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Episodenbeschreibung
22. Juni 2151
In einem ruhigen und idyllischen Tempel beten einige
Vulkanier, als die Türen aufgebrochen werden: Vier
bewaffnete blauhäutige Blonde mit Fühlern auf dem
Kopf stehen vor den Toren. Es sind Andorianer.
Captain
Archer und Trip Tucker unterhalten sich
in Archers Bereitschaftsraum über diese Region, als
sie einen vulkanischen Außenposten bemerken und
beschließen, diesen zu besuchen. Sie rufen T'Pol und
die klärt die beiden darüber auf, dass der Ort
"P'Jem" heißt und ein heiliger sowie
spiritueller Ort für die Vulkanier zur Meditation
ist. Archer lässt trotzdem Kurs setzen.
Nachdem
Archer und seine Crew keinen Kontakt herstellen können,
erklärt T'Pol Archer und Tucker einige
Verhaltensregeln, bevor sich die drei mit einem
Shuttle dem Tempel nähern. Alle drei betreten den
ruhigen und fast leeren Tempelraum, nur ein
vulkanischer Priester ist darin, der die drei
wegschicken will, da sich die Vulkanier zur Zeit im
"Kolinahr" Ritual befänden und nicht gestört
werden wollen. T'Pol fällt dabei auf, dass diverse
Artefakte im Tempel zerstört sind, während Archer
und Tucker hinter einer Bretterwand einen Andorianer
sitzen sehen. Nachdem sie ihn enttarnen, stürmen die
anderen drei Andorianer hinzu und zerren alle sehr
aggressiv in eine Halle, wo die anderen Vulkanier
festgehalten werden. Der Wortführer der Andorianer
namens Shran vermutet eine Verschwörung der "Pinky-häutigen"
mit den Vulkaniern und glaubt Archers der Wahrheit
entsprechenden Erklärungen nicht. Als Archer fragt,
was denn die Andorianer hier wollen, schlägt Shran
den Captain brutal zu Boden; dann erklärt er, dass
er hinter dem Heiligtum mehr vermutet, als es vorgibt
zu sein. Als die Andorianer die Halle verlassen
haben, klärt T'Pol Archer und Trip über die
Andorianer auf: Sie seien ein sehr gewaltbereites und
paranoides Volk, das auf P'Jem zu Unrecht eine
Sensorphalanx vermutet.
Auf
der Brücke der Enterprise entdecken Reed und
Mayweather das andorianische Schiff und beratschlagen
mit Hoshi, was zu tun ist. Reed will erstmal abwarten.
Währenddessen
verhören die Andorianer mit Schlägen Archer, der
die Wahrheit erzählt, dass er wirklich nichts von
der Sensorphalanx weiß. Archers Kommunikator piepst,
da Reed ihn versucht, zu kontaktieren. Shran spricht mit
Reed, dass alle in seiner Gewalt seien und die
Enterprise sich ruhig verhalten soll, bevor er alle
Kommunikatoren der Crew zerstört.
In
der Halle kommen Archer und Co. zu dem Schluss, dass
die Enterprise kontaktiert werden muss, ein Priester
erklärt, dass in den heiligen Katakomben ein alter
Transmitter steht. Trip will ihn holen, doch ein
junger Priester begleitet ihn, damit er die Grabstätten
mit Respekt behandelt und sie nicht berührt. Nach
dem Finden des Transmitters macht sich Tucker in der
Halle an die Reparatur. Archer bespricht mit T'Pol
seine Pläne: Mit dem Transporter will er ein
bewaffnetes Team herunterholen, das die Andorianer
überraschen soll. T'Pol wirft ein, dass hier im
Tempel Gewalt nicht mit Gewalt bekämpft werden soll,
doch Archer bemerkt, dass niemand eine bessere Idee
hat. Auf die Frage, wie loyal T'Pol sein wird, dreht
sich die stolze Vulkanierin beleidigt weg: Sie war
Archer immer loyal und das wird auch so bleiben.
Tucker
kontaktiert die Enterprise wegen dem Status, danach
schmieden Archer und Co. einen Plan. Der Captain
erinnert sich an ein großes Reliefgesicht im Raum
der Andorianer, dessen Augen und Mund Öffnungen
hatten, die eventuell in den Raum dahinter gehen. Das
Ganze muss aber überprüft werden: Archer ruft die
Andorianer, dass er Informationen für sie hätte, er
gibt aber nur einige unwichtige Bemerkungen zum
Besten und wird von den Andorianern wieder brutal
zusammengeschlagen. Dabei wirft er eine kleine
Statuette unbemerkt in die Öffnung des Reliefs und
wird wieder zur Halle gebracht. Im Höhlensystem der
Katakomben findet Tucker die Statuette. Obwohl der
Hohepriester Gewalt nicht billigt, ignoriert Archer
ihn und gibt seine Befehle an Reed durch: Er und zwei
Bewaffnete beamen in den Aufenthaltsraum, schleichen durch die
Katakomben hinter das Relief und bringen dort Sprengsätze an. Durch
das Beamen orten die Andorianer eine
Energiefluktuation und lassen eine Wache in der Halle bei den
Gefangenen zurück. Archer und Tucker versuchen, die Wache
zu überwältigen
und werden in einen heftigen Kampf verwickelt, erst
Reed kann die Wache kampfunfähig schießen, nachdem
er die Sprengsätze gezündet und einen Andorianer
ausgeschaltet hat. In dem danach anschließenden
Feuergefecht flüchten Shran und ein weiterer Andorianer
in das Höhlensystem der Katakomben.
Mit
dem jungen Priester geht die Crew in die Katakomben,
doch vor einem Durchgang macht der Priester halt,
denn dieser beherberge alte Reliquien. Archer lässt
sich nicht aufhalten und setzt den Andorianern nach,
was in dem Raum eine Schießerei mit den Andorianern
nach sich zieht. Im Gefecht findet Archer ein
Metalltor, was er öffnet. Dahinter befindet sich
tatsächlich eine hochmoderne Sensorphalanx, alle
Beteiligten lassen erstaunt die Waffen sinken. Alle
betreten den großen Raum und die selbst erstaunte
T'Pol sammelt Daten auf ihrem Tricorder. Plötzlich
bedroht der junge Priester Archer, da er dies nicht
sehen soll, doch Reed und Archer überwältigen ihn.
Archer sieht nun ein, dass Shran Recht hatte und er
befiehlt T'Pol, ihre Tricorderdaten Shran zu geben,
damit dieser endlich verschwinden kann. T'Pol überreicht
sie ihm und schickt den Andorianer von dem Planeten.
Shran verabschiedet sich bei Archer dankend, indem er
sagt, dass er in Archers Schuld steht. Die Crew und
eine über ihr Volk enttäuschte T'Pol machen sich
auch auf den Heimweg.
Bewertung
"Doppeltes
Spiel" ist die erste Folge in Enterprise und
eigentlich in Star Trek, die sich mit den Andorianern
beschäftigt. Wie zuvor in Enterprise bei den anderen
Völkern und Spezies entsteht der erste Kontakt durch
eine Konfliktsituation (wie es zum Beispiel auch in
"Aufbruch ins Unbekannte" zu
sehen war), in die Archer mit seiner Crew einfach
hineingezogen wird.
Die
Andorianer werden hier als sehr gewaltbereit und
emotionell dargestellt, was im genauen Gegenteil zu
den Vulkaniern steht. Durch ihre Paranoia handeln sie
relativ einseitig, wenn auch nicht primitiv. Archer
und Tucker können sich so ein Bild der Andorianer
machen, sie müssen es sogar schmerzhaft erfahren.
Wieder einmal bekommt Archer Prügel, er ist bis jetzt
schon der Captain, der die Härte des Weltraums in
den ersten Folgen am meisten zu spüren bekam, um
hier einmal einen sarkastischen Vergleich zu ziehen.
Ein schönes Beispiel für die Zähigkeit eines
Andorianers ist die Szene, in der es Trip und Archer
zusammen nicht schaffen, den Andorianer zu überwältigen.
Mich wundert nur, warum die Vulkanier oder mindestens
T'Pol nicht eingreifen. Zwar wäre das auch eine
gewalttätige Handlung, aber T'Pol betonte vorher ja
ihre uneingeschränkte Loyalität zum Captain.
Kommen
wir zur Analyse der Handlung: Kernthema ist natürlich
die Befreiung der Vulkanier von ihren Besatzern.
Archer löst dies mit einer Mischung aus Überlegenheit
- durch den technischen Vorteil des Transporters -
und Gewalt, denn er muss mehr als einmal brutale Schläge
der Andorianer einstecken, was ihn vielleicht dazu
bringt, die von den Vulkaniern angestrebten
friedlichen Lösungen zu ignorieren. Leider behalten
die Andorianer am Ende Recht und dies rückt die
Vulkanier in ein anderes Licht, sie sind ab nun für
Archer und seine Crew nicht immer die ehrenhaften und
edlen Bewohner des Alphaquadranten, denn auch sie bedienen
sich verdeckter Methoden, um zu spionieren. Gerade
T'Pol trifft dies schwer, denn selbst als Vulkanierin
wirkt sie am Ende überrascht und enttäuscht über
ihr stolzes Volk, glaubte sie doch an die Überlegenheit
der Vulkanier durch Ruhe und Passivität. Die
Handlung ist an sich gut durchdacht, der Aufhänger
mit dem Besuch des Außenpostens und das überraschende
Ende überzeugen den Zuschauer, auch Archer, Tucker
und T'Pol handeln nachvollziehbar. Einzig die
Initiativlosigkeit an Bord der Enterprise stört mich
etwas: Trotz ihrer Unerfahrenheit unternehmen Reed,
Mayweather und Hoshi nichts auf eigene Faust, sie hätten
doch mindestens das Schiff der Andorianer untersuchen
können. Schön ist wiederum das Ende, wo sich Shran
bei Archer bedankt. Die Handlung bekommt eine "Zwei".
Die
Charaktere in dieser Folge handeln zwar ziemlich
unterschiedlich, aber schon fast vollständig
ausgearbeitet, wie bei anderen Serien erst zu einem
späteren Zeitpunkt. Hervorzuheben ist das
angespannte Verhältnis zwischen Archer und T'Pol,
das in die nächste Runde geht. Obwohl Archer langsam
seine Vorurteile ablegt, heizt er die Spannungen zu
T'Pol weiter an: Erst gibt er ihr die Decke, danach
fragt er nach ihrer Loyalität. T'Pol war wirklich
immer loyal sowie bemüht und hat Archers Kommentar
wirklich nicht verdient. Daher ist die Vulkanierin
beleidigt, was von Jolene Blalock durch gutes
Minenspiel toll gezeigt wird, denn einem Vulkanier
sieht man natürlich nicht direkt die Enttäuschung
an. Ebenso erfrischend wirkt Charles "Trip"
Tucker, der durch seinen bekannten Sarkasmus und
seine schnippigen Bemerkungen die Stimmung auf P'Jem
auflockern will. Ansonsten sind auch andere
Kleinigkeiten schön anzusehen, wie zum Beispiel die
Szene, in der ein Crewman Angst vor dem Transporter
hat oder eben die Darstellung von Shran, der von
Jeffrey Combs erst Leben eingehaucht bekommt.
Die
Spezialeffekte sind ganz ordentlich, das Phaserfeuer
wirkt realistisch und die altertümliche Kulisse auf
P'Jem wurde detailliert angefertigt. Einzig die Außensequenz
wirkt wie eine viel zu oft gesehene Außensequenz in
Star Trek, ebenso die Sensorphalanx kann nicht überzeugen.
Echte Höhepunkte gibt es nicht, aber dank der
atmosphärischen Kulisse bekommt die Episode eine
"Drei".
Die
Spannung hat eine "Zwei" verdient: Als
Zuschauer möchte man wissen, wie sich Archer aus
dieser Situation bringt, und man fragt sich ständig,
wie sich die Andorianer verhalten. Gerade Shrans
Schritte möchte man verfolgen und er ist als "Bösewicht"
direkt unsympathisch, was brillant von Jeffrey Combs
in Szene gesetzt wird. Manchmal erinnert einen das
wieder an Weyoun aus DS9, doch Combs schafft es,
Shran anders darzustellen. Das Eingreifen von Reeds
Trupp und die Schießereien fördern die
Spannung ungemein, das Ende kommt unverhofft und überraschend,
denn die Andorianer waren tatsächlich im Recht.
Archers Reaktion wirkt auch nachvollziehbar.
Kritisierbar sind nur zwei Punkte: Zum Einen ist
klar, was hinter dem Metalltor ist, das Archer am
Ende sieht, und zum Anderen kann man sich den Ausgang
von Reeds Eingreifen auch denken.
Alles
in allem ist "Doppeltes Spiel" eine
spannende und gute Episode der ersten Staffel der
Serie, aber leider muss ich noch die Übersetzung des
Titels bemängeln: Im Original heißt die Folge
"The Andorian incident", was ein guter
Titel für die Folge ist, da es ja direkt mit den
Andorianern anfängt und sich alles um sie dreht. Mit
"Doppeltes Spiel" wird direkt verraten, dass
ein zweites "Spiel gespielt" wird, was
bedeutet, dass es noch etwas gibt, was nicht
offensichtlich scheint. Damit wird klar auf die
vorhandene Sensorphalanx der Vulkanier angespielt,
was der Episode leider die gesamte Überraschung am
Ende nimmt. Daher ist der Titel "Doppeltes Spiel"
einfach unpassend gewählt, warum übersetzte man
"The Andorian incident" denn nicht?
Anscheinend werden die Titelübersetzungen trotz der
"Fan-Redaktion" in der Synchronisation und
Eindeutschung weiterhin sinnlos vorgenommen. Anzurechnen ist
der Synchronisation, dass Jeffrey Combs seine als Weyoun bekannte Stimme bekommen hat.
Markant:
Roxann Dawson, die in VOY B'Elanna Torres verkörperte,
führt hier Regie.
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