DSi

TOS 1.11/1.12 Talos IV-Tabu


The Menagerie

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Teil 1:
Sternzeit: 3012,4
Spock empfängt einen Funkspruch von Captain Pike, dem früheren Kommandanten der Enterprise, unter dem der Vulkanier viele Jahre gedient hat. Die Enterprise soll sofort zur Raumbasis 11 kommen. Angekommen, beamen Kirk, Spock und McCoy zur Station hinunter. Allerdings weiß dort niemand etwas von einem Funkspruch an die Enterprise. Der Kommandant der Raumbasis, Commodore José Mendez, kann sich das Ganze nicht erklären. Er lässt aber die Computeraufzeichnungen überprüfen. Inzwischen zeigt er den drei Gästen, wieso Pike unmöglich der Absender des Notrufs sein kann. Der Captain war vor einiger Zeit an Bord eines Schulschiffes, als einer der Schutzschirme ausfiel. Dabei zog er sich eine Strahlenvergiftung zu und sitzt seither gelähmt im Rollstuhl. Pike kann nur noch über ein Blinklicht ja und nein signalisieren. Außerdem ist er in der Lage, seinen Rollstuhl, der mit seinem Nervensystem verbunden ist, ein wenig hin und her zu bewegen. Er kann aber unmöglich einen Ruf an die Enterprise geschickt haben.
Pike möchte keinen Besuch, lediglich mit Spock ist er bereit einige Minuten zu verbringen. Als die beiden allein sind, erklärt Spock seinem ehemaligen Chef, dass er einen Plan habe und diesen ausführen wolle. Pike blinkt draufhin die ganze Zeit nein, doch Spock lässt sich nicht umstimmen, er möchte seinen Plan ausführen.
Inzwischen hat die Computerzentrale der Station festgestellt, dass von der Basis auf keinen Fall ein Funkspruch an die Enterprise gesendet wurde. Mendez wundert sich darüber, dass Spock der einzige war, der den Funkspruch übehaupt empfangen hat. Kirk argumentiert jedoch, dass Vulkanier zu Illoyalität gar nicht in der Lage seien. Allerdings bekommt auch Kirk nach und nach Zweifel an Spocks Geschichte. Er unterhält sich mit McCoy darüber.

Der Vulkanier dringt unterdessen in die Computerzentrale ein und überwältigt zwei Techniker. Daraufhin maniuliert er die Stimme von Kirk und sendet einen gefälschten Funkspruch an die Enterprise, demzufolge auf der nächsten Mission der Computer der Enterprise die Steuerung übernehmen soll. Danach kehrt Spock auf die Enterprise zurück.

Kurze Zeit später wird McCoy auf die Enterprise zu einem medizinischen Notfall gerufen. Als er auf dem Schiff ankommt, gibt es jedoch gar keinen Notfall.

Auf der Raumbasis zeigt Mendez Kirk ein geheimes Sternenflottendokument, in welchem einige Informationen über den Planeten Talos IV stehen, der von der Sternenflotte zur verbotenen Zone erklärt wurde. Kein Schiff darf den Planeten anfliegen, wer es dennoch tut, riskiert die Todesstrafe. Das einzige Schiff, dass je Talos IV angeflogen hat, war die Enterprise unter Captain Christopher Pike mit dem Wissenschaftsoffizier Spock. Das war vor 13 Jahren, als Pike noch das Kommando über die Enterprise hatte. Während Kirk sich diese Unterlagen ansieht, verschwindet plötzlich Captain Pike und die Enterprise nimmt Kurs auf Talos IV.

An Bord hat Spock der Besatzung mitgeteilt, dass er das Schiff auf dieser Mission befehligen werde. Kirk sei auf Befehl des Sternenflottenkommands Erholungsurlaub verordnet worden. Als McCoy sich darüber wundert, spielt Spock ihm eine Aufzeichnung von Kirk vor, in der er McCoy befiehlt, Spock zu vertrauen und seinen Befehlen zu gehorchen. Der Doktor ist einigermaßen überrascht, dass Captain Pike an Bord ist. Dieser signalisiert immer noch ständig nein, kann aber natürlich die Frage, was er damit meint, nicht beantworten.
Die Enterprise wird per Computersteuerung geflogen. Lieutenant Hansen registiert mit den Sensoren ein Objekt, dass dem Schiff folgt. Es hat ungefähr die Größe einer Raumfähre. Spock befiehlt auf die Rufe der Fähre nicht zu antworten und auch nicht umzukehren, damit die langsamere Raumfähre die Enterprise einholen kann.

In der Fähre befinden sich Kirk und Mendez. Sie versuchen die Enterprise zu rufen, jedoch ohne Erfolg. Man hat gerade noch genug Energie, um zur Raumbasis M 11 zurückzukehren, doch die beiden kehren nicht um.
Spock findet inzwischen mit Hilfe des Bordcomputers heraus, dass die Insassen der Fähre bald keine Luft mehr zum Atmen haben dürften. Der Vulkanier lässt daraufhin die Enterprise anhalten, damit die Raumfähre an Bord kommen kann. Außerdem gesteht er McCoy und der Crew, dass er nie einen Befehl erhalten habe, die Enterprise zu übernehmen. Er schlägt vor, dass man ihn unter Arrest stellt. Zögernd lässt Dr. McCoy als nunmehr rangältester Offizier Spock in sein Quartier sperren.

Die Enterprise fliegt inzwischen weiter in Richtung Talos IV. Die Computersteuerung kann nicht abgeschaltet werden, da Spock sie mit den Lebenserhaltungssystemen kurzgeschlossen hat. Ein Versagen der Sauerstoffversorgung des Schiffes will man aber nicht riskieren.
Als Kirk und Mendez an Bord der Enterprise sind, beginnt die Voruntersuchung gegen Spock. Der Erste Offizier verzichtet jedoch sowohl auf die Voruntersuchung als auch auf einen Verteidiger und möchte sofort vor ein Militärgericht gestellt werden. Kirk lehnt dies ab, da an einem Militärgerichtsverfahren mindestens drei kommandierende Offiziere anwesend sein müssen, mit Mendez und Kirk stehen aber nur zwei zur Verfügung. Spock erwidert, dass auch Captain Pike zur Verfügung stehe. Pike ist zwar Vollinvalide, stehe immer noch auf der Liste des aktiven Personals, wie Commodore Mendez bestätigen muss. Somit wird das Militärgericht einberufen. Die Anklage lautet auf Meuterei.

Mendez weist Spock darauf hin, dass ihm die Todesstrafe drohe, wenn die Enterprise die Talosgruppe erreichen würde. Spock ist sich dessen bewusst, er kann die Computersteuerung aber trotzdem nicht abschalten. Mendez möchte wissen, wieso Spock Captain Pike unbedingt nach Talos bringen will. Um diese Frage zu beantworten, lässt Spock eine Aufzeichnung der Enterprise-Mission nach Talos IV vor 13 Jahren auf einem Bildschirm ablaufen. In dieser Aufzeichnung ist der im Vollbesitz seiner Kräfte stehende Pike zu sehen, wie er auf dem Planeten Abenteuer mit der von ihm erst abgelehnten und später geliebten Frau namens Vina erlebt.

Das Abspielen des Films wird einige Male unterbrochen. Mendez möchte wissen, woher dieses Material überhaupt stammt, denn kein Schiff der Föderation mache so detaillierte Aufzeichnungen einer Mission. Spock erwidert, dass er diese Frage im Moment nicht beantworten könne. Captain Pike bestätigt aber, dass sich die Ereignisse vor 13 Jahren genau so abgespielt haben. Mendez möchte die Aufzeichnung trotzdem nicht weiter ansehen, doch Kirk und Pike können sich durchsetzen, der Film läuft weiter.

Die Aufzeichnung wird erneut unterbrochen, als eine Nachricht vom Sternenflottenkommando eintrifft. Man habe festgestellt, dass die Enterprise Übertragungen von Talos IV empfangen würde, was einen Verstoß gegen die Vorschriften darstelle. Captain Kirk werde deswegen seines Kommandos enthoben, Mendez habe das Kommando zu übernehmen. Außerdem solle sichergestellt werden, dass die Übertragungen von Talos IV sofort unterbrochen werden. Spock bestätigt nunmehr, dass die gesehene Aufzeichnung tatsächlich von Talos IV stammt. Sein Einwand, dass Kirk nichts dafür könne, ändert nichts an der Situation, da Kirk als Captain für alles verantwortlich ist, was auf der Enterprise passiert. Das Verfahren wird unterbrochen, Spock wird wieder festgenommen.

Teil 2:
Sternzeit: 3013,1
Während die Enterprise weiterhin Kurs auf Talos IV nimmt, geht auch die Verhandlung gegen Spock weiter. Die Übertragung von Talos IV kann nicht unterbrochen werden. Die Bildschirmkontrolle untersteht jetzt den Talosianern.
Die Übertragung endet erst, als die Enterprise in den Orbit um Talos IV eintritt. Plötzlich verschwindet Commodore Mendez. Stattdessen erscheint auf dem Bildschirm ein Talosianer. Er erklärt Kirk, dass Mendez seit dem Flug in der Raumfähre eine Illusion gewesen sei, von den Talosianern erzeugt. Die Anwesenheit des Commodore sollte ein Militärgerichtsverfahren gegen Spock ermöglichen. Die Talosianer hofften, dass dadurch Kirk abgelenkt und keinen Versuch unternehen würde, die Kontrolle über die Enterprise wieder zurückzuerlangen. Der Talosianer erklärt weiterhin, dass man bereit sei, Captain Pike die Illusion eines Lebens als Mensch wie vor 13 Jahren an der Seite von Vina zu bieten. Die Entscheidung müsse aber natürlich Captain Pike selbst treffen.
Die Enterprise erhält erneut einen Funkspruch von der Sternenflotte: Aufgrund der Verdienste von Captain Pike für die Raumfahrt werde das Gesetz, nach dem Spock die Todesstrafe droht, für diesen einen Fall außer Kraft gesetzt. Pike darf nach Talos IV beamen, wenn er das möchte. Kirk fragt den Gelähmten, ob er wirklich nach Talos IV möchte, was dieser bejaht. Daraufhin bringt Spock seinen früheren Captain und Freund in den Transporterraum. Kirk sieht auf dem Bildsschirm, wie der gesunde Pike zusammen mit Vina den Lift zur unterirdischen Talosianer-Stadt betritt.




Bewertung

1964 entwarf Gene Roddenberry für die Desilu-Studios und NBC eine neue Serie, Star Trek. Er schrieb das Drehbuch zu 1.00: Der Käfig. NBC erkannte das Potenzial, bewilligte den Pilotfilm und stellte teilweise das Budget zur Verfügung. Als der Film fertig war, lehnte NBC ihn jedoch ab, da er ihrer Meinung nach zu komplex für das Fernsehpublikum war und nicht genug Action enthielt. Sie erlaubten jedoch, dass Gene Roddenberry eine neue Pilotfolge schrieb. Nach der zweiten Pilotfolge ging die Serie 1966 endlich in Produktion. Mit dieser Doppelfolge gelang es Gene Roddenberry nun, während der ersten Staffel die Handlung von 1.00: Der Käfig doch noch in die Serie einzubinden. Der ursprüngliche Pilotfilm war zu diesem Zeitpunkt noch nie im TV gezeigt worden. Er sollte seine Premiere erst im Dezember 1988 haben.

Die Einbindung der Handlung aus "Der Käfig" in eine Rahmenhandlung ist sehr geschickt gemacht. Die Unterschiede in den Kulissen der Enterprise werden mit einer inzwischen vergangenen Zeitspanne von 13 Jahren erklärt. Die Filmaufnahmen selbst werden kurzerhand den Talosianern zugeschrieben, die ja über ihre mentalen Kräfte außergewöhnliche Illusionen erzeugen können.

In der Rahmenhandlung steht vor allem Spock im Vordergrund. Man erfährt viel über ihn und seine Auffassung von Loyalität. Spock ist in dieser Folge uneingeschränkt und bis zur Selbstaufgabe loyal, sowohl gegenüber seinem früheren Kommandanten, Captain Pike, als auch gegenüber seinem jetzigen Captain. Diese Loyalität geht sogar so weit, dass er für den gelähmten Pike seine Karriere und sein Leben opfern würde, nur um ihm zu einem angenehmen Leben zu verhelfen. Spock zeigt dabei erstaunlich menschliche Züge, denn seine Handlungen haben ohne Frage Mitleid gegenüber Pike als Ursprung. Pikes Unfall bringt Spock in einen Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite ist er seinem früheren Kommandanten verpflichtet und will ihm gern helfen, auf der anderen Seite muss er dazu Kirk hintergehen, und das nicht zu knapp. Interessant ist, dass der Vulkanier sich in dieser Zwickmühle dafür entscheidet, Captain Pike zu helfen. Auslöser dafür mag augenscheinlich der Zustand sein, in dem sich sein ehemaliger Kommandant und Freund befindet. Das offensichtliche Leiden, welches der Geschlagene erdulden muss, und die Aussicht, das alles überwinden zu können, indem er auf eben diesen bemerkenswerten Planeten Talos IV zurückkehrt, muss Spocks Entscheidung maßgeblich beeinflusst haben. Sie erscheint durchaus logisch, trotz der Vielzahl von Unsicherheiten und Risiken, die der Vulkanier dabei überlegen und abwägen muss, ganz zu schweigen von den schweren Verstößen gegen die Vorschriften der Sternenflotte. Dies ist im Übrigen auch ein Schwachpunkt der Handlung. Zu Recht weist Kirk Spock am Ende darauf hin, dass ein Gespräch mit ihm das alles vielleicht unnötig gemacht hätte und man einen einvernehmlichen Weg mit der Sternenflotte hätte finden können. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass Spocks Handlungsweise erstaunliche Ähnlichkeit mit Kirks agieren in Star Trek III - Auf der Suche nach Mr. Spock aufweist. In diesem Film entführt Kirk ebenfalls die Enterprise und opfert sogar seine Karriere, um Spocks Leben zu retten.
Die Freundschaft zwischen Kirk, Spock und McCoy wird in dieser Folge ganz deutlich. Als zum ersten Mal ein Verdacht auf Spock fällt, setzt sich Kirk sofort für ihn ein. Als der Captain dann selbst zu zweifeln beginnt, wird Spock wiederum von McCoy in Schutz genommen. Das Vertrauen zwischen Kirk und Spock dürfte nach dieser Folge allerdings gelitten haben. Gleichwohl wird auf den offensichtlichen Vertrauensbruch in späteren Folgen nicht wieder eingegangen.

Größter Schwachpunkt der Handlung ist die Tatsache, dass man am Ende nicht so recht weiß, wo die Illusion der Talosianer eigentlich angefangen und die Realität aufgehört hat. Da man das nicht wirklich trennen kann, lassen sich dadurch auch fast alle übrigen Ungereimtheiten der Handlung begründen.

Etwas komisch wirkt das Ende des 1. Teils. Die Enterprise erhält einen Funkspruch vom Sternenflottenkommando, in dem Kirk und Mendez darauf hingewiesen werden, dass die Enterprise Übertragungen von Talos IV empfängt und damit gegen die Bestimmungen der Föderation verstößt. Aufgrund dieses Vergehens wird Kirk seines Kommandos enthoben und Mendez dasselbe übergeben. Nach dieser Meldung sagt Mendez zu Spock, dass er durch sein Verhalten nicht nur sich, sondern auch Kirk geschadet habe, da Kirk für alles verantwortlich sei, was auf dem Schiff vor sich gehe. Selbst für Sternenflottenverhältnisse ist eine solche Auffassung jedoch wenig nachvollziehbar, weil schlichtweg ungerecht, auch wenn Mendez, wie sich später ja herausstellt, nur eine Illusion der Talosianer ist.
Es ist eben eine der kleinen Ungereimtheiten dieser Folge. Viel schlimmer wirkt da, dass die Sternenflotte von der Raumbasis aus merken will, dass da eine Übertragung von Talos IV auf die Enterprise stattfindet. Spätestens hier lässt sich wirklich Illusion von Wirklichkeit nicht mehr trennen, denn auf Kirks Entmachtung wird im 2. Teil der Episode kaum noch eingegangen. Er nimmt nach wie vor an den Verhandlungen teil und es wird auch nicht erwähnt, dass weitere Schritte gegen ihn eingeleitet werden. Stattdessen löst sich alles, Mendez, die Anklagepunkte, die Absetzung, in Luft auf.

Obwohl sich die Unklarheiten mit dem Eingreifen der Talosianer erklären lassen, wirkt Kirks Absetzung etwas aufgesetzt. Man wollte wohl einen guten Cliffhanger zum 2. Teil konstruieren.

Es gibt auch sonst noch einige kleinere Schwächen und unlogische Stellen in der Handlung.
Da wäre zum einen das Verhalten der Sternenflotte im Fall Talos IV. Natürlich macht es Sinn, dass kein Sternenflottenschiff den Planeten anfliegen darf, damit die Menschen nicht auch die Fähigkeiten der Talosianer erlernen, aber muss man deswegen einen Verstoß gegen dieses Gesetz gleich mit der Todesstrafe belegen? Dies erscheint im fortschrittlichen 23. Jahrhundert doch etwas zu weit hergeholt, war hier aber wohl aus Gründen der Dramatik notwendig.
Fraglich ist auch, wie Spock überhaupt Kontakt mit den Talosianern aufnehmen konnte, um seinen Plan mit ihnen abzusprechen. Wenn, dann hätte die Sternenflotte doch die Kommunikation bemerken müssen. Oder der schlaue Vulkanier setzte das Einverständnis der Aliens einfach voraus.
Ebenso merkwürdig ist, wieso Spock nicht einfach beim obersten Kommando eine Sondergenehmigung für Pike erbeten hat. Wenn dies abgelehnt worden wäre, hätte er Pike ja immer noch entführen können, aber einen Versuch wäre es wohl wert gewesen.

Abgesehen von diesen kleinen Unzulänglichkeiten ist die Handlung durchaus spannend und auch logisch erzählt. Man ist als Zuschauer gleich zu Beginn in der gleichen Lage wie Kirk und Mendez, weiß genauso wenig was Spock eigentlich vorhat, und was vor 13 Jahren auf Talos IV passierte.

Im 1. Teil halten sich die Rahmenhandlung und die Szenen aus 1.00: Der Käfig im Großen und Ganzen die Waage, die Rahmenhandlung überwiegt ein bisschen. Im 2. Teil fehlt dann doch ein wenig die Balance, denn die Rahmenhandlung spielt sich in einigen sehr kurzen Szenen ab, ansonsten besteht der zweite Teil fast nur aus Szenen aus "Der Käfig".

Interessanterweise blieben in dieser Doppelfolge die Szenen aus dem Pilotfilm, in denen Spock lächelt, erhalten. Als "Der Käfig" gedreht wurde, hatte Spock nämlich durchaus noch Emotionen. Die Emotionslosigkeit war damals eher eine Eigenschaft von Nummer Eins (gespielt von Majel Barrett). Diese Eigenschaft wurde erst später auf Spock übertragen.

Das Blinklicht, mit dem Pike ja und nein signalisieren kann, sorgt für einige originelle Szenen und als Zuschauer ertappt man sich immer wieder dabei, wie man gespannt darauf wartet, wie oft er blinkt.

Die Einbindung der Geschehnisse aus dem ersten Pilotfilm war für die erste TOS-Staffel sehr wichtig. Man hatte mit der Produktion einige Wochen vor der TV-Ausstrahlung begonnen. Dieser Vorsprung wurde jedoch während der ersten paar Folgen wegen einiger Schwierigkeiten aufgebraucht. Drehbücher ließen auf sich warten, der Drehplan konnte mehrere Male nicht eingehalten werden und es musste um einen oder zwei Tage überzogen werden. Außerdem konnte während der Sommer- und Weihnachstferien nicht gedreht werden. Dieser Umstand führte dazu, dass die TOS-Produzenten bald sehr unter Druck standen, denn für die Nachbearbeitung der Folgen blieb immer weniger Zeit. Die Talos IV-Doppelfolge konnte hier etwas Entspannung bringen, denn weil man ungefähr die Hälfte der Handlung aus 1.00: Der Käfig übernahm, brauchte man für die gesamte Doppelfolge nur 5 Drehtage, was über eine Woche Ersparnis brachte. Da die Folge außerdem noch das angeschlagene Budget schonte, war sie doppelt sinnvoll und wichtig.

In dieser Folge wird behauptet, Vulkanier könnten nicht lügen, was allerdings zu einigen Widersprüchen führt, denn sowohl Spock als auch andere Vulkanier bzw. Vulkanierinnen sagen nicht immer die volle Wahrheit, sondern verschweigen auch gern mal etwas.

Die Folge gewann 1966 einen Hugo Award für die beste dramatische SF-Geschichte.

Der amerikanische Abspann musste für die Folge extra verlängert werden, damit alle Gaststars (auch die aus den Szenen aus "Der Käfig") aufgeführt werden konnten.

Mit dem in dieser Doppelfolge auftauchenden Lieutenant Hansen, gespielt von Hagan Beggs wird es noch ein Wiedersehen geben.
Das Drehbuch zu dieser Folge verfasste Gene Roddenberry selbst.
Regie führte Stammregisseur Marc Daniels (bzw. Robert Butler bei 1.00: Der Käfig).

Die deutsche Version geht auf das Konto von Sat.1 und enthält alle Szenen der Originalepisode. Die Übersetzung fällt allerdings durch eine Fülle von unnötigen und unsinnigen Fehlern auf. Zum Beispiel sagt der Talosianer in der deutschen Version am Ende zu Kirk: "Wir dachten, die Fiktion einer militärgerichtlichen Verhandlung würde sie davon überzeugen, das Kommando Ihres Schiffes wieder vorzeitig zu übernehmen." Dabei wurde der eigentliche Sinn genau verdreht. Die Militärverhandlung war ja dazu da, Kirk davon abzuhalten das Kommando über die Enterprise wieder zu übernehmen. Dieser Fehler wurde inzwischen auf der DVD-Version der Episode behoben. Leider ist dies ist jedoch nicht der einzige sinnentstellende Übersetzungsfehler und während dieser inzwischen korrigiert wurde, sind die anderen Fehler auch in der DVD-Version nach wie vor enthalten.
Zum Beispiel meint Kirk zu Mendez einmal: "Indem Sie ihn nach dem Warum gefragt haben, ist er gezwungen, die Karten auf den Tisch zu legen." Im Zusammenhang der Folge macht das wenig Sinn, da Spock die Filmvorführung ja wollte und keineswegs dazu gezwungen wurde. Wäre richtig übersetzt worden, hätte es lauten müssen: "Indem Sie ihn nach dem Warum gefragt haben, kann er nun jeden Beweis vorbringen, den er möchte."
Bei der zweiteiligen Fernseh-Version gibt es zu Beginn des 2. Teils eine Rückblende auf den 1. Teil. Mendez sagt in dieser Rückblende zu Spock: "Ihnen war doch bekannt, dass jeder Kontakt mit Talos IV verboten ist, also auch eine Filmvorführung über diesen Planeten! Auf diese Weise sind Sie der Todesstrafe gewiss." Auch hier wurde bei der Übersetzung unkorrekt gearbeitet. In Wirklichkeit hätte es (wie im 1. Teil auch noch richtig übersetzt) heißen müssen: "Ihnen waren doch die Vorschriften über den Planeten Talos IV bekannt! Wollten Sie absichtlich zum Tode verurteilt werden?" Warum ein Dialog, der einmal im 1. Teil der Doppelfolge und dann noch einmal in der Rückblende zu Beginn des 2. Teils auftaucht, beim 2. Mal nochmal neu übersetzt werden muss, bleibt überhaupt ein Rätsel.
Neben den oben genannten gravierenden Fehlern gibt es noch etliche weitere, kleinere Übersetzungsfehler, die den Sinn des Originals unkorrekt wiedergeben, deren Auflistung hier aber den Rahmen sprengen würde.
Für die DVD-Version wurden neben der oben genannten Szene auch noch zwei andere Szenen korrigiert, die jedoch zu denen aus 1.00: Der Käfig gehören. Hier wurden die Dialoge auch tatsächlich nicht neu aufgenommen, sondern einfach die bereits vorhandene Synchronisation aus 1.00: Der Käfig verwendet.

Fazit:
Die Spannung könnte nicht besser sein. Sie erhält hier zum ersten Mal die volle Wertung von 6 Punkten.
Auch die Special Effects können sich sehen lassen. Man darf zum ersten Mal ein Shuttleschiff bewundern, ebenso werden die Galauniformen eingeführt. Auch die Ansicht der Raumbasis M 11 ganz zu Beginn des ersten Teils ist gelungen. Besonders lobenswert ist dabei, dass man später Teile der Außenkulisse noch einmal sieht und zwar als Blick aus dem Fesnter von Mendez' Büro. Dabei wurde allerdings der Hintergrund geschwärzt, damit man den Eindruck erhält, es wäre bereits Nacht. Aus heutiger Sicht sieht das zwar alles sehr primitiv aus, jedoch war das damals eine enorme Leistung und erhält hier deswegen auch die Wertung von 6 Punkten.
Die Handlung ist gut erzählt, wenn auch hier und da mit einigen kleineren Ungereimtheiten. Hierfür gibt es 5 Punkte.
Insgesamt bekommt die Doppelfolge eine sehr gute Wertung. Sie stellt den ersten Höhepunkt der Serie dar, für den es langsam auch Zeit wurde. Es sollten bald noch weitere folgen.

Spannung: 6 SFX: 6 Handlung: 5 Gesamt: 6
Zusammenhänge

In dieser Doppelfolge wurde fast die komplette Handlung (nur einige wenige Szenen wurden nicht verwendet) aus dem ersten Pilotfilm 1.00: Der Käfig, der von NBC abgelehnt und erst 1988 gesendet wurde, in die Handlung integriert. Dabei traten allerdings einige Probleme auf.
Jeffrey Hunter, der Darsteller des Captain Pike, hatte kein Interesse daran, hier noch einmal mitzuspielen. Also nahm man für die Rahmenhandlung den Schauspieler Sean Kenney. Durch die Strahlenvergiftung konnte man Kenney so sehr schminken, dass man unmöglich einen Unterschied zwischen den beiden Darstellern feststellen konnte. Sean Kenney spielte ansonsten Lieutenant DePaul in den Folgen 1.18: Ganz neue Dimensionen und 1.23: Krieg der Computer.
Im Pilotfilm 1.00: Der Käfig wurde der talosianische Wächter im Original von Malachi Throne synchronisiert. Da Throne nun aber Commodore Mendez spielte, mussten alle Szenen mit dem Talosianer neu synchronisiert werden. Malachi Throne spielt übrigens noch einmal in der TNG-Doppelfolge 5.07 + 5.08: Wiedervereinigung? als Senator Pardek mit.

Nach der Produktion dieser Folge galt der ursprüngliche Pilotfilm 1.00: Der Käfig lange Zeit als verloren. Man war der Ansicht, dass nur noch die Szenen, die in dieser Doppelfolge verwendet wurden, existieren würden. 1986 wurde "The Cage" in Amerika dann auf Video veröffentlicht. Kurz zuvor wurde eine komplette Fassung des Films in den Paramount-Archiven gefunden. Da diese Kopie allerdings in Schwarz/Weiß war, wurden die farbigen Szenen aus "Talos IV-Tabu" mit den restlichen Schwarz/Weiß-Szenen ergänzt. 1988 entdeckte dann ein Verantwortlicher von Paramount in seinem Schrank eine komplette Farb-Kopie von "The Cage". Der Film wurde 1988 zum ersten Mal dem amerikanischen Publikum präsentiert und zwar als Füllepisode für die 2. TNG-Staffel.

Hagan Beggs werden wir noch einmal in Folge 1.20: Kirk unter Anklage als Lieutenant Hansen sehen.

George Sawaya, der hier Humbolt, den Abteilungsleiter der Computerzentrale spielt, werden wir in der Folge 1.26: Kampf um Organia als Klingone wiedersehen.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 0
Kirks Shirt bleibt in tadellosem Zustand.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 0
Die Frauen bleiben unbeeindruckt.
3. Spocks "Faszinierend": 2 mal
Zunächst betäubt Spock einen Techniker in der Computerzentrale der Raumstation, dann setzt er Chief Humbolt damit außer Gefecht.
4a. Spocks "logisch": 0 mal
Spock findet hier überhaupt nichts logisch.
4b. Spocks "unlogisch": 1 mal
Spock glaubt, dass er in der ganzen Angelegenheit logisch gehandelt hat.
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 0 mal
McCoy darf seinen berühmten Satz nicht sagen.
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 0 mal
Alle leben noch, Jim.
7. tote Rothemden: 0
Die Rothemden bleiben diesmal verschont.
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
Hier kreischt niemand.
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Ausdruck vom: 28. 03. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos1_11.htm