DSi

TNG 7.6 Traumanalyse


Phantasms

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 47225,7
Die Episode beginnt mit Data, der durch einen Korridor auf der Enterprise geht, dabei zunächst auf Geordi trifft, dann aber ein Telefon klingeln hört. Als er dem Geräusch des Telefons folgt, gelangt er zu mehreren Minenarbeitern, die mit groben Werkzeugen auf eine Plasmaleitung einschlagen und anschließend ihn auseinanderreißen.
Als Data kurz darauf in seinem Bett erwacht, ist er verwirrt vom eben erlebten Traum. Im Maschinenraum erörtert er sein Erlebnis mit Geordi, der sich um die Einpassung des neuen Warpkerns kümmert, der gerade installiert wurde. Data mutmaßt, dass er eine neue Stufe im Traumprogramm erreicht haben könnte, das er vor neun Monaten entdeckte.

Doch Geordi muss sich zunächst um anderes kümmern, denn der neue Warpkern funktioniert nicht - als Picard Warp 6 befiehlt, rührt sich das Schiff nicht. Geordi meint, die Lösung des Problems könnte einige Stunden in Anspruch nehmen, was Picard nicht gut passt: Er ist zum jährlichen Bankett der Admiräle der Sternenflotte eingeladen, vor dem er sich seit 6 Jahren erfolgreich drücken konnte. Doch er fürchtet, dass er dieses Jahr nicht mit einer weiteren Entschuldigung aufwarten kann, trotz der Probleme mit dem Warpkern.

Nach einer Besprechung mit Deanna setzt Data später sein Traumprogramm fort. Im Traum befindet er sich im Zehn Vorne, wo Worf ein Stück Kuchen isst, welches das Aussehen einer Uniform hat. Dr. Crusher saugt an einem Strohhalm, der in Rikers Kopf führt, und die Minenarbeiter, die bereits im letzten Traum zu sehen waren, bedienen sich an einem Kuchen, der wie Deanna aussieht - und deren Kopf lebendig ist. An einer Schulter fehlt das Stück, das Worf gerade isst, und Data setzt trotz Deannas Schmerzen ein Messer an und trennt an ihrer rechten Schulter ein Stück heraus.
Dann erwacht er, umgeben von Worf, Troi und Geordi, die berichten, dass sie bereits seit fünf Minuten versuchen, ihn zu wecken. Datas interner Chronometer hätte ihn vor 35 Minuten wecken sollen; dessen Versagen ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Um des Rätsels Lösung näherzukommen, legt Data auf dem Holodeck eine Session mit Sigmund Freud ein. Freud stellt wüste Vermutungen an, bringt Data aber nicht weiter. Später im Maschinenraum hat Data ein merkwürdiges Erlebnis: Er sieht hinten an Geordis Hals einen Mund, der sich kurz öffnet bevor er wieder verschwindet. Gleich darauf erlebt er einen Tagtraum, aus dem er wenige Sekunden später wieder erwacht. Während Geordi einen neuen Fehlschlag beim Testen des Antriebs analysiert und die notwendigen Reparaturen einleitet, hält Data eine Sitzung mit Deanna ab, die ihm rät, sein Traumprogramm vorerst einzustellen.

Nachdem Picard von Admiral Nakamura kontaktet wurde, der Picards Unwillen, am Bankett teilzunehmen, erkannt hat und den Captain zum Kommen auffordert, begibt er sich selbst in den Maschinenraum, um bei den Reparaturen zu assistieren. Plötzlich bemerkt Geordi, dass Data verschwunden ist. Tatsächlich verfolgt Data, mit einem Messer in der Hand, Troi, und sticht sie im Turbolift nieder. Riker und Worf finden die beiden und bringen Deanna, die zum Glück nicht sehr schwer verletzt ist, auf die Krankenstation.
In einer Besprechung erklärt Data, dass er das starke Verlangen hatte, Deanna in die Schulter zu stechen. Picard suspendiert ihn bis zur Klärung seines Verhaltens und lässt ihn in sein Quartier sperren. Dort bittet Data Worf, sich vorläufig um seine Katze Spot zu kümmern.

Dr. Crusher stellt überrascht fest, dass Deannas Wunde nach der Behandlung nicht vollständig verheilt ist. Sie erkennt eine Interphasensignatur, und mit einem Interphasenscanner lässt sich eine Lebensform wahrnehmen, die sich an der Stelle der Wunde festgesetzt hat und weder mit bloßem Auge noch mit normalen Tricordern zu erfassen ist.
Nach einigen Untersuchungen erläutert sie dem Captain, dass fast jeder an Bord von einer solchen Kreatur infiziert zu sein scheint. Die Kreaturen extrahieren von den Körpern der Crewmitglieder Zellpeptide, was letztlich dazu führt, dass die Körper ihre Zellkohäsion verlieren werden: Sie werden in ihre Bestandteile aufgelöst. Doch man erkennt, dass Data in seinen Träumen das Phänomen dieser Kreaturen erkannt zu haben scheint, und so plant man, Data ans Holodeck anzuschließen und dadurch einen Weg zu finden, wie man die Kreaturen loswerden kann, denn sämtliche konventionellen Wege haben sich als erfolglos erwiesen.
Schließlich ist es soweit, und Picard und Geordi begeben sich ins Holodeck, wo Data sogleich sein Traumprogramm aktiviert. Die beiden sehen Data ins Zehn Vorne gehen, wo der Traum-Worf erneut ein Stück Kuchen isst und meint, es handle sich um einen Zellpeptide-Kuchen. Picard und Geordi erkennen den Zusammenhang zu den Kreaturen, die sich von Zellpeptiden ernähren. Dann klingelt ein Telefon, das sich in Datas Bauch befindet, und als Picard rangeht, finden sich die drei in Sigmund Freuds Praxis wieder. Freud erläutert seine Anwesenheit im Traum und gibt Geordi und dem Captain Hinweise, bevor die drei Minenarbeiter hereinkommen und Freud erschießen. Dann machen sie sich daran, eine Plasmaleitung hinter einer Wand mit ihren Werkzeugen zu traktieren. Geordi erkennt die Leitung: Sie wurde zusammen mit dem neuen Warpkern auf Thonado VII installiert. Als die Arbeiter auf Geordi und Picard losgehen, wird auch Data, der bisher auf einem Sofa lag, wieder aktiv, und als er den Mund öffnet, ertönt ein schrilles Geräusch. Die Arbeiter wollen nun erst einmal Data niedermachen, doch auf Picards Hinweis lässt Data das Geräusch noch einmal ertönen und die Arbeiter sinken zusammen. Dann beendet Data das Traumprogramm, denn er glaubt die Lösung nun zu kennen: Auf einer unterbewussten Ebene konnte er die Wesen erkennen und in seinen Träumen wurden sie ihm durch verworrene, schwer interpretierbare Bilder gezigt, die er nun endlich entschlüsseln konnte. Die Arbeiter sollten die Gefahr symbolisieren, und das Geräusch, das Data machte, den Weg, die Gefahr zu bannen.
Also lässt Data seinen positronischen Subprozessor von Geordi so modifizieren, dass er einen Interphasenimpuls durch das ganze Schiff aussendet. Crusher bestätigt den Erfolg der Maßnahme: Alle Kreaturen sind schließlich tot.
Geordi erkennt, dass man die Kreaturen mit der Plasmaleitung des neuen Warpkerns an Bord geholt hat, was auch das Systemversagen erklärt: Die Kreaturen haben den Plasmastrom unterbrochen, und so konnte der Warpantrieb nicht funktionieren. Die Reparatur wird etwa noch 6 Stunden dauern. Picard ist höchst erfreut: Nun hat er endlich einen guten Vorwand, dem Bankett fernzubleiben.

Schließlich kommt Deanna in Datas Quartier und meint, dass sie ihm sein Verhalten nicht übelnimmt, denn Data konnte ja nichts dafür. Allerdings hat sie, nachdem er von seinen Träumen berichtete, eine Retourkutsche für ihn vorbereitet: einen Kuchen in der Form von Data.




Bewertung

Was als interessante Episode über Datas Träume beginnt, artet zu einer wirren Story mit interphasischen Aliens aus. Das ist sehr schade, denn die Episode fängt durchaus sehenswert an. Zwar sind Datas Träume in der Tat schwer zu verstehen und halten so manche Überraschung bereit (die Minenarbeiter aus dem 19. Jahrhundert, das Telefon in seinem Bauch, den Strohhalm in Rikers Kopf etc.), doch ist es auf der anderen Seite interessant, Data bei dem Versuch einer vernünftigen Interpretation zu beobachten, bei dem er sowohl seinen Freund Geordi als auch Counselor Troi konsultiert, ohne zu greifbaren Ergebnissen zu gelangen.
Soweit ist die Episode durchaus interessant, doch als man dann erfährt, dass es sich um interphasische Kreaturen handelt, die Datas Träume und sogar das Fehlverhalten des Warpantriebs auslösen, sinkt die Spannung erkennbar ab, denn es wird klar: Hier gibt es keine neuen Erkenntnisse über Data, alles, was an merkwürdigen Dingen zu sehen war, ist durch die Erklärung mit den Aliens aufgelöst, und Data, der in letzter Zeit einige Veränderungen durchmachte, wird in dieser Episode nichts Wesentliches dazulernen und seinem Ziel, menschlicher zu werden, kein bisschen näherkommen.
Zudem verwundert es, dass man die Kreaturen ohne Bedenken tötet, anstatt erst einmal eine Kontaktaufnahme zu versuchen oder sich um eine Alternative zu bemühen.

Während Brannon Bragas Drehbuch klare Schwächen aufweist, ist die Inszenierung durch Patrick Stewart (Picard) durchaus geschickt. Stewart führte vorher bereits in den Epioden "Datas erste Liebe", "Der einzige Überlebende" und "Eine Handvoll Datas" Regie.
Für die Episode sprechen die netten Szenen am Rande: Riker und Worf unterhalten sich, kurz bevor sie die verletzte Deanna finden, über ein Musikprogramm, das Riker Alexander geschenkt hat (interessant allein wegen der Erwähnung von Worfs Sohn Alexander, der sich in letzter Zeit recht rar macht) und Worf gar nicht gefällt. Riker verteidigt sein Geschenk, immerhin handelt es sich um Jazz.
Nett auch der Handlungsbogen um Picard, dem es bei dem Gedanken, stundenlang mit 60 Admirälen herumzusitzen und sich Reden anzuhören, graust. Schließlich entkommt er doch noch, was ihm einen Stein vom Herzen fallen lässt.
Wunderbar auch die Szene, in der Data Worf bittet, sich vorläufig um Spot zu kümmern: Worf versucht zunächst, mit den Worten "Spot: komm her!" die Katze zu sich zu rufen, was natürlich keinen Erfog hat. Data erläutert ausführlich, was Spot wann essen und trinken muss, merkt aber schließlich, dass es genügt, wenn Worf sie einfach nur füttert. Beim Rausgehen, mit Spot im Arm, muss Worf niesen. Es scheint also, dass Klingonen eine generelle Abneigung gegen Pelztiere haben, denken wir nur an die Tribbles (TOS: "Kennen sie Tribbles?", DS9: "Immer die Last mit den Tribbles").
Und schließlich die Szene, in der sich Geordi und der Captain auf dem Holodeck in Datas Traum befinden. Nun können die beiden versuchen, die Bilder zu deuten, deren Interpretation Data zuvor nicht gelungen ist. Mit gemeinsamer Anstrengung gelingt es den dreien, das Puzzle zu lösen.

Schön gemacht ist ebenfalls das ständige Wiederkehren des gezackten Messers, mit dem Data im zweiten Traum den Troi-Kuchen anschneidet: Ein ähnliches Messer taucht später im Maschinenraum auf, und sofort fühlt sich Data wieder an den Traum erinnert, durchlebt gar einen Tagtraum, in dem er erneut das Telefon hört. Als er rangeht und eine Stimme ihm sagt "Töten Sie sie!", wacht er auf und hält das Messer wie einen Telefonhörer am Ohr - und wird von der halben Maschinenraumcrew ungläubig beäugt.

Durch die Nachrichten, die der geheimnisvolle Anrufer in den Träumen übermittelt ("Töten Sie sie!"), wird eine gewisse Spannung erzeugt, zumal sich erst am Schluss klärt, was damit gemeint ist.

Markant: Clyde Kusatsu (Adm. Nakamura) war bereits in "Wem gehört Data" in der zweiten Staffel dabei und wird in "Gestern, Heute, Morgen" noch einmal diese Rolle spielen.

Abschließend lässt sich sagen, dass "Traumanalyse" klare Schwächen in der Story hat, denn die Erklärung mit den interphasischen Kreaturen ist wahrhaft langweilig. Dem gegenüber steht eine solide Inszenierung, deren zum Teil wirre Traumbilder nicht nur Data, sondern auch den Zuschauer in ihren Bann ziehen. Um diesen Aspekten Rechnung zu tragen, wird die Handlung befriedigend bewertet, während die Episode insgesamt ein gutes Urteil erhält.

Spannung: 4 SFX: 4 Handlung: 3 Gesamt: 4
Zusammenhänge
  • Datas Träume beziehen sich auf die Episode "Der Moment der Erkenntnis (1)", wo versehentlich ein Traumprogramm bei Data aktiviert wurde, das von Datas Schöpfer Dr. Soong erst für einen späteren Zeitpunkt in Datas Entwicklung vorgesehen war.
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Ausdruck vom: 03. 10. 2024
Stand des Reviews: 29. 08. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng7_6.htm