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TOS 1.15 Landurlaub


Shore Leave

Review: Matthias Weber
Statistik: Elisabeth Leidenfrost

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 3025,3
Die Enterprise hat einen Planeten gefunden, der sehr an die Erde erinnert. Er scheint unbewohnt und bestens für einen Landurlaub der erschöpften Besatzung geeignet zu sein. Einige Landetrupps untersuchen die Oberfläche, damit es keine bösen Überraschungen gibt.
Als McCoy sich auf dem Planeten umsieht, sieht er auf einmal einen großen weißen Hasen über die Wiese hoppeln, der eine Uhr aus seiner Weste zieht und sagt, er würde zu spät kommen. Ihm folgt ein junges Mädchen, das diesen Hasen sucht. Bevor McCoy richtig realisiert was passiert ist, sind die beiden auch schon wieder weg.

Kirk weigert sich inzwischen standhaft, seinen wohlverdienten Urlaub anzutreten, obwohl auch er total erschöpft ist. Seiner Meinung nach würde er keinen Urlaub benötigen. Als McCoy Meldung über seine merkwürdige Beobachtung macht glaubt Kirk zunächst, der Doktor wolle ihn nur mit einer List auf den Planeten locken. Spock berichtet Kirk anschließend über ein Besatzungsmitglied, das seine Gesundheit aufs Spiel setze, weil es seinen Urlaub nicht annehmen wolle. Kirk möchte den Namen des Crewmitglieds wissen, woraufhin Spock ihm offenbart, dass er von Kirk selbst geredet hat. Jetzt hat der Captain keine andere Wahl mehr, als seinen Urlaub anzutreten.
Als Kirk zusammen mit Yeoman Tonia Barrows auf der Oberfläche ankommt, erklärt ihm McCoy, dass er den Hasen tatsächlich gesehen habe. Man findet jetzt auch eine Fußspur, die zu dem Hasen passen könnte. Das Außenteam schaut sich auf dem Planeten ein wenig um, plötzlich schießt irgend jemand. Es stellt sich heraus, dass Sulu einen Revolver im Gebüsch gefunden hat und mit diesem nun herumballert. Weitere merkwürdige Dinge passieren. Kirk erscheint plötzlich Finnegan, ein alter Rivale aus Akademietagen, während Tonia Barrows von einem Don Juan belästigt wird. Lt. Rodriguez und seine Begleiterin Angela Martine haben es dafür mit einem Tiger zu tun.
Als Kirk sich auf die Suche nach Sulu begibt, erscheint ihm plötzlich seine alte Jugendliebe Ruth. Sulu muss sich inzwischen mit einem Samuraikrieger herumschlagen. Als Sulu vor diesem flüchtet, trifft er auf Kirk. Der Captain gibt über die Funkgeräte Anweisung, dass sich alle auf der Lichtung treffen sollen.
Dann meldet sich Spock von der Enterprise. Man registriere unter der Erdoberfläche des Planeten ein starkes Kraftfeld. Deswegen würden auch die Kommunikation sowie die Transporter immer schwächer. Spock errechnet, dass nur noch eine Person auf den Planeten beamen kann, er tut dies sofort, um dem Außenteam zu helfen.

McCoy und Barrows haben sich inzwichen bereits auf der Lichtung eingefunden. Der Doktor hat das Gefühl, dass man beobachtet werde und plötzlich steht tatsächlich ein Pferd mit einem schwarzen Ritter vor ihm. McCoy hat die Vermutung, dass dies alles nur Halluzinationen sind. Da diese einem Menschen nichts anhaben können, stellt er sich dem Ritter in den Weg, woraufhin er von diesem mit einer Lanze durchbohrt wird. Im gleichen Moment kommen Kirk, Spock und Sulu hinzu. Spock versucht den Ritter mit seinem Phaser unschädlich zu machen, doch auch dieser funktioniert nicht. Da nimmt Kirk die Pistole von Sulu und erschießt den Krieger. McCoy kann nicht mehr geholfen werden, er ist tot. Nun werfen Kirk und Spock zum ersten Mal einen Blick in die Ritterrüstung. Da steckt kein Mensch drin, sondern eine Puppe aus irgendeinem künstlichen Gewebe. Spock findet heraus, dass es der gleiche Stoff ist, aus dem auch alle Pflanzen auf dem Planeten sind. Alles auf dem Planeten scheint daraus zu sein.
Auch Angela Martine wird getötet, als ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg sie und Rodriguez beschießt. Plötzlich ist sowohl die Leiche von McCoy als auch der schwarze Ritter verschwunden.

Erneut taucht Finnegan auf und Kirk kann nun nicht mehr anders und verfolgt ihn, um ihm endlich mal eine Abreibung zu verpassen, als Rache für all die Streiche, die er ihm zu Zeiten der Akademie gespielt hat. Als er Finnegan k.o. geschlagen hat, sieht Spock seine Theorie bestätigt, nach der alle Illusionen auf dem Planeten immer dann erscheinen, wenn einer des Außenteams kurz vorher an sie gedacht hat. Kirk und Spock kehren auf die Lichtung zurück, um den Rest des Außenteams zu warnen. Als sich alle konzentrieren und an nichts mehr denken, erscheint ein freundlicher älterer Mann, der dem Außenteam erklärt, dass dies alles nur als eine Art Vergnügungspark gedacht sei. Jeder Gedanke werde hier zur Realität, doch ihm sei erst jetzt klar geworden, dass die Menschen dies nicht verstehen würden. Es stellt sich auch heraus, dass McCoy und Martine gar nicht tot sind. Wenn die Besatzung vorsichtig sei, könne sie auf dem Planten einen schönen Landurlaub verbringen.
Kirk gibt die Genehmigung für seine Crew und kümmert sich dann um Ruth, die in diesem Moment erneut auftaucht.




Bewertung

"Landurlaub" ist eine vergnügliche Episode, in der es ausnahmsweise nicht einmal den Ansatz eines ernsthaften Themas gibt (es sei denn man möchte in Kirks Vergangenheitsbewältigung irgend etwas hineininterpretieren). Die ganze Folge konzentriert sich auf die Bereiche Action, Humor und Spannung. So etwas möchte man natürlich nicht jede Woche sehen, aber hin und wieder tut dieser Ansatz einer Serie auch ganz gut.
Selbst als auf dem Planeten die merkwürdigsten Dinge geschehen, hat der Zuschauer eigentlich nie den Eindruck, als würde die Crew in großer Gefahr schweben. Als McCoy dann stirbt ist eigentlich dem Zuschauer, im Gegensatz zur Enterprise-Crew, klar, dass das Ganze nur eine Illusion sein kann. Der einzige Schwachpunkt in der Handlung ist die etwas langsam kapierende Enterprise-Crew. Eigentlich hätte man schon viel früher darauf kommen müssen, wieso die Illusionen erscheinen. Darüber sollte man großmütig hinwegsehen.

Charakterseitig tut sich in der Folge nicht sonderlich viel. Es taucht zum ersten Mal in der Serie eine alte Jugendliebe von Kirk auf, von denen er, zu späteren Zeiten der Serie, fast verfolgt wird. Interessant ist, dass dieses mal auch Dr. McCoy eine Romanze mit Tonia Barrows zugestanden wird. Von Sulu erfahren wir, dass er neben seinem Botanikhobby und seiner Vorliebe für Fechtkunst anscheinend auch ein Waffenliebhaber ist.

In dieser Folge stellt sich am Ende der Story heraus, dass alle durchlebten Schrecken und Freuden nur eine Illusion waren. Dies ist ein unter den Autoren beliebtes Schema, das wir in allen Star Trek-Serien antreffen, später vor allem aufgrund der Holodeck-Möglichkeiten. Nicht vergessen werden sollte auch, dass bereits im Pilotfilm "Der Käfig" Illsionen eine ganz wesentliche Rolle beim Handlungsaufbau spielten. Reizvoll sind diese Illusionen unter anderem natürlich deswegen, weil man jederzeit eine Hauptperson sterben lassen kann, ohne in der nächsten Folge auf dieser Figur verzichten zu müssen.
Dies ist auch die erste Star Trek-Folge, in der ein Landurlaub als Ausgangsposition für die eigentliche Handlung benutzt wird.

Seltsam ist der Vergnügungspark, den ein fremdes Volk auf diesem Planeten eingerichtet hat, allerding schon, denn warum sie diesen erschaffen haben und vor allem für wen, wird nicht geklärt. Schließlich kommt nicht jeden Tag ein Raumschiff vorbei, dessen Besatzung Landurlaub nötig hat.

Die Folge ermöglichte einen der wenigen Außendrehs für die Serie. Dass für die Oberfläche des Planeten ausnahmsweise nicht die üblichen Pappkulissen verwendet wurden kommt ihr dabei sehr zugute, allerdings wäre der Einsatz von Kulissen bei diesen vielen Szenen, die in freier Natur spielen, auch kaum möglich gewesen. Gedreht wurde das Ganze auf der Paramount-Ranch sowie bei den Vasquez-Felsen, die noch öfters Verwendung finden sollten (siehe Zusammenhänge).

Dies ist die erste Folge, in der es unter den Guest Stars keinen einzigen wiederkehrenden Charakter gibt.
Das Drehbuch zu dieser Folge schrieb Theodore Sturgeon, der vor allem wegen seines Romans "More Than Human" (1955) als SF-Ikone galt. Sturgeon schrieb auch noch die Episode 2.01: Weltraumfieber.
Da Roddenberrys Drehbuchüberarbeitungen lange auf sich warten ließen, konnte Regisseur Robert Sparr den Drehplan beim aufwendigen Dreh nicht einhalten. Sparr arbeitete nur einmal für die Serie.

Die deutsche Version wurde, wie ein Großteil der ersten Staffel, erst von Sat.1 ausgestrahlt. Es wurden keine Szenen geschnitten, allerdings gibt es einige kleinere Fehler und Veränderungen. So hat die deutsche Version ihre Probleme mit Zahlen. Die Sternzeit wird gleich zweimal falsch angegeben und die Enterprise hat plötzlich 450 Crewmitglieder, statt 430, wie sonst üblich. Manchmal werden Zahlen, die später nicht mehr von Interesse sind, im Deutschen geändert, um die Lippensynchronisation zu erleichtern. Gegen solche Änderungen ist kaum etwas einzuwenden, allerdings sollte die mehrfach in der Serie erwähnte Mannschaftsstärke schon korrekt übersetzt werden. Auch bei Sternzeiten ist eine Änderung nicht notwendig, da diese sowieso meistens aus dem Off gesprochen werden, Lippensynchronität hier also keine Rolle spielt.
Interessant ist auch die Übersetzung des Satzes "A highly sophisticated type of energy draining our power and increasing." von Mr. Spock. Offensichtlich war der Übersetzer selbst nicht ganz sicher, was die Bedeutung des Wortes "sophisticated" anging, so dass er einfach ein deutsch-englisches Wörterbuch zu Rate zog. Da es in Wörterbüchern für ein Wort selten nur eine Bedeutung gibt und sich der gute Mann wohl schwer entscheiden konnte, machte er sich das Leben einfach und setzte einfach alle 3 Worte hintereinander. Heraus kam der unglaublich klingende Satz "Eine hochentwickelte, sophistische, spitzfindige Art von Energie leitet unsere eigene Kraft ab und wird stärker.", den man sich wohl zwei Mal anhören muss, um seinen Ohren wirklich trauen zu können.
An einer anderen Stelle wird (wohl eher ungewollt) ein Fehler des Originals korrigiert. Dort behauptet Sulu nämlich, dass jemand von der Brücke auf die Oberfläche des Planeten beamt. Das war zu Zeiten der Originalserie aber noch gar nicht möglich. Ein sogenannter Ort-zu-Ort-Transport, bei dem der Beamvorgang weder auf einer Transporterplattform startet noch dort endet, wurde erst in der Nachfolgeserie TNG eingeführt. Im Deutschen wurde dieser Satz einfach mit "Jemand beamt von uns hierher." übersetzt.
Der deutsche Titel "Landurlaub" wurde sowohl in Vor- als auch Abspann falsch "Landeurlaub" geschrieben. Während die anderen Fehler den Verantwortlichen der DVD-Version wohl zu gering waren, um diese zu korrigieren, tritt der Fehler mit der falschen Titeleinblendung auf der DVD gar nicht erst auf, da hier sowieso der Original-Vorspann mit Original-Einblendungen verwendet wird (andernfalls müssten ja auf der DVD für jede vorhandene Tonspur auch die entsprechenden Bilder gespeichert werden).

Special Effects gibt es in dieser Folge recht wenig, allerdings kommt sie dieses Mal auch gut ohne solche aus.

Alles in allem eine sehr unterhaltsame und gelungene Folge, die einfach Spaß macht.

Spannung: 5 SFX: 3 Handlung: 5 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Barbara Baldavin sahen wir bereits in der letzten Folge 1.14: Spock unter Verdacht, wo sie Angela Martine spielte. Wir werden sie noch einmal als Baker in 1.22: Der schlafende Tiger und als Kommunikationsoffizier in 3.24: Gefährlicher Tausch wiedersehen.

Bruce Mars, der hier Finnegan spielt, mimte auch einen Polizisten in 2.26: Ein Planet, gennant Erde.

Ebenfalls ein Wiedersehen wird es mit Paul Baxley geben, der hier als schwarzer Ritter in Erscheinung tritt. In 2.15: Kennen Sie Tribbles? spielt er Fähnrich Freeman, in 2.19: Der erste Krieg stellt er einen Patrouillenführer dar, in 2.21: Schablonen der Gewalt einen Soldaten und in 2.26: Ein Planet, genannt Erde den Sicherheitschef.

Zu guter Letzt werden wir auch Bill Blackburn (hier als weißer Hase) noch des Öfteren wiedersehen. Er spielt in 1.23: Krieg der Computer einen Eminianer, in 1.27: Auf Messers Schneide eine Wache und in 2.21: Schablonen der Gewalt einen Soldaten.

Die Außenaufnahmen dieser Episode wurden zum großen Teil bei den Vasquez-Felsen gedreht, die in Star Trek ein beliebter Drehort waren. Wir werden sie in

wiedersehen.

Kleine TOS-Statstik
1. zerrissene Shirts von Kirk: 1
Kirks Hemd zerreißt während eines Kampfes mit dem künstlichen Finnegan.
2. Anwendungen von Spocks Nackengriff: 1
Kirk trifft seine alte Jugendliebe Ruth wieder. Es stellt sich heraus, dass sie nur eine Illusion ist.
3. Spocks "Faszinierend": 0 mal
Spock fasziniert hier nichts.
4a. Spocks "logisch": 3 mal
Die künstlichen Pflanzen und Tiere bezeichnet Spock als faszinierende Fabrikation.
Spock ist fasziniert vom Planeten.
Spock behauptet, dass ein Vergnügungspark ein Ort ist, wo Menschen das tun und sehen könne, was sie so faszinierend finden.

Außerdem:
Pille zu Spock: "Es war faszinierend, Mr. Spock."
4b. Spocks "unlogisch": 0 mal
Spock findet hier überhaupt nichts unlogisch.
5. McCoys: "Ich bin Arzt und kein...": 1 mal
Spock findet es unlogisch, auf grünem Gras herumzulaufen und seine Energie zu verschwenden statt sie zu sparen.
6. McCoys: "Er ist tot, Jim." und Variationen: 1 mal
McCoy sagt zu Tonia Barrows: "Ich bin Arzt. Wenn ich Sie anblicke, dann tue ich es beruflich."
7. tote Rothemden: 0
Kein Kommentar von McCoy,

Aber:
Kirk hat McCoys Satz geklaut. Eintragung in seinem Computerlogbuch: "Mein Freund McCoy, der Schiffsarzt, ist tot."
8. hysterisch kreischende Frauen: 0
In dieser Folge gibt es mit Dr. McCoy und Angela Martine nur zwei Scheintote.
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Ausdruck vom: 19. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tos1_15.htm