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Episodenbeschreibung
Wir erinnern uns. Der erste Teil endete in folgender Konstellation:
Captain Archer ist in der Zukunft gefangen während die Suliban
die Enterprise gestellt haben. Die Handlung des zweiten Teils schließt
nahtlos an:
T'Pol ruft erneut Silik und beteuert, dass sie nichts vom Verbleib
des Captains wüsste. Sie bietet Silik an, sich an Bord der
Enterprise selber ein Bild zu machen. Silik willigt ein.
Archer und Daniels streifen durch die Ruinen der in Asche liegenden
Zukunft. Daniels erkennt, dass die Auswirkungen auf die Zeitlinie
fatal sind. Das Fehlen eines Denkmals lässt erahnen, dass
es die Föderation niemals gegeben hat. Archer und Daniels betreten
eine große Bibliothek. Sie suchen dort nach Antworten während
die Suliban an Bord der Enterprise tatsächlich keine Spur von
Archer finden, stattdessen aber eine temporale Signatur. Silik lässt
die Crew in ihren Quartieren einsperren.
Unterdessen trifft der vulkanische Botschafter Soval auf Admiral
Forrest im Sternenflottenkommando in San Francisco. Soval ist sichtbar
aufgebracht darüber, dass die Enterprise nicht am vereinbarten
Treffpunkt aufgetaucht ist. Er erhebt schwere Anschuldigungen Archer
gegenüber und lässt ein Schiff der Vulkanier die Verfolgung
aufnehmen. Admiral Forrest verteidigt jedoch den Captain.
Silik hat die Enterprise zur Helix bringen lassen. Er versucht seinen
Auftraggeber aus der Zukunft zu kontaktieren um neue Anweisungen
zu bekommen, jedoch bleibt er erfolglos.
Archer und Daniels stöbern weiterhin durch die Bibliothek auf
der Suche nach Antworten. Daniels erkennt, dass die Zeitlinie dadurch
zerstört wurde, dass er den Captain aus der Vergangenheit geholt
hat. Er fasst den Entschluss den Captain zurückzuschicken.
Er plant ein Kommunikationsgerät zu entwickeln, mit welchem
man in die Vergangenheit kommunizieren kann.
An Bord der Helix verhört Silik eine unter Drogen gesetzte
T'Pol. T'Pol erzählt Silik von Daniels, und dass der Captain
Daniels vor zwei Tagen getroffen hätte.
Trip Tucker hat eine Möglichkeit gefunden, über das EPS-Leitungsnetz
mit Malcolm zu kommunizieren. So kann er mit den anderen Brückenoffizieren
Kontakt aufnehmen, um den Ausbruch zu planen. Unterdessen schreiten
die Arbeiten an dem "Zeit-Kommunikator" voran; Archer
hilft Daniels bei der Konstruktion.
Szenenwechsel:
T'Pol, völlig erschöpft und noch immer unter dem Einfluss
der Drogen, befindet sich in ihrem Quartier als Captain Archer plötzlich
als schwache Lichterscheinung über ihrem Bett auftaucht. Archer
erklärt T'Pol, dass sie ein Gerät aus Daniels' ehemaligem
Quartier holen muss. Dazu muss sich die Crew der Enterprise aber
zunächst befreien.
Hoshi schlängelt sich durch Lüftungsschächte zunächst
zum Quartier von Dr. Phlox, wo sie medizinisches "Betäubungsgerät"
in Empfang nimmt, dann weiter in Malcolms Quartier. Die Aktion kann
beginnen.
T'Pol sitz auf dem Boden außerhalb Ihres Quartiers. Sie scheint
völlig verstört zu sein und nicht bei vollem Bewusstsein.
Zwei Suliban Soldaten greifen sie auf. Dabei werden sie von Malcolm
und Trip überrascht. Jetzt kann Malcolm sich daran machen,
in Daniels' Quartier nach dem Gegenstand zu suchen, von dem Captain
Archer gesprochen hat. Als er das Quartier wieder verlässt, wird
er jedoch von den Suliban gefangen genommen.
Malcolm wird daraufhin von Silik in die Mangel genommen. Silik will
wissen, was das für ein Gerät sei. Malcolm erklärt
schließlich unter großen Schmerzen, dass das Gerät
dazu gedacht sei, "jemanden" zu kontaktieren. Dies hätte
ihm Captain Archer gesagt.
T'Pol und Trip sind derweil im Maschinenraum angelangt, wo sie sich
an dem Warp-Reaktor zu schaffen machen um einen Reaktorbruch herbeizuführen.
Die Suliban evakuieren die Enterprise und schleppen sie in eine
sichere Distanz zur Helix. Hier jedoch scheinen die Schäden
an der Enterprise verschwunden zu sein. Die Enterprise geht auf
Warp-Geschwindigkeit. Der Reaktorbruch war nur vorgetäuscht.
Silik versucht unterdessen mittels des Kommunikationsgerätes
aus Daniels' Quartier seinen Auftraggeber aus der Zukunft zu kontaktieren
um neue Anweisungen zu erhalten. Tatsächlich erscheint der
bekannte schwarze Schatten inmitten der Lichtsäule. Plötzlich
jedoch springt eine Person aus dem Strahl heraus. Es ist Captain
Archer. Er überwältigt Silik.
Die Enterprise wird von Suliban-Schiffen verfolgt und gerät
dabei unter heftigen Beschuss. Plötzlich brechen die Suliban
den Angriff ab. Ein einzelnes Suliban-Schiff nähert sich. Es
ruft die Enterprise: Es ist Captain Archer, der Silik als Geisel
genommen hat.
Abschließend kommt es zu einer Diskussion zwischen Botschafter
Soval, Admiral Forrest und der Crew der Enterprise. Obwohl die Enterprise
erwiesenermaßen nicht verantwortlich war für die Zerstörung
der Minenkolonie, will Botschafter Soval dennoch dafür sorgen,
dass die Mission der Enterprise beendet wird. Captain Archer
bittet um etwas mehr Zeit, die Menschen würden aus ihren Fehlern
lernen, wenn ihnen nur die Chance dazu gegeben würde. Erst
als T'Pol sich offen auf die Seite des Captains stellt und schwere
Vorwürfe gegen das vulkanische Oberkommando erhebt, indem sie
auf die vulkanische Spionagestation auf P'Jem hinweist, beendet
Soval sichtbar empört die Konferenz und zieht verschnupft ab.
Die Mission der Enterprise geht weiter.
Bewertung
"Die Schockwelle, Teil 1" endet
in einem wunderbaren Cliffhanger der die Erwartungshaltung für
Teil 2 natürlich entsprechend in die Höhe treibt. Und
eigentlich kann bei der Fortsetzung, zumindest auf dem Papier, nicht
viel schief gehen. Das Drehbuch stammt aus denselben Federn (Braga,
Berman) und mit Alan Kroeker wurde auch der gleiche Regisseur verpflichtet,
der auch schon für Teil 1 verantwortlich zeichnete. Die Grundvorraussetzungen
sind also eigentlich alle gegeben. Leider ist die Fortsetzung dann
doch eine herbe Enttäuschung. Warum das so ist wird hoffentlich
nach Lektüre der folgenden Zeilen etwas klarer sein.
Zunächst zum positiven Aspekt von "Die Schockwelle, Teil
2",
der Technik. Die SFX bewegen sich durchweg auf gewohnt gutem bis
sehr gutem Niveau. Die Trick-Aufnahmen aus der zerstörten Zukunft
fangen die Endzeit-Atmosphäre gut ein. Im krassen Gegensatz
dazu die "high-end" Sequenz des vorgetäuschten Warpkernbruchs
und die Kampfszenen zwischen den Suliban-Schiffen und der Enterprise.
Die SFX Crew hat hier wirklich (wieder einmal) ganze Arbeit geleistet.
Sehr gute 5 Punkte sind der verdiente Lohn. Auch wenn sich mittlerweile
der Zuschauer an die hervorragende Qualität der Effekte bei
ENT gewöhnt haben mag, ändert das nichts an der Tatsache,
dass hier absolut Überdurchschnittliches geboten wird.
Zu 6 Punkten reicht es aber nicht ganz und das liegt an den Szenen
auf der Helix. Waren die Sequenzen im Pilotfilm"Aufbruch
ins Unbekannte" teils spektakulär, man denke an die
optischen Zeitverzerrungen, so ist davon nichts mehr zu sehen. Die
unspektakuläre Beleuchtung sorgt schließlich dafür,
dass die Helix der Suliban ihr einst geheimnisvolles Ambiente
verloren hat.
Das Problem der zweiten Schockwelle ist eindeutig die Geschichte,
die extrem konstruiert ist und eine Vielzahl unglaubwürdiger
Wendungen aufzuweisen hat.
Die Prämisse des ersten Teils ist ja, dass es "keine
Möglichkeit gibt" (Zitat Daniels) Archer wieder in die
Gegenwart zurückzuschicken. Dieses zentrale Handlungselement
macht den perfekten Cliffhanger aus, den der erste Teil darstellt.
Die Lösung dieses Problems ist dementsprechend auch das, was
die Spannung ausmacht. Leider präsentieren Rick Berman und
Brannon Braga eine Lösung, die diese Spannung wie ein Kartenhaus
zusammenbrechen lässt. Mit Archers Kommunikator und dem
Scanner baut Daniels unter Zuhilfenahme einiger "Eisenteile"
in Windeseile ein Gerät, mit welchem man durch die Zeit zurück
kommunizieren kann. "Das lernt man in der High-School", sagt
Daniels. Dafür, dass es anfänglich keine Möglichkeit
gab, Archer zurückzuschicken, ist die Lösung dann am Ende
doch so einfach, dass sogar Schüler sie hätten realisieren
können. Nach dieser Wendung in der Handlung ist in Sachen Spannung
die Luft raus.
Es gibt aber weitere höchst unglaubwürdige und unwahrscheinliche
Szenen. Beispielsweise stellt Daniels fest, dass es bei der
Übertragung sehr schwierig sei, den genauen Tag in der Vergangenheit
zu treffen, an welchem Archer verschwand. Zwar habe er die Koordinaten
der Enterprise (fragt sich woher, denn sie befinden sich ja in einer
anderen Zeitlinie, von daher kann er nicht wissen wo sich die Enterprise
aufhält), jedoch den genauen Zeitpunkt zu treffen sei schwierig.
Trotzdem gelingt das Kunststück, dass Archers Bild genau
in dem Zeitpunkt in T'Pols Quartier erscheint, als diese sich von
dem Verhör durch die Suliban erholt.
Ein weiteres Beispiel: Daniels erklärt, dass die Zeitlinie
unterbrochen wurde, als Archer aus der Gegenwart in die Zukunft
geholt worden ist. Als er jedoch Archer im ersten Teil in die Vergangenheit
geholt hat, hatte das keinerlei Auswirkungen.
Man könnte nun meinen, dass das alles sowieso unmöglich
ist, dass in einer Utopie nun einmal alles möglich ist
und es von daher keine Rolle spielt. Der Trick ist jedoch, das wissenschaftlich
Unmögliche in einem wissenschaftlich ernsthaften Kontext darzustellen.
Dadurch wird eine Utopie glaubwürdig. Genau dieses passiert
aber in "Die Schockwelle, Teil 2" gerade nicht.
Die erwähnte arg konstruierte Handlung wird an folgendem Beispiel
deutlich. Der Plan Archer aus der Zukunft zurückzuholen sieht
so aus: Reed dringt in Daniels' Quartier ein und holt ein spezielles
Gerät. Dabei lässt sich Reed erwischen und im anschließenden
Verhör lügt Reed dann Silik vor, dass er das Gerät
zerstören sollte, und dass man mit dem Gerät jemanden kontaktieren
könne. Silik sieht nun die Möglichkeit, das Gerät
dazu zu verwenden um seinen Auftraggeber aus der Zukunft zu kontaktieren,
hatte er doch zuvor Probleme damit. Nur bringt dieses Wundergerät
eben keine Kommunikation mit dem ominösen "Future Guy"
zustande, sondern ermöglicht es Archer in die Vergangenheit
zurückzukehren, indem er einfach aus dem Lichtstrahl herausspringt.
Der Punkt ist nur, dass Archer und Daniels überhaupt nichts
von den Schwierigkeiten Siliks seinen Auftraggeber zu kontaktieren
wussten. Wieso nehmen sie dann also an, dass Silik das
Gerät genau so einsetzen wird, damit Archer zurückkehren kann?
Eigentlich haben sie nicht genug Informationen, um diesen Plan
überhaupt zu entwickeln (es sei denn sie hätten einen
Blick in das Drehbuch geworfen).
Die nächste Szene, die im höchsten Maße unglaubwürdig
ist, ist der vorgetäuschte Bruch des Warpkerns. Trip Tuckers
Fähigkeiten in Ehren, aber was er da nach nur wenigen Minuten
Vorbereitungszeit an Effekten in den Maschinenraum und den Antrieb
zaubert, das ist dann doch höchst unglaubwürdig.
TNG´s Geordi LaForge kann da nur den Hut ziehen.
Was die Handlung dann aber letzten Endes in die Lächerlichkeit
abgleiten lässt ist die Szene, in welcher Archer Silik
überwältigt und mit Silik als Geisel im Gepäck den
Angriff der Suliban auf die Enterprise stoppt.
Erstens scheint es sehr unwahrscheinlich, dass Silik so wichtig
ist, die Suliban zum Abbruch des Angriffs auf die Enterprise zu bewegen.
Im großen Temporalen Kalten Krieg ist Silik eigentlich nur
ein kleiner Befehlsempfänger, daher ein eher entbehrlicher
Charakter. Silik wurde zuvor schon "bestraft" (angeordnet
von dem Auftraggeber aus der Zukunft, ausgeführt jedoch von
Suliban!) für sein Scheitern in "Aufbruch
ins Unbekannte" und Siliks erster Offizier drängt
ihn geradezu, die Enterprise zu zerstören. In diesem Zusammenhang
gesehen ist es einfach nicht glaubwürdig, dass die Suliban
den Angriff stoppen, nur weil Siliks Leben in Gefahr ist.
Zweitens lässt Archer Silik einfach auf seinem Schiff
zurück. Er nimmt Silik N I C H T gefangen und verhört
ihn auch nicht. Und das, nach allem was bisher geschehen ist? Diese
Handlungsweise passt einfach überhaupt nicht zu dem leidenschaftlichen
Captain Archer, den wir in der ersten Staffel kennengelernt haben,
und schon gar nicht zu dem Captain Archer, der in Staffel 3 sogar
vor Folter und Angriff auf Unschuldige nicht zurückschreckt.
Aber er lässt Silik einfach zurück. Warum, das
wissen wohl nur die Herren Berman und Braga. Fast scheint es, als
konnte die Geschichte um den Temporalen Kalten Krieg nicht weitergeführt
werden, weil die zukünftige Handlung noch nicht entwickelt
war und deshalb Silik einfach zurückgelassen werden musste.
Diesen Eindruck verstärkt noch die nächste Episode in
diesem Handlungsstrang "Die Zukunft",
die ebenfalls recht ziellos die Geschichte des Temporalen Kalten
Kriegs weiterführt.
Die Handlung in "Die Schockwelle, Teil 2" kann nur als
mangelhaft bezeichnet werden; auch eine phantastische Geschichte
braucht ein Mindestmaß an innerer Logik. Und diese fehlt hier
fast vollständig.
Produktionstechnisch dagegen gibt es an der zweiten Schockwelle
nichts auszusetzen: Kamera, Schnitt, Effekte auf der einen Seite,
die guten Leistungen der Darsteller auf der anderen Seite. Man merkt
der gesamten Inszenierung deutlich an, dass mit Alan Kroeker
ein Routinier am Werke war. Und das rettet am Ende die Folge vor
einem noch größeren künstlerischen Absturz.
Interessant an "Die Schockwelle, Teil 2" ist die Schlussszene,
in welcher Captain Archer versucht die Vulkanier davon zu überzeugen,
dass die Mission der Enterprise fortgesetzt werden kann. Letzten Endes
aber ist es T'Pol, die durch ihre offene Kritik an der Politik der
Vulkanier bewirkt, dass dies tatsächlich gelingt. Es ist
schon erstaunlich, wie sehr sich T'Pol im Verlauf der ersten Staffel
gewandelt hat. Diese Entwicklung wird im Verlauf der zweiten Staffel
kontinuierlich weitergeführt und findet schließlich im
Finale der zweiten Staffel ihren vorläufigen Höhepunkt,
indem T'Pol ihren Posten beim vulkanischen Oberkommando kündigt.
Fazit:
"Die Schockwelle, Teil 2" fügt der bisher spannenden
Story des Temporalen Kalten Krieges mehr Schaden zu, als sie ihr nützt.
Aus einstigen ernstzunehmenden Gegnern (Silik) werden weinerliche
Befehlsempfänger (Silik, der verzweifelt versucht seinen Auftraggeber
zu kontaktieren). Dabei verstand es John Fleck so wunderbar, den
fiesen, unsichtbaren und eiskalten Silik darzustellen ("Aufbruch
ins Unbekannte" und "Der kalte
Krieg"). Archers nicht nachvollziehbare Handlungsweise
bewirkt vor allem, dass sich der Zuschauer fragt: "Was
soll das eigentlich alles?".
Als Zuschauer kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass
die Geschichte um den Temporalen Kalten Krieg nicht durchdacht ist
und dass es ihr an innerer Logik mangelt. Am Ende der zweiten
Staffel wird dann sogar die Xindi-Storyline mit der des Kalten Krieges
verknüpft, um dann endlich in einem enttäuschenden Finale
zu Beginn der vierten Staffel mit einem Gewaltakt beendet zu werden.
Und als Zuschauer kann man eigentlich darüber nur froh sein.
Denn so ist der Weg frei für eine bessere "Enterprise",
die sich auf ihre Stärken besinnt und nicht verzweifelt versucht,
etwas zu sein was sie nicht ist, nicht sein kann und auch nicht
sein sollte.
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