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DS9 5.7 Die Reise nach Risa


Let He Who is Without Sin

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Worf und Dax fliegen nach Risa in den Urlaub. Da Leeta und Bashir ebenfalls Ferien machen wollen, entscheidet man, sich ein Runabout zu teilen. Worf hat sich unterdessen mit Dax gestritten, da diese sich mit einem ehemaligen Liebhaber von ihr getroffen hat. Als auch noch Quark ankündigt, mit nach Risa zu fliegen, ist Worfs Stimmung noch schlechter als zuvor.

Als man auf Risa ankommt, teilt man sich wieder auf. Bashir und Leeta gehen ihrer Wege, genauso wie Quark. Dax und Worf wollen sich gerade in ihr Zimmer aufmachen, als Arandis, eine Ex-Geliebte von Curzon Dax auftaucht und mit Jadzia ein Gespräch beginnt. Worf ist sofort wieder eifersüchtig, doch Dax kann ihn davon überzeugen, dass diese Beziehung vorbei ist.

Als sich Worf in seinem Hotelzimmer aufhält, taucht ein Mann auf, der sich als Pascal Fullerton vorstellt. Er ist der Begründer und Anführer einer Gruppe von Fundamentalisten, die das Ziel haben, dass die Föderation wieder zu ihren alten Werten zurückkehrt. Der Urlaubsplanet Risa ist ihnen ein Dorn im Auge, deswegen hält man nun schon seit einem Monat Kundgebungen ab. Fullerton lädt Worf auf eine Kundgebung ein.

Als Worf und Dax sich wieder treffen erzählt Worf von Fullerton und verkündet Dax, dass er zu dieser Veranstaltung gehen will. Arandis weiß zu berichten, dass Fullerton im letzten Monat wenig Anklang mit seinen Reden gefunden hat. Auf der Kundgebung redet Fullerton darüber, dass die Föderation in Gefahr ist und man sich wieder auf die Bedrohungen durch die Borg, das Dominion und andere Mächte konzentrieren muss, wenn man überleben will. Man soll sich nicht auf Vergnügungsplanten herumtreiben, die noch dazu künstlich durch Wetterkontrollsysteme erzeugt werden.

Nach der Kundgebung scheint keiner Fullertons Rede ernstzunehmen, doch Worf fand seine Ansichten überzeugend. Er fühlt sich in seiner Position bestätigt, als er Leeta mit einem anderen Mann als Bashir antrifft.

Am Abend taucht Fullertons Gruppe im Hotel auf und demoliert das Mobiliar, um den Touristen die Laune zu verderben und sie zu vertreiben, doch dies hält nicht lange an.

Schon bald kommt es wieder zum Streit zwischen Worf und Dax und der Klingone geht zu Fullerton. Er will ihn bei seinem Vorhaben, die Touristen zu vertreiben unterstützen, indem er das Wetterkontrollsystem manipuliert und für einige Tage Regen sorgt.

Der Regen führt tatsächlich dazu, dass viele Gäste abreisen und verdirbt auch den sonst recht fröhlichen Risianern die Laune. Zwischen Worf und Dax kommt es inzwischen zum großen Knall, als Dax herausfindet, dass Worf mit Fullerton gemeinsame Sache macht. Dax möchte von Worf wissen, warum er es nicht schafft, den ernsthaften Klingonen für ein paar Tage zu vergessen und einfach mal ausgelassen zu sein. Worf erklärt ihr, dass er früher sehr leidenschaftlich war. Dies führte jedoch dazu, dass er beim Spiel mit einem menschlichen Jungen mit diesem zusammenstieß und dieser dabei gestorben ist. Seither lernte er, seine wilde Natur zu kontrollieren und inzwischen ist dies ein Charakterzug von ihm geworden. Worf und Dax versöhnen sich und er verspricht in Zukunft etwas mehr aus sich heraus zu gehen.

Inzwischen beginnen auf Risa auch Erdbeben. Worf und Dax vermuten, dass Fullerton dahinter steckt und sie suchen ihn auf. Die beiden hatten Recht: Fullerton ist nun völlig durchgedreht und möchte auf Risa alle Gebäude einstürzen lassen. Worf kann ihm sein Kontrollgerät abnehmen und wieder die alten Bedingungen herstellen.

Bashir und Leeta erklären den anderen, dass sie nach Risa gekommen sind, um - einem bajoranischen Ritual folgend - ihre Trennung zu vollziehen und dabei noch ein paar gemeinsame Tage zu verbringen.

Alle kehren zusammen nach DS9 zurück.




Bewertung

Mit "Die Reise nach Risa" erreichen wir den qualitativen Tiefpunkt der 5. Staffel. Ein so langweiliger Mist wurde uns wohl schon lange nicht mehr im Rahmen von Star Trek präsentiert. Ein Blick auf die Autoren lässt einen ungläubig den Kopf schütteln. Das Drehbuch stammt von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, zwei Autoren, die zusammen einige der größten Highlights der Serie geschrieben haben. Natürlich kann man nicht jede Woche perfekt arbeiten, aber der Unterschied zwischen dem Niveau der normalen Behr-/Wolfe-Drehbücher und dem Niveau dieser Folge ist so extrem, dass man fast meinen könnte, die beiden Produzenten hätten nach den großen Strapazen, die mit 5.06: Immer die Last mit den Tribbles verbunden waren, keine große Lust bzw. Motivation mehr für andere Episoden aufgebracht.

Die ganze Folge hat ungefähr den Tiefgang eines Waschmittelwerbespots. Selbst eine x-beliebige Derrick-Folge ist dagegen anspruchsvolle und hochwertige Unterhaltung. Die Vertiefung der Charaktere bleibt so oberflächlich, dass man es als regelmäßiger Zuschauer wahrscheinlich besser schreiben hätte können. Die Handlung ist klischeetriefend, uninteressant und langatmig erzählt. Die Regie von René Auberjonois (Odo) ist mäßig, die Musik schwach, die Darstellerleistungen allenfalls mittelmäßig, was bei der Vorlage allerdings alles kein Wunder ist.

Die Unterdurchschnittlichkeit fängt schon im Teaser mit einem völlig nichtssagenden Dialog über den Namen des Kindes der O'Briens an. Mit dem Auftauchen von Dax und Worf wird das Niveau bei weitem nicht besser, im Gegenteil, der Beginn scheint einem da fast schon wieder der Lichtblick der Folge zu sein. Worf darf die ganze Folge griesgrämiger denn je herumlaufen. Dax macht auch keinen sonderlich guten oder interessanten Eindruck. Der Streit zwischen den beiden Charakteren ist von Anfang an völlig uninteressant, langweilig und wirkt konstruiert.

Der dünne Plot tut sein Übriges um das Niveau zu senken. Fullerton wirkt von Beginn an lächerlich, seine Ziele blödsinnig und seine Kritikpunkte an der Föderation völlig an den Haaren herbeigezogen. Dass sich Worf auch noch für Fullertons Quatsch interessiert, macht das Ganze nicht besser. Monte Markham spielt Fullerton dabei dermaßen eintönig und einschläfernd, dass einem klar wird, warum Markham trotz großer Präsenz im Fernsehen nie über drittklassige Nebenrollen hinauskam.

Seichte und nervtötende Dialoge zwischen Dax und Worf geben einem inzwischen den Rest.

Die Handlung kann sich von Anfang an nicht entscheiden, was sie sein will: Komödie, Charakterstudie, ernsthafte Action- und Fun-Unterhaltung mit leiser Kritik an der Föderation stehen zur Auswahl. Zunächst wird eindeutig Kurs in Richtung Komödie gesetzt, wobei man aber bereits zu Beginn unter müden und abgedroschenen Gags leidet.
Dann scheint sich das Ganze in eine Charakterstudie verwandeln zu wollen, wobei die Verwandlung gleich gründlich misslingt und die Charakterstudie in den Kinderschuhen stecken bleibt. Worf als Außenseiter hinzustellen ist eben auch nicht unbedingt das Neueste. Die komödiantischen Ausflüge, die zu diesem Zeitpunkt eher stören, kann die Folge dabei nie ganz vermeiden.
Dann taucht Fullerton auf und man versucht eine ernsthafte Geschichte zu erzählen, wobei gerade hier nun auf einmal der Humor völlig fehlt (wenn man einmal von der unfreiwilligen Komik absieht). Gerade bei dieser dünnen Handlung wäre aber die einzige Möglichkeit die Story interessant zu machen, der Weg gewesen, sie nicht zu ernst zu nehmen und die Folge vollends zur Komödie zu machen. Das Ganze wird leider todernst genommen, was der Folge nicht zugute kommt.

Die Charakterisierung von Worf setzt dem Ganzen die Krone der Klischeehaftigkeit auf. Natürlich kann er seine Zurückhaltung gegenüber Dax mit einem einschneidenden Erlebnis aus der Kindheit begründen, welches einfach mal so kurz vom Himmel fällt und von dem wir in den 8 Jahren, in denen Worf nun Hauptperson ist, noch nie etwas gehört haben. Gleichzeitig ist es vollkommen unpassend, Worfs Außenseiterdasein mit einem Unfall vor mehreren Jahrzehnten erklären zu wollen.
Da folgt die Episode ganz dem Serien-Schema F, wo immer jeder eine traurige Geschichte aus der Kindheit parat haben muss, um eine bestimmte Verhaltensweise in der Gegenwart zu erklären.
Worfs Verhalten wirkt ebenfalls unglaubwürdig. Selbst wenn man akzeptiert, dass Fullertons Thesen irgendeinen Sinn ergeben würden, geht Worfs Einschwenken auf dessen Linie viel zu schnell. Dann hilft er ihm sogar noch bei einer eindeutig illegalen Handlung und das alles wegen einem Streit mit Dax. Wo bleibt denn da seine übliche Selbstdisziplin und Ehre?

Auch die Einführung von Arandis wirkt wenig überzeugend. Im Pilotfilm von DS9 1.01 + 1.02: Der Abgesandte wurde gezeigt, wie der Dax-Symbiont auf dem Operationstisch von Curzon in Jadzia verpflanzt wurde. Curzon starb kurz danach und keineswegs, wie hier behauptet, beim Jamaharon mit Arandis auf Risa. Auch hier wurde offensichtlich die Logik zu Gunsten eines völlig abgedroschenen Gags geopfert.

Warum fliegen die 5 DS9-Bewohner eigentlich mit einem stationseigenen Runabout in den Urlaub? Gibt es keine normalen Transportflüge nach Risa, oder wird inzwischen jedem der 5000 Stationsbewohner ein Runabout gegeben, wenn es gerade mal Zeit für Urlaub ist?

Von der bajoranischen Tradition, vor einer Trennung noch einige Zeit miteinander zu verbringen, um sich an alte Zeiten zu erinnern, hat man auch noch nie etwas gehört und wird auch nie wieder etwas davon hören. Auch dies wirkt ziemlich aus dem Hut gezaubert.

Die Bashir-Leeta-Beziehung wird in dieser Folge beendet, sie war für die Serie ohnehin nie sonderlich ergiebig. Für Leeta wird dabei gleich ein neuer Weg geebnet. Es wird hier zum ersten Mal ihre Zuneigung zu Rom verkündet.

Völlig unerklärlich ist, wie diese Episode in den USA das höchste Rating (also die höchste Einschaltquote) der 5. Staffel erhalten konnte. Wurde hier nur aufgrund der Trailer eingeschaltet, die eine freizügige Episode inklusive Nacktszenen andeuteten? An der Qualität kann es jedenfalls nicht gelegen haben.

Zur Ehrenrettung der beiden Autoren Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe muss man sagen, dass die beiden ihren Fehler bzw. ihr Versagen bei dieser Episode offensichtlich eingesehen haben, denn Wolfe kündigte schon vor der Ausstrahlung der Episode an, dass diese wohl ähnlich wenig Zustimmung finden würde, wie bereits 3.10: Das Festival. Auch Behr meinte in einem Interview, dass er vom Ergebnis der Episode sehr enttäuscht gewesen sei.

Die Regisseure, die für die verschiedenen Folgen engagiert werden, können sich die Folgen, die sie drehen wollen nicht aussuchen, sie werden einfach von den Produzenten zugeteilt. So auch hier, wo die Wahl auf René Auberjonois (Odo) fiel. Als dieser das Drehbuch zur Folge erstmals gelesen hatte, meinte er, das Ganze erinnere ihn an die Serie "The Love Boat" (USA, 1976-1986). Im Produktionsstab wird die Episode seither nur noch die Love Boat-Folge genannt.

Der Sohn von Nana Visitor (Kira) und Alexander Siddig (Bashir) kam während der Dreharbeiten zu dieser Episode zur Welt. Kira ist deswegen in dieser Episode nicht dabei.

Die Effekte sind in Ordnung. Sie sind dieses Mal jedoch von der Gesamtbewertung ausgenommen, da der Rest so schlecht ist, dass die Folge unmöglich mit mehr als einem Punkt bewertet werden kann.

Alles in allem ist "Die Reise nach Risa" ein ganz tiefer Sturz nach der fantastischen Episode der Vorwoche. Der langweilige Käse, der einem hier präsentiert wird, erweist sich nach 45 Minuten letztlich als völlig überflüssig.

Spannung: 1 SFX: 3 Handlung: 1 Gesamt: 1
Zusammenhänge

Nach der TNG-Folge 3.19: Picard macht Urlaub ist dies die 2. Star Trek-Folge, die auf dem häufig erwähnten Planeten Risa spielt.

Chase Masterson spielt in dieser Folge zum 4. Mal als Leeta mit. Sie war zuletzt in 4.16: Der Streik dabei und hat ihren nächsten Auftritt in 5.16: Dr. Bashirs Geheimnis.

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Ausdruck vom: 18. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds5_7.htm