Ein Abenteuer mit Hawk
von Andrej Schwabe, 07.11.2002
Dies ist der zweite Roman aus dem serienübergreifenden Zyklus
"Sektion 31". Andy Mangels (auf dem Photo links) lebt in
Portland, Oregon und hat bereits vier Bücher geschrieben, nahezu
100 Comics sowie Artikel für Unterhaltungs- und Lifestyle-Zeitschriften
und Zeitungen. In Deutschland ist bisher nur eines (nämlich dieses)
der Bücher erschienen, an denen er mitgeschrieben hat. Mangels
ist ebenfalls ein Aktivist in der amerikanischen Schwulen
Gemeinschaft und hat schon Tausende Dollar für
Wohltätigkeitszwecke gesammelt. Er lebt mit seinem Lebenspartner
seit sieben Jahren zusammen und seine Homepage findet man unter
http://www.andymangels.com.
Ebenso Autor dieses Romans ist Michael Martin (auf dem Photo
rechts), der auch viele Comics verfasst hat und auch schon
für das bekannte
"The Magazine of Fantasy & Science Fiction"
die Feder geführt hat. Mit Andy Mangels zusammen hat er an DS9
"Mission Gamma #3: Cathredral" gearbeitet und arbeitet noch
an "The Lost Era: The Sundered" und einem TOS-Roman.
Handlung:
Der Planet Chiaros IV ist die einzige bewohnbare Welt in der
Geminus-Kluft. Die Regierung der Chiarosaner strebt eine
Mitgliedschaft in der Föderation an. Doch pro-romulanische
Guerilla-Gruppen versuchen, diese Pläne zu sabotieren.
Kritik:
"Sektion 31: Die Verschwörung" ist ein unterhaltsamer Roman,
der ein eher durchschnittlich spannendes Thema aufgreift; die
Großmächte Föderation und Romulanisches Reich kämpfen um ein
Planetensystem in der galaktischen Provinz. Zunächst läuft
alles auf eher diplomatischem Wege ab, aber hinter den Kulissen
scheint es um mehr zu gehen, als um ein System. Und da kommt
dann Sektion 31 ins Spiel.
Offenbar ist es den Romulanern sehr wichtig, das System zu
erobern und auch Sektion 31 agiert engagiert. Doch leider
geht hier die Funktion des Geheimbundes nicht über die
DS9-Episoden hinaus und es bleibt bei dem Motiv der
hintertriebigen Geheimorganisation, die keine Skrupel kennt.
Das ist zwar gut geschrieben (vor allem der Weg der Geschichte
dahin, warum der Sektor so interessant ist), aber weiß Gott
nichts Neues bei Star Trek.
Jedenfalls sorgt das dafür, dass die Geschichte nicht ohne
Spannung auskommen muss.
Schade ist auch, dass die Geschichte leider ganz schön
konstruiert ist und manche Sachen sind einfach nicht
nachvollziehbar. Da beamt sich ein Botschafter der Föderation
zusammen mit Picard etc. beinahe ohne Sicherheitspersonal auf
den von Bürgerkriegen arg gebeutelten Planeten, mit der Konsequenz,
dass die Gruppe angegriffen und der Botschafter getötet wird.
Außerdem leistet sich das Autorenduo noch einen ganzen Strauß
voller Ungereimtheiten. So wird die erste Föderationsgruppe wie
oben beschrieben beschossen, die zweite aber nicht. Und
Quantentorpedos sind, obwohl neuste Technologie, bereits auf
dem Schwarzmarkt überall erhältlich.
Mag man jetzt über diverse Dinge meckern, aber bei den
Charakteren glaubt man sich schon eher in einer der
TV-Doppelepisoden der NG.
Ein kleinerer Nebenzweig des Romans, aber dennoch eine größere
Umwälzung bei Star Trek, ist der Strang der Geschichte, der
sich mit Lieutenant Hawk beschäftigt, den wir ja als
Kinogänger in Star Trek bereits im Borgkostüm gesehen hatten.
In diesem Büchlein ist er auf jeden Fall mit dem Trill Keru
zusammen, was an sich ja nichts Weltbewegendes ist, aber da
wir in dem sonst sich so fortschrittlich glaubenden Star
Trek nur Alibi-Homo-Beziehungen (an anderer Stelle sicherlich
schon zur Genüge besprochen, siehe TNG
"Odan, der Sonderbotschafter", TNG
"Verbotene Liebe", DS9
"Wiedervereint")
gesehen haben, hat das schon einen besonderen Stellenwert in der
Star Trek-Geschichte.
Es sind ja inzwischen einige deutsch sprachige Kritiken zu
diesem Roman erschienen und viele bemängeln die Penetranz, mit
der auf besondere Beziehungen hingewiesen wird. Ich möchte das
ein wenig abschwächen, obwohl ich grundsätzlich gleicher Meinung
bin. An einigen Stellen, nervt es nämlich schon ganz schön, zum
Beispiel wenn diverse Charaktere an das 2-jährige
Beziehungsjubiläum der Beiden erinnern - teils auch an den
unpassendsten Stellen. Das mag ganz nett sein und soll
wahrscheinlich ein tragisches Moment in Bezug auf das Ende
sein, aber es wirkt einfach lächerlich. Ansonsten nimmt die
Beziehung selbst eigentlich eher wenig Platz in dem Buch ein
und tritt an anderen Stellen auch nicht anders auf, als "normale"
Liebschaften in Star Trek - die ja zum Beispiel in TOS noch
heftiger zelebriert wurden.
In der Reihe "Die Neue Grenze,
an der zum größten Teil Peter David arbeitet, findet der
geneigte Leser eine ähnliche Situation bei dem Hermaten
Burgoyne 172, dem Cheftechniker der USS Excalibur und
wahrscheinlich angenehmsten Zwitter der Science Fiction
überhaupt. Hier, finde ich, hat es Peter David geschafft,
sogar einen Schritt weiter zu gehen als die beiden Autoren
von "Die Verschwörung", weil ein Zwitter (auch als Alien) nun
noch weiter entfernt von unseren konventionellen Ideen von
Sexualität liegt, ohne dabei das Thema Homosexualität außen
vor zu lassen. Außerdem gelingt es ihm mit seinem Stil, das
alles nicht so trocken und aufgesetzt zu schreiben, wie es
manchmal in diesem Roman der Fall ist.
Trotzdem gebührt den beiden Autoren Anerkennung dafür.
Unterm Strich kann man feststellen, dass dieser Roman hinter
dem TOS-Roman zurückbleibt
und eher durchschnittlich ist, trotz einiger interessanter
Aspekte. Wer sich weder für Sektion 31 noch für das
Thema Homosexualität begeistern kann, der sollte die Hände
von dem Buch lassen.
Infos:
STAR TREK - The Next Generation, Band 69
Titel: Sektion 31 - Die Verschwörung (Section 31: Rouge)
Autor: Andy Mangels & Michael A. Martin
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2001, USA: 2002
Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
Preis: 7,95 €
Wilhelm Heyne Verlag, München