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TNG 4.1 Angriffsziel Erde Teil II


The Best of Both Worlds Part II

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 44001,4
Die Enterprise ist mit dem Borgschiff konfrontiert. Riker gibt den Feuerbefehl für den Hauptdeflektor, doch die Waffe zeigt keine Wirkung; durch Picards Wissen konnten sich die Borg darauf vorbereiten. Sie fliegen weiter, während auf der Enterprise der Hauptnavigationscomputer repariert werden muss, so dass eine Verfolgung erst in etwa zehn Stunden möglich ist.
Dadurch, dass die Enterprise die Borg aufgehalten hat, hatte die Sternenflotte Zeit, 40 Schiffe bei Wolf 359 zusammenzuziehen und sich auf die Konfrontation vorzubereiten. Auch die Klingonen haben Schiffe entsandt. Admiral Hansen befördert Riker bis auf Weiteres zum Captain. Um das Gleichgewicht der Crew beizubehalten, belässt Riker alle auf ihren Positionen und ernennt Lt. Cmdr. Shelby zum ersten Offizier.

Nachdem die Reparaturen durchgeführt sind, kommt die Enterprise bei Wolf 359 an. Doch von der Flotte sind nur noch Trümmer übrig, unter anderem wurde die Melbourne zerstört, auf die Riker versetzt werden sollte. Die Borg wurden nicht beschädigt, also wird die Verfolgung wieder aufgenommen. Der Crew fallen keine weiteren Manöver ein, mit denen man die Borg schädigen oder aufhalten könnte. Allenfalls Naniten könnten bei den Borg verheerende Schäden anrichten, doch das würde bis zu drei Wochen dauern, Zeit, die nicht zur Verfügung steht.
Also entwickelt Riker einen Plan. Er lässt die Abtrennung der Untertassensektion vorbereiten, womit die Borg natürlich rechnen, denn Picard kannte diesen Plan. Dann führt er ein Gespräch mit Locutus, wobei O'Brien dessen Position innerhalb des Borgschiffes auf 30 Meter genau bestimmen kann. Er bringt die Borg dazu, zu verlangsamen. Locutus verlangt erneut das Einstellen der Feindseligkeiten. Riker geht nicht darauf ein. Stattdessen lässt er die Untertassensektion, die von Shelby befehligt wird, abtrennen und greift die Borg mit der Kampfsektion an. Die Borg ignorieren die Untertassensektion. Anschließend starten Worf und Data in dem Getümmel mit einem Shuttle und durchdringen den Energieschild der Borg. Innerhalb des Schildes können sie sich auf das Schiff beamen und Locutus lokalisieren. Sie betäuben ihn und kehren mit ihm zur Kampfsektion zurück.
Die Borg brechen den Angriff ab und setzen ihren Kurs auf Sektor 001 fort. Riker lässt die Untertassensektion wieder ankoppeln und einen Verfolgungskurs eingeben.
Locutus sagt, ihn zu entführen sei sinnlos, doch er wird ohne Widerstand zu leisten an Bord der Enterprise bleiben. Data und Dr. Crusher bemerken ein interaktives Hyperraumsignal. Mit diesem Signal hält das Borgkollektiv Kontakt zu den einzelnen Drohnen, also auch zu Locutus. Crusher ist sich nicht sicher, was passiert, wenn man Locutus von dem Signal trennt; sie meint, er könnte dabei sterben. Während man sich dem Sonnensystem nähert, hat Data die Idee, dass er eine Neuralverbindung zu Locutus herstellen könnte, um die Hyperraumsignale zu untersuchen. Er leitet alles Nötige in die Wege.
Als er soweit ist, haben die Borg bereits die Erde erreicht, die Enterprise liegt nur noch wenige Minuten zurück. Riker lässt mit allen Waffen auf die Borg feuern, während Data, der die hierarchische Struktur der Borg erkundet, versucht, den Befehl zum Deaktivieren der Waffen einzugeben, der aber durch ein Passwort geschützt ist. Da meldet sich Locutus: Er sagt mehrfach das Wort "Schlaf". Deanna spürt, dass es Picard war, der dies geäußert hat, nicht der Borgteil seines Selbst.
Die Enterprise wird erneut vom Traktorstrahl erfasst und, als die Schilde zusammenbrechen, vom Destruktionsstrahl an der Untertassensektion beschädigt. Riker will gerade befehlen, auf Warp zu gehen, als ihn Data um etwas mehr Zeit bittet. Kurz darauf werden alle Waffen der Borg deaktiviert; Data konnte die Borg durch ein ungeschütztes Unterprogramm glauben machen, sie hätten Zeit zum regenerieren. Anders ausgedrückt: Die Borg schlafen. Um sicher zu gehen, beamt Shelby auf den Kubus. Sie stellt eine Rückkopplung in der Energieversorgung fest, die man mit einem Selbstzerstörungsmechanismus vergleichen könnte. Riker steht vor einer unangenehmen Entscheidung:

  • Die Selbstzerstörung laufen zu lassen. Dann könnte Picard beim Abbrechen der Hyperraumverbindung getötet werden. Außerdem könnte man die Borg dann nicht mehr untersuchen.
  • Data den Befehl zum Abbruch zu geben. Dann bestünde nach wie vor die Gefahr, dass die Borg angreifen.

Er lässt das Außenteam zurückbeamen und die Selbstzerstörung laufen, woraufhin der Kubus explodiert; damit sind die Borg vernichtet.
Der Captain überlebt das Trennen der Verbindung zum Kollektiv. Seine Zellen regenerieren sich und er wird wieder gesund werden. Die Reparaturen an der Enterprise werden fünf bis sechs Wochen dauern.
Bis die Föderationsflotte wieder volle Stärke hat, wird ein Jahr vergehen. Shelby meint, Riker könnte sich aussuchen, auf welchem Schiff er Captain werden will. Doch Riker hat es damit nicht eilig und meint, dass er diese Entscheidung für sich selbst treffen wird.




Bewertung

Als Fortsetzung von "In den Händen der Borg" ist dieser Episode etwas von der Mystik genommen, die die Borg im ersten Teil umgab. Auch fehlt ein wenig von der Spannung; während im ersten Teil alle Optionen offen waren, wurde in "Angriffsziel Erde" weniger auf die Details geachtet, sondern die eigentliche Handlung vorangetrieben.
Schade ist auch, dass die guten Effekte aus dem vorangegangenen Teil mitunter direkt übernommen wurden. So erfolgt der Einschuss in die Kampfsektion an derselben Stelle wie zuvor, es wurde dieselbe Sequenz verwendet, weshalb auch keine Spuren der bereits vorhandenen Beschädigung zu sehen sind.
Schön dafür ist die Brücke des Schiffes der Excelsior-Klasse, auf dem Adm. Hansen die Schlacht bei Wolf 359 befehligt: Während er mit der Enterprise kommuniziert, ist im Hintergrund das "Red Alert" Zeichen zu sehen, das in den Kinofilmen bis einschließlich zum sechsten Teil verwendet wurde. Vermutlich hat man die Brückenkulisse der Excelsior aus "Star Trek VI: Das unentdeckte Land" verwendet.
Auf Bilder der Schlacht wartete man dafür vergebens. Einzig diverse Wracks sind davon zu sehen, vermutlich wurde nicht genügend Geld bereitgestellt, um die Effekte herzustellen.

Rikers Zankereien mit Shelby werden noch anthematisiert, doch finden die beiden zu einem Kompromiss und legen ihren Streit bei, ohne sich jedoch auszusprechen. Das mutet merkwürdig an.
Guinan führt mit Riker ein Gespräch, in dem sie ihm nahelegt, den assimilierten Captain aus seinem Bewusstsein zu verdrängen und seine eigenen Entscheidungen zu treffen, was es ihm erst ermöglicht, seinen Plan zu fassen. Doch erreicht dieses Gespräch nicht die atmosphärische Dichte des Gesprächs zwischen Picard und Guinan zuvor.
Spannend ist dafür Rikers unorthodoxes Vorgehen bei der Bekämpfung der Borg, indem er eigene Ausweichmanöver progammieren lässt und die taktischen Schwächen geschickt ausnutzt, da die Borg zum Beispiel alles ignorieren, was sie nicht als gefährlich einstufen. So konnte man den Captain befreien, da das Shuttle im Gefecht nicht wahrgenommen wurde.
Ein Plus auch für die Musik, die diese Episode besser unterstreicht als den ersten Teil.

Der vielleicht wichtigste Aspekt jedoch ist Rikers Entscheidung, die Borg zu vernichten; er hat es in der Hand, über das Leben (oder vielleicht besser gesagt: die Existenz) der Borg an Bord des Kubus zu entscheiden. Data wäre in der Lage gewesen, die Selbstzerstörung aufzuhalten. Rikers Entschluss, die Zerstörung nicht zu unterbrechen, scheint weniger von rationalen Gedanken geleitet zu sein, sondern sein Gesichtsausdruck deutet darauf hin, dass er Rache nehmen will für alles, was die Borg schon angerichtet haben. Wie schon am Ende des ersten Teiles ist er auch diesmal bereit, Picards Leben dabei zu riskieren. Der Entschluss, die Borg zu vernichten, verleiht Rikers Charakter weitere Tiefe: Dass er zum Jähzorn neigt, ist bekannt, aber bisher hatte er sich dabei unter Kontrolle, diesmal jedoch scheint seine Selbstkontrolle zu versagen.
Dadurch hat das Finale neben dem Sieg und der Rettung der Erde zugleich etwas Tragisches.

Abschließend ist "Angriffsziel Erde" nicht so gut wie die vorangehende Episode, zählt aber für sich genommen immer noch zu den spannendsten TNG-Folgen.

Spannung: 5 SFX: 4 Handlung: 6 Gesamt: 5
Zusammenhänge
  • Das erste Erscheinen der Borg fand in "Zeitsprung mit Q" in der zweiten Staffel statt. Ihr nächster Auftritt wird erst in der fünften Staffel in "Ich bin Hugh" sein, wo weitere wichtige Grundlagen über die Borg bekannt werden.
  • Zudem bilden die Borg den Mittelpunkt von "Star Trek: Der erste Kontakt" und werden ab dem Ende der dritten Staffel bei VOY Erwähnung finden und mit "Seven of Nine" für ein neues Crewmitglied sorgen ("Skorpion").
  • Die Schlacht von Wolf 359, bei der Benjamin Siskos Frau Jennifer starb, wird in der DS9-Pilotfolge "Der Abgesandte" zu sehen sein.
  • Die nächste Episode der vierten TNG-Staffel, "Familienbegegnung", knüpft direkt an diese Doppelfolge an, was für TNG ungewöhnlich ist.
  • Im Vorspann wird Wil Wheaton während der gesamten vierten Staffel als "Ensign Crusher" aufgeführt, was dem Rang eines Fähnrich entspricht. Das ist merkwürdig, da er seit Kurzem den Rang eines Lieutenant innehat.
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Ausdruck vom: 24. 04. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng4_1.htm