Suche nach der Wurzel allen Übels
von Andrej Schwabe, 05.10.2017
Inhalt:
Die Prometheus setzt unter Captain Richard Adams ihre gefährliche
Mission im Lembatta-Cluster fort und versucht die Attentäter der
blutigen Anschläge auf die Föderation und das Klingonische Reich
aufzuspüren. Dabei dringt das Schiff immer tiefer in den Cluster
ein, wo Hass und Aufruhr unter den Renao noch viel stärker
ausgeprägt zu sein scheinen als am Rand. Auch unter der Besatzung
nehmen die Konflikte immer mehr zu.
Kritik:
Im Mittelpunkt von "Der Ursprung allen Zorns" steht die Aufklärung
der mörderischen Terroranschläge und der Versuch, zu verstehen,
warum die Renao so seltsam fremdbestimmt zu agieren scheinen.
Während "Feuer gegen Feuer"
zügig startet und sein schnelles Tempo bis ans Ende hält, beginnt
sein Nachfolger vergleichsweise ruhig und gibt sich sichtbar mehr
Zeit für neue Entdeckungen.
Streckenweise hat man deshalb das Gefühl, dass die Handlung dahin
eiert - auch, weil Handlungselemente des Vorgängers wiederholt
werden. Beispielsweise wird der tief sitzende Zorn, von dem die
Renao offenbar besessen sind, hier noch einmal umfangreich
dargestellt.
Abwechslung bringen hingegen die Ermittlungen an verschiedenen
Fronten: spannend inszenierte Untersuchungen der andorianischen
Sicherheitschefin Lt. Commander zh'Thiin und die
Undercover-Einsätze des Renao Lt. Jassat ak Namur. Durch seine
Vertrautheit mit seiner Heimat gelingt es ihm, unerkannt in eine
Untergrundgruppe der "Reinigenden Flamme" einzudringen. Die
"Flamme" hat sich zu den Anschlägen bekannt, aber ihre wahren
Motive liegen noch im Dunkeln.
Die Klingonen stellen währenddessen ihre eigenen Ermittlungen an -
allerdings auf sehr viel brutalere Weise. Der Großteil der
Klingonen wird eindimensional dargestellt als brutale, dümmliche
Schläger. Ungewöhnlich, dass die Erste Offizierin L'emka von diesem
Schema abweicht - und zwar gleich so offensichtlich, dass plumpe
Konflikte mit dem einfältigen Captain Kromm die Folge sind, was
aber immerhin interessant erzählt ist.
Je tiefer die Prometheus und die Bortas in den Cluster vorstoßen,
desto gravierender werden die Besatzungen von den Hassgefühlen und
irrationalen Gefühlsausbrüchen ergriffen. Nur ein ausgeklügelter,
fragiler Schutzschild kann die gefährliche Strahlung abschirmen und
den Besatzungen einigermaßen klare Köpfe verschaffen. Bevor der
Schild zu wirken beginnt, breiten sich feindselige Gefühle bei der
Besatzung der Prometheus aus und auch das sorgt für einige
Spannung.
Die Frage, wie wir miteinander umgehen sollten, hat bei Star Trek
einen hohen Stellenwert und wird in diesem Roman und in den beiden
anderen der Trilogie mehrfach angesprochen. Exemplarisch wird das
anhand von Jassat ak Namur besprochen, da Mitglieder seines Volkes
die verheerenden Anschläge auf Föderationsbasen durchgeführt haben.
Er muss sich der Wut stellen, die unter der Prometheus-Besatzung
aufkeimt und immer unverhohlener geäußert wird.
Leider können die beiden Autoren den Antworten aus dem ersten Roman
nicht viel mehr hinzufügen. Obwohl die Diskussion dieser Frage eine
wichtige Bedeutung hat, versteigen sie sich hin und wieder in
plakative, stereotype Antworten. Das nimmt unnötigerweise Kraft aus
ihrer Botschaft von Toleranz und Einfühlsamkeit.
Neben dem Renao Jassat ak Namur stehen Sicherheitschefin zh'Thiin,
die Chefingenieurin Jenna Kirk (tatsächlich eine Verwandte des
berühmten Captain James Kirk!) und Captain Adams im Vordergrund.
Wobei gerade Adams den schweren Job hat, eine kurz vor dem Wahnsinn
stehende Crew zusammenzuhalten, während er ebenso nicht er
selbst ist. Für einige Kurzweil sorgt die verschiedenartige
Besatzung der Prometheus, darunter der katzenartige Caitianer
Commander Roaas als Erster Offizier und der von sich überaus
überzeugte Benzit Mendon.
Was sich die Autoren wohl bei Botschafter Rozshenko und Lwaxana
Troi gedacht haben könnten? Worfs Sohn steht eigentlich nur in der
Gegend herum ohne aktiven Bezug zur Handlung. Eine weitere
Verschwendung ist die umfangreich eingeführte, berühmt-berüchtigte
Botschafterin Lwaxana Troi, die wir bei ihrem aufgebrachten Gang
durch die verschiedenen Hierachieebenen der Föderation begleiten
dürfen.
Schließlich gelingt es Captain Adams zusammen mit Botschafter
Spock, den Grund dafür aufzudecken, von wem die Renao kontrolliert
werden. Als man Kurs auf die Quelle des Zorns nimmt, brechen sich
die negativen Gefühle so richtig Bahn - ein aufregendes Ende für
ein sonst durchschnittliches Buch.
Infos:
Star Trek: Prometheus
Band 2
Titel: Der Ursprung allen Zorns (The Root of All Rage)
Autor: Bernd Perplies, Christian Humberg
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2016, International: 2018
Preis: 15,00 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.