Lästige Vergangenheiten
von Andrej Schwabe, 22.12.2000
Dies
ist Dana Kramer-Rolls bisherig einziger Star Trek-Roman.
Handlung:
Die Enterprise findet heraus, dass Klingonen auf Cragon V gelandet sind.
Bei einer kleinen Konfrontation zwischen beiden Landungsgruppen stirbt ein
Mitglied der lokalen Bevölkerung, so dass sich der Herrscher des
Planeten, Weyland, gezwungen sieht, eine Strafe zu verhängen. Zufällig
scheint es sich dabei um ein allmächtiges Wesen zu handeln und es schickt
Sulu, Scotty und Chekov in die irdische Vergangenheit zurück.
Kritik:
Dana Kramer-Rolls
hat eine angenehm ironische Sprache, die auch teilweise trifft, wenn zum
Beispiel der klingonische Commander heftig flucht, weil Uhura souverän
alle Funkkontakte abblockt. Neben der Ironie trifft der geneigte Leser
auch an einigen Stellen auf gelungen formulierte Passagen, die die
Atmosphäre der Serie oder der Geschichte einfangen (Scotty trifft einen
alten schottischen Waldgeist).
Was natürlich bei einem
amerikanischen Buch, das geschichtliche Sachen behandelt, nicht fehlen
darf, ist der Zweite Weltkrieg und so lernt Chekov dann auch den
Prototypen des amerikanischen Patrioten kennen, der wohl nur aus reinem
Zufall aus der Familie der Kirks entstammt. Im Gegenzug ist der Gegensatz
zwischen dem stalinistischen und dem zukünftigen, freiheitlichen
Russland, das Chekov kennt, ganz gut herausgearbeitet und glaubwürdig
genug, um Chekovs Motive zu erklären.
Sulus Charakter wird zwar
auch nicht weitergehender beleuchtet als die von Scotty und Chekov, dafür
beweist die Autorin, dass sie sich ein wenig in der japanischen Kultur und
Geschichte auskennt, obwohl vieles einfach wie Fantasy wirkt.
Unverständlich ist mir aber trotzdem, warum Sulu nicht auf dem Buchcover
erscheint, dafür aber der eher unwichtige Kirk.
Die Handlung kennt man
garantiert schon von irgendwoher: Ein allmächtiges Wesen, eine erzwungene
Zusammenarbeit zwischen Föderation und Klingonen („Errand of Mercy“
etc.), die Zeitreise in eine bekannte Vergangenheit („Tomorrow Is
Yesterday“, „City On The Edge Of Forever“ etc.) und der Konflikt mit
der Obersten Direktive („A Private Little War“ etc.). Außerdem haben
alle Vergangenheiten immer irgendwas mit Militär und Kampf zu tun, als ob
die Welt nur daraus bestünde. Die Charaktere werden ähnlich routiniert
behandelt: Sie sind zwar gut getroffen, doch nach Neuem sucht man
vergeblich.
Fazit: Witzig, langweilig und irrelevant.
(gandalf)
Infos:
STAR TREK - Classic, Band 59
Titel: Der Prüfstein ihrer Vergangenheit (Home is the Hunter)
Autor: Dana Kramer-Rolls
Erscheinungsjahr: Deutschland: 1990, USA:
1995
Deutsche Übersetzung von Ronald M. Hahn
Preis: 12,90DM
Wilhelm Heyne Verlag, München