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Vater und Sohn

von Andrej Schwabe, 09.05.2012

Inhalt:
Vor einigen Monaten: Jake reist aufgrund einer Prophezeiung durch das Wurmloch, in der Hoffnung, Kontakt zu seinem Vater Benjamin zu bekommen. Dabei wird er von einer mysteriösen Kraft durch den Gamma-Quadranten geschleudert und findet sich schließlich auf einem Bergungsschiff wieder. Dessen Mannschaft schließt er sich an und erlebt einige aufregende Abenteuer, während es zurück Richtung Wurmloch geht.

Kritik:
So der Sohn Nach ihrem furiosen Auftakt der achten DS9-Staffel in Buchform beweist S. D. Perry wieder gewohntes Talent in Form der längst überfälligen Geschichte des verschollenen Jakes, der im Gamma-Quadranten seinen Vater sucht.

Die Handlung beginnt bei Jakes verzweifelter Sehnsucht nach seinem Vater (die ein wenig an die Episode "Der Besuch" erinnert). Wenig später stellt sich der Roman als ein erlebnisreicher Ausflug in den Gamma-Quadranten heraus: Jake wird von einem Bergungsschiff gefunden. Dessen Captain Dez hat ebenfalls seinen Sohn verloren und sieht in Jake einen adäquaten Ersatz, den ihm Jake anfangs auch gerne bietet - ein offensichtliches Beziehungskonstrukt, von dem von Anfang an klar ist, das es wohl spätestens ab Seite 300 in sich zusammenfallen wird.
Jake nimmt an den heiklen und gefährlichen Bergungs- und Diebestouren teil, was ihm viel Spaß und Adrenalin bringt - und dem Leser viel Unterhaltung bereitet. Nicht zu vergessen die bunt zusammengewürfelte Besatzung aus hundeartigen Spezies und fast schon schizophrenen Wesen, die Emotionen projizieren können, die die Geschichte humorvoll und actionreich am Laufen hält und für viele kurzweilige Momente sorgt.
Überraschenderweise mündet am Ende alles in der Wiederentdeckung von Kai Opaka, einem Wiedersehen mit Tosk dem Gejagten ("Tosk") und der Aufklärung der Tränen der Propheten. Mit dem Beigeschmack von etwas unglaubwürdiger Konstruiertheit schließt sich damit ein weiterer Kreis innerhalb der umfangreichen DS9-Geschichte. Aber wie Jake selbst erkennt, sind die Wege der Propheten unergründlich und Perry spielt an manchen Stellen gekonnt mit der scheinbaren Vorherbestimmung durch die Wurmlochwesen, der sich Jake nur allzu gerne entziehen würde, um seinen Vater zurückzubekommen.

Ihr gelingt es auch ein weiteres Mal, die Charaktere, insbesondere Jake, in den Vordergrund zu rücken. Seine Motivation, die Reise durch das Wurmloch anzutreten, seine Zweifel und seine zwiespältigen Gefühle bilden das Zentrum von "So der Sohn". Immer wieder beschäftigt er sich mit seinem Verhältnis zu seinem Vater, vor allem nach den Gesprächen mit Dez, der verständlicherweise versucht, ihn an sich zu binden. Einerseits versteht Jake zwar Ben Siskos Gründe, die ihn in den Himmelstempel der Propheten führten, andererseits ist er überfordert mit diesen religiösen "Pflichten". Trotzdem bildet aber genau Jakes Beziehung zu Ben die wohl wichtigste Konstante in seinem Leben.
Viele Star Trek-Episoden handelten bereits von Vater-Sohn-Beziehungen; "So der Sohn" ist sicherlich eine der charmanteren. Es geht nicht so sehr um Vorwürfe und Rivalitäten, sondern eher um die Betrachtung des Zustandes der Beziehung und der Alternativen. Obwohl diese ernsthaften Diskussionen einen großen Raum einnehmen und das Fundament des Romans bilden, streut Perry nebenbei immer wieder unterhaltsame Action-Passagen ein.

"So der Sohn" bringt die Geschichte von DS9 auf unterhaltsame Weise wieder ein Stück voran. Jetzt, wo Jake mit Kai Opaka zurück kehrt, steht ein weiterer großer Umbruch auf Bajor bevor, ganz zu schweigen von Kasidys baldiger Niederkunft.


Infos:
Star Trek: Deep Space Nine
Band 8.09
Titel: So der Sohn (Rising Son)
Autor: S. D. Perry
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2012, USA: 2003
Deutsche Übersetzung von Christian Humberg
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag

Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag

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