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Aufbruch ins Unbekannte?

von Andrej Schwabe und Florian Schwabe, 26.11.2002

Diane Carey Dies ist der Roman zur Pilotepisode der neuen, fünften Star Trek-Serie "Enterprise", die natürlich (wie alle neuen Trek-Serien) immer noch nicht erschienen ist in Deutschland.
Diane Carey hat bereits dutzendweise Nacherzählungen von TV-Episoden auf ihrem Konto, allesamt eher von durchschnittlicher Qualität. Nebenbei hat sie auch noch einige andere Trek-Romane geschrieben wie "Die letzte Grenze", "Keine Spur von Menschen" usw.

Handlung:
Für jeden, der vom Pilotfilm noch gar nichts gehört oder gesehen hat: Hundert Jahre vor Kirk und hundert Jahre nach Cochranes erstem Warpflug bricht das erste Schiff mit dem Namen Enterprise in den Weltraum auf. Captain Archer und seine Crew erhalten den Auftrag, einen auf der Erde gestrandeten Klingonen auf seine Heimatwelt zurückzubringen. Dabei wird die Enterprise von Terroristen überfallen, die den Klingonen entführen.

Kritik:
ENT: Aufbruch ins Unbekannte Diane Careys Version von "Aufbruch ins Unbekannte" weicht fast gar nicht von der Filmversion ab, nur einige Szenen, die wahrscheinlich im Film rausgeschnitten wurden, sind hinzugekommen.
Auch die Nacherzählung selbst ist nicht sonderlich originell oder gibt neue Einblicke in die Charaktere. Das ist natürlich sehr schade, weil eine Nacherzählung gerade hier ihre Schwerpunkte haben sollte.
Wer den Pilotfilm bereits gesehen hat, für den ist dieses Buch so unnütz wie eine Sendung auf tm3. Nebenbei bemerkt, ist dies oft der Fall bei Nacherzählungen von Diane Carey (beispielsweise ihre Beiträge zum Dominion Krieg-Zyklus).

Positiv zu bewerten ist jedoch, dass sich Heyne entschlossen hat, an das Ende des Buch noch einen 30 Seiten starken Bonusteil zu hängen. Darin finden sich Interviews mit Rick Berman und Brannon Braga über die Ideen, die Produktion und die Darsteller. Das gab es zuletzt in Deutschland bei der Nacherzählung zu "Star Trek: Treffen der Generationen" von J.M. Dillard.
Aber auch hier relativiert sich das Bild wieder für Leute, die den Pilotfilm schon gesehen haben und sich ein klein wenig mit dem fünften Trek-Spross beschäftigt haben, da nicht so viel Neues zu erfahren ist und Berman und Braga sich wieder ziemlich stark selbst beweihräuchern ("Wir haben etwas völlig Neues geschaffen!" – Klingt das nicht vertraut?).

Über den Pilotfilm selbst wurden ja schon reichlich Kritiken verfasst und deshalb will ich auch noch ein paar Worte zu ihm verlieren.
Die Idee, 100 Jahre vor Kirk eine Serie spielen zu lassen, hat mich am Anfang eher abgeschreckt, aber bereits im Pilotfilm wurde deutlich, was sich in der ersten Staffel noch bestätigt hat. Die Produzenten und Autoren finden sich mit der Ausgangslage gut zurecht und wissen mit der Serie mehr anzufangen als mit Voyager. "Enterprise" hat in der ersten Staffel Episoden hervorgebracht, die bei anderen Trek-Serien erst in späteren Staffeln auftauchen würden (zum Beispiel "Kalter Krieg").
Die Charaktere kommen auch gut rüber, weil sie lockerer sind und nicht so steif und förmlich und die Beziehungen auch untereinander viel familiärer sind (Tucker und Archer). Das kommt dem TOS-Charme schon sehr nahe, ohne ihn billig zu kopieren. Die vulkanische Wissenschaftsoffizierin T’Pol ist nach Seven und Leeta das dritte Eingeständnis an den männlichen Zuschauerkreis und wirkt manchmal wie ein zweiter Spock. Hier kann man auch gespannt sein, wie sie sich weiter entwickelt. Phlox, der Bordarzt, ist mir noch nicht ganz geheuer – er grinst wie ein Kiffer und redet manchmal wie Neelix. Aber auch hier heißt das Credo abwarten. Die anderen Charakteren bekommen im Piloten noch nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber das mag sich im Verlauf der Serie noch ändern.
Die Story selbst ist im Film gut erzählt, bringt Spannung und Interesse auf. Vor allem die Zeitreise-Geschichte macht einen neugierig auf mehr.

Fazit: Eigentlich überhaupt nur für die interessant, die noch gar nichts von "Enterprise" wissen, aber das werden ja nur die wenigsten sein.
Ich würde als Weihnachtsgeschenk daher eher auf andere Trek-Literatur verweisen, wie zum Beispiel DS9 "Der Abgrund".

Infos:
STAR TREK - Enterprise, Band 1
Titel: Aufbruch ins Unbekannte (Broken Bow)
Autor: Diane Carey
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2002, USA: 2001
Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
Preis: 7,95 €
Wilhelm Heyne Verlag, München
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