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  5.14 Mission ohne Gedächtnis  
  Conundrum  
 

von Yann-Patrick Schlame

 
 
 

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 45494,2
Die Enterprise untersucht im Epsilon-Silar Sektor Subraumsignale, als ein unbekanntes Raumschiff auftaucht. Es scannt die Enterprise und greift dabei auf die Computer zu. Nachdem ein kurzer Blitz durch das Schiff zuckt, sind plötzlich alle an Bord ohne Langzeitgedächtnis, und auch die Erinnerung an das fremde Schiff ist weg. Zwar weiß man noch, wie die Enterprise zu steuern ist und wie die Instrumente zu bedienen sind, aber niemand ist sich mehr seiner Identität bewusst. Auch in den Computern fehlen zunächst persönliche Informationen. Zudem ist ein (dem Zuschauer) Unbekannter auf der Brücke, der wie Riker drei volle Punkte als Rangabzeichen trägt (also ist er Commander). Da sich keiner über die Rangabzeichen klar ist, vermutet man, dass Worf als höchstdekorierter (mit seiner Klingonenschärpe) der Captain ist. Er lässt zunächst Waffen, Antrieb und Navigation wiederherstellen. Währenddessen machen sich Riker und Fähnrich Ro zu einer Inspektion des Schiffes auf, wo sie im Zehn Vorne feststellen, dass der Barkeeper eine künstliche Lebensform ist: Data. Troi ist ebenfalls dort und berichtet, dass sie die Fähigkeit hat, Gefühle wahrzunehmen. Außerdem kommt Riker ihr bekannt vor, sie kann ihn aber nicht genau einordnen.
Etwas später hat Geordi einen Teil der persönlichen Informationen wieder verfügbar. Der Computer identifiziert die Führungskräfte und ihre Hauptaufgaben. Dabei wird der Fremde als Commander Kieran MacDuff identifiziert, Erster Offizier der Enterprise. Riker wird als Zweiter Offizier aufgeführt. Worf entschuldigt sich bei Picard dafür, dass er zunächst das Kommando übernommen hatte, doch Picard ist ihm nicht böse.
Des Weiteren sind Informationen über die Mission der Enterprise bekannt: Die Föderation befindet sich im Krieg mit den Lysianern, und die Enterprise soll den Schlag gegen die lysianische Kommandozentrale führen. MacDuff erklärt, dass aus den Informationen hervorgeht, dass die Lysianer über eine neue Waffe verfügen, mit der sie in Computersysteme eindringen können. Offensichtlich haben sie genau das mit der Enterprise gemacht und einen Weg gefunden, sämtliche persönlichen Erinnerungen auszulöschen. Trotzdem hat die Mission Priorität. Troi kommt dieser Krieg falsch vor, doch Picard meint, Krieg hätte immer etwas Schreckliches an sich. In den Befehlen steht weiter, dass absolute Funkstille gewahrt werden muss, um die eigene Position nicht zu verraten. Picard lässt Kurs setzen...

Abends findet Riker Ro in seinem Quartier vor; die beiden sind sich sehr sympathisch und kommen sich näher.
Am nächsten Tag trifft die Enterprise auf ein lysianisches Kriegsschiff. Es versucht zunächst, Kontakt aufzunehmen, doch MacDuff warnt davor, einen Kanal zu öffnen; möglicherweise dringen die Lysianer auf diese Weise in die Computer ein. Als das Schiff die Rufe aufgibt und das Feuer eröffnet, lässt Picard zurückschießen. Das fremde Schiff explodiert, 53 Mann Besatzung sterben.
Es gelingt Dr. Crusher, einen Weg zu finden, wie man die Gedächtnisblockade rückgängig machen kann, aber es ist gefährlich. MacDuff meldet sich freiwillig. Schon kurz nach dem Anfang muss Dr. Crusher den Versuch der Wiederherstellung aufgeben, da MacDuff Schmerzen erleidet.
Geordi hat herausgefunden, dass nur persönliche Informationen weg sind. Ihm kommt diese Sache sehr merkwürdig und viel zu gezielt vor. Auch Picard hat seine Zweifel. Er ruft MacDuff in sein Quartier und sagt ihm, dass er seine Befehle hinterfragt. Ihm fehlt die moralische Rechtfertigung für den Angriff auf die Kommandozentrale. MacDuff beschwichtigt Picard: Sollte man wegen einer fehlenden moralischen Rechtfertigung den wichtigsten Angriff des Krieges abblasen und eine Verlängerung des Konflikts riskieren, in deren Verlauf Tausende auf beiden Seiten sterben werden?
Vorsichtshalber ruft MacDuff abends Worf in sein Quartier. Er meint, Worf und er wären sich sehr ähnlich: Sie beide sind Krieger, während Picard eher ein Diplomat ist. Im entscheidenden Moment könnte es nötig sein, nicht auf den Feuerbefehl zu warten, sondern sofort zu schießen. Worf scheint nicht überzeugt von dieser Argumentation.
Am nächsten Tag ist es soweit: Man ist in Reichweite der Kommandostation. Der Widerstand ist schwach: Lediglich einige unbemannte Schiffe greifen an, die man ohne Probleme vernichten kann. Als die Enterprise in optimale Waffenreichweite kommt, zögert Picard: Ein einziger Torpedo würde ausreichen, die Station zu zerstören. Dort werden 15.311 Lebenszeichen gescannt. Die Verteidigungseinrichtungen der Station sind gegen die Waffen der Enterprise ein Scherz. MacDuff vermutet, dass die feindlichen Zerstörer gleich aus dem Hinterhalt auftauchen werden, aber Picard trifft eine Entscheidung: Er schießt nicht auf Wehrlose.
MacDuff brüllt, dass er den Captain wegen Unfähigkeit des Kommandos enthebt und fordert Worf zum Feuern auf, doch Worf tut nichts. MacDuff versucht, selbst den Knopf zu drücken, doch er wird von Worf und Riker aufgehalten.

Nachdem Dr. Crusher die Erinnerungen wieder herstellen konnte, ist alles klar: "MacDuff" gehört zur Spezies der Sataraner, die sich seit langem im Krieg mit den Lysianern befinden. Waffenmäßig nehmen sich die beiden Parteien nicht viel, deshalb hatten die Sataraner den perfiden Plan geschmiedet, die Enterprise für ihre Zwecke einzuspannen.
Picard entschuldigt sich in aller Form bei den Lysianern für die Zerstörung ihres Kriegsschiffes. Schließlich steht Riker noch eine unangenehme Begegnung bevor: Troi und Ro sitzen im Zehn Vorne beisammen. Er gesellt sich zu ihnen. Zunächst erklärt Ro, sie hätten eine interessante Zeit hinter sich und geht. Dann meint Deanna, wie Ro mit einem Schmunzeln auf den Lippen, wenn er noch Fragen hätte, wüsste Riker ja, wo ihre Praxis ist, und geht ebenfalls.

Bewertung

Vorab ein großes Minus an die Handlung: Es scheint sehr unwahrscheinlich, dass eine technisch rückständige Spezies wie die Sataraner in der Lage ist, sowohl die Gedächtnisse der Angehörigen diverser Völker, die sich an Bord der Enterprise befinden, gezielt zu deaktivieren, als auch sämtliche Computersysteme dahingehend zu beeinflussen, einschließlich Data, über den sie grundsätzlich gar nichts wissen können, da er ein Einzelmodell ist und seine Baupläne nur Wenigen zugänglich sind.

Davon abgesehen ist "Mission ohne Gedächtnis" eine geniale Episode, in der die Frage "Was wäre, wenn..." durchgespielt wird. Was wäre, wenn alle ihre Identität vergessen und jemand anders in die Mannschaft eindringt, um einen kriegerischen Akt durchzuführen?
Prinzipiell kann man sagen, dass die Vorbereitung der Sataraner perfekt ist. Sie haben dafür gesorgt, dass die Enterprise ihre Befehle hat, sie hatten eine Erklärung für das Phänomen bereitgestellt, welches der Besatzung widerfahren ist, und durch "MacDuff" hatten sie jemanden in einer Schlüsselposition an Bord der Enterprise. Wieso also ist der Plan fehlgeschlagen?

Die Erklärung liegt auf der Hand: Auch ohne ein Bewusstsein über die Identität halten unsere Helden ihre Ideale hoch. Gerade in den ersten Minuten nach Einsetzen des Gedächtnisverlusts handelt die Crew so rollenspezifisch wie nie zuvor (Ausnahmen: Data und Troi, die nicht auf der Brücke sind).
Worf handelt sofort und kümmert sich darum, verteidigungs- und angriffsbereit zu sein, indem er Waffen, Schilde und Sensoren bereitmachen lässt.
Geordi macht sich sofort auf die Suche nach einer Lösung der vorherrschenden technischen Probleme und führt Worfs Anweisungen aus.
Picard ist mehr am Hintergrund interessiert und will wissen, was überhaupt los ist, um keine katastrophalen Fehlentscheidungen zu treffen.
Riker übermittelt Befehle und bildet die Verbindung zwischen Führung und Crew.
Auch Ro reagiert sofort und stimmt Worf zu, Waffen und Schilde bereitzumachen, ohne zu zögern.
Schon hier ist klar, dass MacDuff vollkommen fehl am Platze ist: Er steht nur rum und trägt überhaupt nicht zur Klärung der Situation bei. Er beobachtet vielmehr, was vorgeht, und greift von Zeit zu Zeit lenkend ein, um die von ihm gewünschte Situation herbeizuführen.

Im weiteren Verlauf erfährt man noch mehr über die Charaktere: Riker fackelt wie gewohnt nicht lange und lässt sich mit Ro ein, während er gleichzeitig mit Deanna anbandelt, die eine verschwommene Erinnerung an ihr früheres gutes Verhältnis hat. Dafür kassiert er am Ende die Rechnung: Als sich die beiden Frauen zusammentun und Riker im Zehn Vorne alleine sitzen lassen, ist der Ärmste so perplex, wie er noch nie zuvor zu sehen war - Riker sprachlos! Ein Bild für die Götter.
Geordi und Data sind gewohnt sachlich und präsentieren Lösungen für Probleme, ohne die Hintergründe zu hinterfragen.
Worf ist besonders interessant: Zwar ist er Krieger, aber was noch wichtiger für ihn ist, ist seine Loyalität gegenüber dem Captain. Er mag nicht damit einverstanden sein, als Picard zögert, das Feuer zu eröffnen, aber er wartet, bis er seinen Befehl vom Captain erhält.
Troi zeigt sich von der friedfertigen Seite, indem sie mehrfach betont, wie sehr ihr der Gedanke an den Krieg aufs Gemüt schlägt.
Dr. Crusher entdeckt ihre ärztliche Berufung schnell wieder, trägt aber ansonsten wenig zur Handlung bei, da sie nicht auf der Brücke ist.
Und Picard: Er ist in Höchstform. Die Rettung Tausender ist sein Verdienst. Einmal mehr hinterfragt Picard seine Befehle und ist bereit, sie zu ignorieren, weil er sie für falsch hält. Dieses Verhalten legte er schon immer an den Tag. So hat er bis dato mehrfach gegen die Oberste Direktive verstoßen und schwere Konsequenzen in Kauf genommen. Aber seine Ideale hat er niemals verraten. Wäre der Captain jemand anders gewesen, hätte MacDuff unter denselben Bedingungen erfolgreich sein können. Dummerweise hat er sich das falsche Schiff mit dem falschen Captain für seinen Plan ausgesucht.

Durch den Identitätsverlust ist die Episode gleichermaßen spannend wie humorvoll. Von der fragwürdigen Ausgangsposition einmal abgesehen, ist die Handlung sehr geschickt, und die Effekte lassen nichts zu wünschen übrig. Sehr wertvoll.

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

"Fähnrich Ro" wurde in der gleichnamigen Episode in der fünften Staffel vorgestellt.

 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  17. 2. 1992

 Erstausstrahlung D:
  18. 4. 1994

 Regie:
  Les Landau

 Buch:
  Barry Schkolnick
  Paul Schiffer

 Gaststars:
  Erich Anderson
  Michelle Forbes
  Liz Vassey
  Erick Weiss



  Zuletzt geändert:
  2015-01-06, 02:03
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