Schiff auf eine seiner gefährlichsten Missionen.
Das Buch steigt direkt ein, indem es den hinterhältigen Angriff auf
Sternenbasis 91 schildert. Die Prometheus soll den Angriff
aufklären, doch Captain Richard Adams wird schnell klar, dass das
nicht einfach wird, denn es zeigen sich eklatante Widersprüche. So
sind die Renao technisch so wenig entwickelt, dass die
Prometheus-Crew ihnen die Anschläge nicht zutraut. Dass auch die
Romulaner in die Sache verstrickt zu sein scheinen, macht die Sache
nicht einfacher. Außerdem werden auch die Klingonen auf den Plan
gerufen, als eine ihrer Kolonien angegriffen wird.
Die Sternenflotte stellt Captain Adams in dieser kniffligen Lage
einen unschätzbaren Berater an die Seite, der sich später als
entscheidend bei der Lösung herausstellen soll (was auch sonst?):
Botschafter Spock. Seine Gedankenverschmelzung bringt ans Licht,
dass die Renao durch eine externe Kraft stark beeinflusst werden,
die ihnen ihren freien Willen raubt.
Der Lembatta-Cluster, in den das Schiff eintaucht, gibt mit seinen
Roten Sternen und den undurchdringlichen Nebeln eine ausgezeichnete
blutrote Kulisse ab. Sie übt einen beeindruckenden Reiz aus, dem
sich nicht nur die Crew der Prometheus schwer entziehen kann.
Nicht nur bekannten Figuren wie Spock oder Kanzler Martok gewinnen
die zwei Autoren interessante Facetten ab, sie führen auch viele
neue Charaktere ein. Neben der Ausgestaltung der
Prometheus-Besatzung widmet sich "Feuer gegen Feuer" vor allem dem
einzigen Renao in der Sternenflotte: Lt. Jassat ak Namur. Er sieht
sich nach den Anschlägen seiner Landsleute großen Feindseligkeiten
von beiden Seiten ausgesetzt und dieses Spannungsfeld lotet der
Roman routiniert aus. Sternenflotten-Angehörige sehen in ihm den
Repräsentanten einer blutrünstigen Rasse, während Jassat
gleichzeitig die Entfremdung von seinen eigenen Leuten spürt. Denn
die Renao wachsen in engen sozialen Verbünden auf und schauen
skeptisch auf die Freiheiten der Vielvölker-Föderation, der sich
Jassat vor Jahren angeschlossen hat.
Sicherlich nicht unbeabsichtigt sind die bei mehreren Gelegenheiten
ausgeführten, manchmal etwas zu direkten Analogien zu unserer an
Terror und Hass nicht gerade armen Gegenwart.
Dank der sicheren Kenntnis des Star Trek-Universums können die
Autoren Handlung und Charaktere widerspruchsfrei einbetten in die
Nach-"The Fall"-Zeit. Es gibt einen
Abstecher nach Deep Space Nine, Worfs Sohn Alexander - inzwischen
Botschafter - taucht auf, ebenso wie der inzwischen zum
Stammpersonal gehörende Admiral Akaar.
Der sehr labile Frieden in der Galaxis steht auf dem Spiel, denn
die Klingonen würden am liebsten früher als später losschlagen, um
die Feinde des Reiches zu vernichten. Da das offensichtlich keine
gute Strategie ist, gibt es genügend Stoff für die folgenden zwei
Romane.
Infos:
Star Trek: Prometheus
Band 1
Titel: Feuer gegen Feuer (Fire with Fire)
Autor: Bernd Perplies, Christian Humberg
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2016, International: 2017
Preis: 15,00 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.
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