DSi

DS9 3.17 Der Visionär


Visionary

von Matthias Weber

Episodenbeschreibung

Auf Deep Space Nine wird eine Delegation von Romulanern erwartet. Im Gegenzug für die Tarnvorrichtung der Defiant möchten die Romulaner nun genaue Informationen über das Dominion haben. Sisko und Kira zeigen sich sehr kooperativ den Romulanern gegenüber, doch diese sind dafür umso unfreundlicher. Zu allem Überfluss findet sich auch noch ein Schiff der Klingonen auf der Station.

Inzwischen erleidet O'Brien einen kleinen Unfall, bei dem er einer Strahlung ausgesetzt wird. Bashir sieht jedoch keine Gefahr und verordnet lediglich leichten Dienst. O'Brien hat allerdings kurze Zeit später eine Vision, in der er sich selbst sieht, wie er sich mit Quark unterhält. Bashir führt dies auf die Strahlung zurück und sieht keinen Anlass etwas zu unternehmen. Erst als O'Brien wenige Stunden später genau diese Unterhaltung mit Quark führt und sich dabei selbst auf dem Promenadendeck stehen sieht, stellt Dax fest, dass es sich bei O'Briens Erlebnissen nicht um eine Halluzination, sondern um Sprünge in die Zukunft handelt. Bashir arbeitet inzwischen an einem Verfahren, um die verbleibende Strahlung aus O'Briens Körper zu eliminieren und damit die Zeitsprünge zu unterbinden, allerdings braucht dies seine Zeit.

Bei seinem nächsten Zeitsprung erlebt O'Brien eine Prügelei in Quarks Bar und tatsächlich kommt es kurze Zeit später trotz verstärkter Sicherheitsmaßnahmen zu einer Prügelei zwischen Romulanern, Klingonen und anderen Gästen des Quarks. Beunruhigend wird es allerdings erst bei O'Briens drittem Sprung, als er seinen eigenen Tod in der Zukunft sieht. Er sieht sich selbst eine Wandverkleidung abnehmen, aus der ein Energiestoß kommt und sein Ebenbild aus der Zukunft tötet.

Als der Chefingenieur wieder in die normale Zeit zurückgekehrt ist, wird die Stelle untersucht, an der er seinen Tod sah. Sisko, Odo und O'Brien können nichts feststellen, doch kurze Zeit später wird hinter die Wandverkleidung eine Überwachungseinrichtung gebeamt, welche die Romulaner beschattet. Diese hat O'Brien vermutlich in der Zukunft getötet, doch die Zeitlinie wurde durch seinen Bericht verändert, somit fand auch O'Briens Tod nie statt.

Odo findet heraus, dass es sich bei den Klingonen auf der Station um Spione Gowrons handelt, welche den Auftrag haben, die Romulaner auszuspionieren. Er nimmt sie kurzerhand in Arrest.

Inzwischen hat Dax herausgefunden, dass O'Briens Zeitsprünge auch etwas mit einer Quantensingularität zu tun haben, welche die Station umkreist, bisher aber nicht genau lokalisiert werden konnte.

Bei seinem nächsten Sprung erlebt O'Brien die Zerstörung der Raumstation und den Kollaps des Wurmlochs. Er findet allerdings nicht den Grund dafür heraus. Als er wieder zurückgekehrt ist, schlägt er Sisko vor, dass er nun kontrolliert in die Zukunft geschickt wird, um herauszufinden, was der Grund für die Zerstörung ist. Sisko stimmt zu und Bashir setzt O'Brien noch einmal der Strahlung aus. Der Chefingenieur erscheint zu einem Zeitpunkt in der Zukunft, bei dem die Station noch existiert. Er sucht sein Ebenbild auf und geht mit diesem auf die Ops. Dort angekommen wird die Station von einem romulanischen Warbird angegriffen. Der Antrieb des Schiffes war die Quantensingularität, welche Dax geortet hatte. O'Brien hat jedoch eine zu große Dosis der Strahlung abbekommen und schafft es nicht mehr zurück in seine Zeit, weswegen er sein Ebenbild zurückschickt, um die Zerstörung der Station zu verhindern.

Sisko richtet die Waffen auf den versteckten Warbird und stellt die Romulaner zur Rede. Offenbar wollten diese die Gefahr durch das Dominion auf ihre ganz spezielle Weise lösen, indem sie das Wurmloch zum Kollabieren bringen und mit der Zerstörung der Raumstation alle Zeugen beseitigen. Die Romulaner sehen das Scheitern ihres Planes ein und ziehen sich in ihr Territorium zurück. Dem "ausgewechselten" O'Brien geht es unterdessen gut. Er muss keine Zeitsprünge mehr erleben.




Bewertung

"Der Visionär" ist eine sehr spannende und kurzweilige O'Brien-Folge, bei der von Anfang bis Ende fast alles stimmt.

Visionen sind meistens ein guter Weg um Spannung zu erzeugen. Man verrät über die Zukunft gerade soviel, damit das Interesse des Zuschauers geweckt wird, aber nicht so viel, dass er bereits alles über die kommenden Ereignisse weiß. Die Autoren benutzen solche Visionen gerne, um dem Zuschauer klarzumachen, dass früher oder später noch spannende Dinge passieren werden.

In dieser Folge beginnen O'Briens Visionen zwar erst beim dritten Zeitsprung, mit seinem Tod, richig dramatisch zu werden, trotzdem zieht einen die Folge von Anfang an in ihren besonderen Bann. Sie hat auch einiges zu bieten: Neben O'Brien kommen auch die anderen Charaktere nicht zu kurz. Außerdem erleben die Romulaner ihre Wiederauferstehung. Sie waren in TNG immer ein fester Bestandteil, doch diese Serie war ein Jahr zuvor ausgelaufen und in DS9 spielten die Romulaner bisher keine bzw. eine untergeordnete Rolle.

Erfreulich ist es aber, dass sie seit dem Ende von TNG nichts von ihrer Zwielichtigkeit eingebüßt haben. Bereits in dieser Folge wird auch die ziemlich resolute Art der Romulaner, das Dominion-Problem anzupacken, angedeutet. Sie wollen die Bedrohung offensichtlich auf jeden Fall beseitigen, koste es was es wolle. Diese Einstellung wird noch in der in Doppelfolge 3.20 + 3.21: Der geheimnisvolle Garak deutlich werden.

Die Ursache für O'Briens Zeitsprünge wurde, wie erwartet, mit einer Menge Technobabble erklärt. Allerdings wurde das Technikgeschwätz sehr zu meiner Freude nicht übertrieben eingesetzt und dient nur zur Erklärung der Ereignisse. Überhaupt nicht erklärt wird dagegen die Tatsache, dass O'Brien bei jedem seiner Zeitsprünge immer an einem anderen Ort auftaucht, und zwar immer in der Nähe seines Doppelgängers.

Etwas merkwürdig ist es auch, dass die DS9-Crew nicht sofort an einen romulanischen Warbird denkt, als sie die Singularität entdeckt. Spätestens als man herausfindet, dass die Singularität die Station umkreist hätte man in Kombination mit der Anwesenheit der Romulaner folgern können, dass es da einen Zusammenhang gibt. Seit den TNG Folgen 6.14: Das Gesicht des Feindes und 6.25: Gefangen in einem temporären Fragment ist es der Föderation hinlänglich bekannt, welche Antriebsart die Romulaner benutzen.

Um allen Nitpickern, welche versuchen, logische Fehler der Folge aufzudecken, den Wind aus den Segeln zu nehmen, durften die beiden O'Briens am Ende der Folge einen gelungenen Witz über die Probleme des Zeitreisens machen. Der O'Brien der Zukunft wundert sich, wieso es ihm noch gut geht, obwohl sein Ebenbild aus der Vergangenheit schwere Strahlenschäden hat. Daraufhin antworten die beiden nur aus einem Munde, dass sie die Temporalmechanik schon immer gehasst haben. Tatsächlich gibt es bei Star Trek-Folgen mit Zeitreisen grundsätzlich das eine oder andere unauflösbare Zeitparadoxon, was aber nichts an der Beliebtheit dieser Folgen ändert.

Einen ziemlich offensichtlichen Fehler gibt es dann auch in dieser Folge: O'Briens Sprünge in die Zukunft haben immer Auswirkungen auf diese. Beispielsweise verhindert er seinen eigenen Tod, da er von Bashir in der Zukunft die richtige Behandlungsmethode für seine Strahlenschäden erfährt. Bei seinem vorletzten Sprung bekommt O'Brien dagegen mit, dass die Station zerstört werden wird. Mit diesem Wissen kehrt er in seine Zeit zurück, um dann kurze Zeit später noch einen weiteren Sprung zu machen. Jetzt müsste sein Ebenbild aus der Zukunft eigentlich wissen, dass die Station bald zerstört wird, denn der andere O'Brien, welcher seine eigene Vergangenheit ist, hat dieses Wissen ja auch. Trotzdem liegt der O'Brien der Zukunft in seinem Bett, scheint sich keinerlei Sorgen um die Station zu machen und muss von seinem Ebenbild erst aufgeklärt werden.

In der deutschen Version wird Gowron, der Führer des Hohen Rates der Klingonen, von Sisko falsch als Gohron ausgesprochen.

An der Spannung der Folge gibt es nicht das Geringste auszusetzen, sie verdient eine sehr gute Bewertung.

Die Effekte sind ebenfalls erstklassig. Zwar bekommt man die ganze Folge über relativ wenig davon zu sehen, dafür darf man am Ende das erste Mal in der Serie bewundern, wie die Raumstation explodiert. Dieser äußerst gelungene Effekt sichert schon alleine eine sehr gute Bewertung. Die Ausführung war auch ziemlich teuer, da extra dafür ein neues Modell der Raumstation angefertigt werden musste.

Die Handlung kann nicht ganz mit 6 Punkten bewertet werden, denn es gibt einige wenige Ungereimtheiten, welche meistens bei Zeitreise-Episoden auftreten, außerdem hätte die Crew schon früher auf die Romulaner als Verursacher der Singularität kommen müssen. Trotzdem ist die Handlung gut erzählt und wird deswegen mit 5 Punkten bewertet.

Insgesamt macht das trotz der Abzüge bei der Handlung eine sehr gute Endwertung.

Spannung: 6 SFX: 6 Handlung: 5 Gesamt: 6
Zusammenhänge

Einige der Darsteller dieser Episode sind alte Bekannte im Star Trek Universum:

Jack Shearer, hier als romulanischer Diplomat Ruwon zu sehen, spielte bereits Botschafter Vadosia in der Episode 1.17 Persönlichkeiten. In Voyager war er als Admiral Strickler in der Episode 2.02 Der Zeitstrom dabei. Er spielte außerdem Admiral Hayes im Kinofilm "Star Trek VIII - Der erste Kontakt" und in der Voyager Folge 4.26 In Furcht und Hoffnung.

Annette Helde, in dieser Folge als Ruwons Mitarbeiterin Karina dabei, spielt außerdem Lieutenant Nadia Larkin in der Folge 7.08 Die Belagerung von AR-558. Im Kinofilm "Star Trek VIII - Der erste Kontakt" übernahm sie die Rolle einer Wache und in der Voyager Folge 4.07 Verwerfliche Experimente spielt sie Takar.

Dennis Madalone, hier in der Rolle des klingonischen Spions Atul, war bereits zu TNG-Zeiten in der Episode 1.20 Worfs Brüder als Ramos und in Folge 4.18 Der unbekannte Schatten als Chief Hendrick mit dabei. Er spielt in DS9 den Marauder in den Folgen 2.23 Die andere Seite und 3.19 Durch den Spiegel und eine Wache in 4.20 Der zerbrochene Spiegel.

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Ausdruck vom: 28. 03. 2024
Stand des Reviews: 26. 11. 2020
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds3_17.htm