Deutscher StarTrek-Index  
  4.16 Der Streik  
  The Bar Association  
 

von Matthias Weber

 
 
 

Episodenbeschreibung

Auf Bajor findet die alljährliche Reinigungszeit statt, während der die Bajoraner für einen Monat jeglichen Genüssen entsagen müssen. Quarks Bar macht aufgrund der Reinigungszeit sehr schlechte Umsätze. Deswegen kürzt Quark das Gehalt von allen Angestellten in der Bar. Als Rom aufgrund einer Infektion zusammenbricht und in die Krankenstation eingeliefert wird, erklärt Rom Dr. Bashir, dass er nicht früher zum Arzt gehen konnte, da er immer arbeiten musste und es in einem Ferengi-Arbeitsvertrag keinerlei Schutz für die Kranken gibt. Bashir erklärt, dass es für Arbeitnehmer durchaus Möglichkeiten gibt, sich gegen die Arbeitgeber zu wehren, zum Beispiel indem man eine Gewerkschaft gründet.

Als Quark sich weigert, der Bitte Roms nachzukommen und die Lohnkürzung noch einmal zu überdenken, ruft Rom alle Angestellten des Quarks zusammen. Er schlägt vor, dass die Angestellten eine Gewerkschaft gründen. Die Ferengi-Angestellten sind entsetzt, da das Gründen von Gewerkschaften auf Ferenginar verboten ist. Rom kann jedoch trotzdem alle hinter sich vereinen und sie davon überzeugen, die Gewerkschaft zu gründen. Man übergibt Quark eine Liste mit Forderungen, doch dieser weigert sich sie zu erfüllen. Daraufhin treten alle Angestellten in den Streik.

Inzwischen wurde bei Worf im Quartier eingebrochen. Worf kann den Täter stellen. Er übergibt ihn Odo und beschwert sich über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. Odo kann Worf jedoch klarmachen, dass es auf einer dermaßen großen Station wie DS9 keine absolute Sicherheit gibt.

Die Angestellten des Quarks setzen inzwischen ihren Streik fort und geben allen Leuten auf dem Promenadendeck, die nicht ins Quarks gehen, einen Streifen Latinum. Quark versucht sich unterdessen mit holographischen Kellnern über Wasser zu halten, doch die Hologramme versagen immer wieder und zerstören nur Quarks Geschirr.

Unterstützung bekommt Quark von der Handelsbehörde der Ferengi, der FCA und ihrem Vertreter Brunt. Dieser sucht Rom und die anderen Angestellten auf und droht ihnen damit, ihre Konten auf Ferenginar zu löschen, ihre Familien zu bestrafen und sie aus der Ferengi-Welt zu verbannen. Die Ferengi sind zunächst eingeschüchtert, doch Rom kann sie davon überzeugen, dass sich Gewerkschafter nicht einschüchtern lassen. Der Streik wird fortgesetzt.

Worf entscheidet sich inzwischen dafür, sein Quartier auf die Defiant zu verlegen. Dort hat er seine Ruhe vor dem Trubel auf der Station, außerdem ist es dort sicherer und er fühlt sich wohler.

Brunt entscheidet sich dafür, ein Exempel zu statuieren. Er möchte jedoch nicht Rom verletzen, da der sonst zum Märtyrer wird, also wählt er jemanden aus, der Rom sehr nahe steht, nämlich Quark. Er lässt den Barbesitzer von seinen nausicaanischen Leibwächtern verprügeln.

Rom besucht seinen Bruder auf der Krankenstation. Quark macht Rom klar, dass der Streik aufhören muss, weil die FCA sonst jemanden umbringen wird. Er willigt ein, die Forderungen der Gewerkschaft zu erfüllen, wenn diese sofort aufgelöst wird. Rom stimmt zu und alle Angestellten bis auf Rom gehen wieder an die Arbeit. Rom selbst hört auf, bei seinem Bruder zu arbeiten. Er fängt als Techniker auf der Station an.

Bewertung

"Der Streik" ist eine nette Ferengi-Episode, die einige gelungene Gags präsentiert, die Quark-Rom-Beziehung weiterentwickelt und einige Veränderungen für Rom und Worf beinhaltet.

Vor allem für den wiederkehrenden Gastcharakter Rom stellt die Folge die Schlüsselepisode der 4. Staffel dar. Er hört nun auf, in Quarks Bar zu arbeiten und fängt stattdessen als bajoranischer Techniker auf der Station an.
Gleichzeitig verstärkt sich, ähnlich wie in 4.07: Kleine, grüne Männchen der Eindruck, dass Roms Charakter einen recht plötzlichen Wandel durchlaufen hat. War er zu Beginn der Serie noch der unterdrückte Bruder Quarks, der nicht sonderlich intelligent schien, ist er nun auf einmal ein technisch hochbegabter, kluger und lernfähiger Ferengi, der sich auch nicht davor scheut, kurzerhand eine Gewerkschaft zu gründen und diese gegen seinen Bruder anzuführen. Natürlich könnte man argumentieren, dass die Ferengi eine Spezies sind, die relativ schnell lernen können (schließlich hat es auch Nog in nur 4 Jahren vom Analphabeten zum Sternenflottenkadett geschafft), trotzdem bleibt der schnelle Wandel Roms natürlich nach wie vor unglaubwürdig. Akzeptiert man jedoch die neue Richtung seines Charakters, bietet sich einem in dieser Folge eine interessante Charakterisierung des Ferengi.
Gleichzeitig ist auch in dieser Ferengi-Episode die Beziehung zwischen den Brüdern Quark und Rom Thema der Handlung. Damit knüpft die Episode an die vorangegangenen Ferengi-Episoden 3.23: Familienangelegenheiten und 4.07: Kleine, grüne Männchen an, die ebenfalls bereits die Beziehung der beiden Brüder vertieft hatten. Durch den Konflikt zwischen Quark und Rom in dieser Episode gelingt es, die familiäre Struktur der Ferengi etwas näher zu beleuchten und besser zu verstehen. Dabei wird klar, dass die Ferengi durchaus einen Sinn für die Familie haben, sie jedoch erwartungsgemäß das Geschäftliche über die Familie stellen.

Während die bisherigen Ferengi-Episoden hauptsächlich den Humor im Mittelpunkt der Handlung hatten, gelingt es dieser Folge bei allem typischen Ferengi-Humor, der auch hier enthalten ist, diese Spezies etwas ernsthafter als bisher unter die Lupe zu nehmen.

Interessant ist die Wandlung, die die Ferengi über die Jahre hinweg im Star Trek-Universum durchgemacht haben. Waren sie von Gene Roddenberry zu Beginn von TNG noch als Standard-Bösewichter geplant gewesen (ein Vorhaben, welches schon nach wenigen Ferengi-Episoden in TNG offensichtlich gescheitert war), dienen sie heute im besten Roddenberry-Sinne dazu, den Zuschauern den Spiegel vorzuhalten und auf überzogene Weise die heutige kapitalistische Gesellschaft zu kritisieren. Dabei dürfen die Ferengi auf indirekte Weise Missstände unserer heutigen Zeit ankreiden, ohne dass sich durch diese Kritik irgend jemand direkt angegriffen fühlt. Für eine Serie, die in der Gegenwart spielt, ist es oft deutlich schwieriger, derartige Gesellschaftskritik zu üben, da dann oft das verantwortliche Studio eingreift und solche Versuche mit Rücksicht auf bestimmte Zuschauergruppen unterbindet. Diesen Vorteil der Science Fiction, Themen der heutigen Zeit "durch die Blume" kommentieren zu können, ohne dass sich jemand daran stört, nutzte Roddenberry schon zu Zeiten der Originalserie, als er zum Beispiel versteckte Kritik am Vietnam-Krieg in einigen Episoden einbaute.

Was den positiven Eindruck der Episode leider etwas stört, ist die zunehmende Vermenschlichung der Ferengi, die auf der Station leben. Natürlich war von Beginn der Serie an klar, dass Quark, Rom und Nog, wie alle Seriencharaktere eine gewisse Entwicklung durchlaufen würden, allerdings wurde hier, wie so oft in Star Trek, wenn es darum geht, eine fremde Spezies näher zu beleuchten, der Weg eingeschlagen, die Ferengi den menschlichen Ansichten und Moralvorstellungen anzupassen. Dazu gehört auch, dass Rom und Nog nun - völlig ferengiuntypisch - für die Bajoraner bzw. die Sternenflotte arbeiten und nicht weiter nach Profit streben. Dies mag für das Erzählen von Geschichten wie dieser notwendig gewesen sein, führt aber leider auch dazu, dass die Ferengi ein kleines Stück ihrer einstigen Einzig- und Andersartigkeit verlieren.

Gelungen ist die Nebenhandlung um Worfs Umzug auf die Defiant. Hier sind besonders einige gelungene, selbstironische Insider-Gags hervorzuheben. Zum Beispiel konfrontiert Odo Worf mit einigen Verstößen gegen die Sicherheitsbestimmungen aus seiner Enterprise-Zeit, als Worf dem Constable wieder einmal schlampige Arbeit vorwirft. Ebenfalls gelungen ist O'Briens selbstironischer Kommentar, dass es auf der Enterprise oftmals langweilig gewesen sei, wenn er Dienst im Transporterraum hatte, es aber nichts zu tun gab. Die meisten regelmäßigen TNG-Zuschauer hatten sich tatsächlich schon öfters die Frage gestellt, was O'Brien den ganzen Tag im Transporterraum machte, wenn gerade niemand gebeamt werden musste.

Die beste Szene der Episode ist allerdings die, in der Sisko seine drei Führungsoffiziere Worf, O'Brien und Bashir in der Arrestzelle vorfindet und diese ihm nach und nach gestehen, dass ein Streit zwischen ihnen etwas außer Kontrolle geraten sei.

Ebenfalls gelungen ist die Idee der holographischen Kellner, die alle wie Quark aussehen und sich ab und zu einfach auflösen und Quarks Geschirr demolieren.

Auffallend ist, dass sowohl auf Roms neues berufliches Betätigungsfeld, als auch auf Worfs Umzug schon länger hingearbeitet wurde. Vor allem Worfs Schwierigkeiten, sich auf der Station einzuleben, wurden von langer Hand vorbereitet und sein Unwohlsein wurde bereits mehrfach erwähnt. Hier zeigt sich, dass an DS9 ein sehr konstant gleichbleibendes Autorenteam arbeitet, welches begonnene Handungsstränge selten komplett aus den Augen verliert und damit wichtige Handlungen schon oft einige Episoden vorher vorbereiten kann, damit Veränderungen, wie Worfs Umzug auf die Defiant, nicht aus heiterem Himmel und ohne vernünftige Erklärung kommen. Dadurch wird die Verbindung der einzelnen Episoden untereinander verstärkt und man hat tatsächlich den Eindruck mit der Serie eine einzige große Geschichte erzählt zu bekommen, die eben in 176 Folgen aufgeteilt wurde, während man vor allem bei der Originalserie und auch zu Beginn von TNG lauter komplett eigenständige Geschichten erzählt bekam und jede Woche wieder bei Null anfing.

Auch wird zu diesem Zeitpunkt der Serie ganz offensichtlich bereits auf eine künftige Beziehung zwischen Worf und Dax hingearbeitet, da Dax hier wieder Worfs erste Bezugsperson auf der Station ist, die ihm zu seinem Umzug sogar eine klingonische Oper schenkt.

Armin Shimerman (Quark) und Max Grodénchik (Rom) waren von dieser Episode recht angetan, da sie schon lange auf eine Gelegenheit gewartet hatten, die trotz Humor die Ferengi auch auf einer ernsthaften Ebene beleuchten konnte. Grodénchik fürchtete jedoch gleichzeitig um seine wiederkehrende Rolle, da er die Veränderung seines Charakters als Anzeichen dafür sah, dass Rom bald aus der Serie ausscheiden würde.

Armin Shimerman engagiert sich sehr stark für die Gewerkschaft der Schauspieler und war auch bei den Dreharbeiten zu DS9 immer sehr darauf bedacht, dass die Rechte der Darsteller eingehalten wurden. Ironischerweise musste Shimerman in dieser Episode in der Rolle von Quark gerade die gegenteiligen Ansichten des Arbeitgebers vertreten.

Erfreulich ist hier das erneute Erscheinen Brunts, der nach seinem ersten Auftritt in 3.23: Familienangelegenheiten von Jeffrey Combs erneut mit viel Hingabe gespielt wird.

Auch Chase Masterson war hier wieder einmal als Leeta dabei. Erstaunlicherweise stellte sich hier heraus, dass Bashir und Leeta noch immer ein Paar sind, obwohl diese Beziehung schon fast ein Jahr nicht mehr erwähnt wurde und Leeta auch in der ganzen 4. Staffel noch keinen Auftritt hatte.

Das Drehbuch zu dieser Episode stammt von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe, die bis zu Wolfes Ausscheiden am Ende der 5. Staffel auch fast alle anderen Ferengi-Episoden gemeinsam geschrieben haben.

Regie führte bereits zum dritten Mal in dieser Staffel der Geordi LaForge-Darsteller aus TNG, LeVar Burton.

Alles in allem ist "Der Streik" eine solide inszenierte Ferengi-Episode, die natürlich bei Weitem nicht an die Originalität von 4.07: Kleine, grüne Männchen herankommt, für sich genommen jedoch durchaus überzeugen kann.

 
 
 

Spannung

SFX

Handlung

Gesamt

 
 
 

Zusammenhänge

In dieser Folge werden Ereignisse aus 2 Folgen der Serie "Star Trek - The Next Generation" erwähnt. Dies sind die Folgen 5.09: Der zeitreisende Historiker und 6.07: Erwachsene Kinder.

Max Grodénchik hat in dieser Folge seinen 18. Auftritt als Rom. Er war zuletzt in 4.10: Unser Mann Bashir dabei und hat seinen nächsten Auftritt in 4.25: Quarks Schicksal.

Chase Masterson spielt in dieser Folge zum 3. Mal ihre Rolle Leeta. Sie hatte ihren letzten Auftritt in 3.25: Facetten. Das nächste Mal ist sie in 5.07: Reise nach Risa dabei.

Zum zweiten Mal spielt Jeffrey Combs in dieser Folge die Rolle des Ferengi Brunt. Zum ersten Mal war dieser zu sehen in 3.23: Familienangelegenheiten. Sein nächster Auftritt wird in 4.25: Quarks Schicksal stattfinden.

Änderungen

2016-06-20: Wir hatten Jeffrey Combs' Rolle in der Liste der Gastdarsteller ursprünglich als "Weyoun" angegeben, aber in dieser Episode spielt er natürlich "Brunt, FCA!"



 
 
 
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  Druckbare Version

 Erstausstrahlung USA:
  17. 02. 1996

 Erstausstrahlung D:
  31. 10. 1996

 Regie:
  LeVar Burton

 Buch:
  Ira Steven Behr
  Robert Hewitt Wolfe

 Story:
  Barbara J. Lee
  Jenifer A. Lee

 Gaststars:
  Max Grodénchik
   [Rom]
  Jeffrey Combs
   [Brunt]
  Chase Masterson
   [Leeta]
  Jason Marsden
   [Grimp]
  Emilio Borelli
   [Frool]



  Zuletzt geändert:
  2016-06-20, 21:37
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